Flughafen Holtenau

Wenn er weg ist, ist er weg

Kommentare

  1. Avatar von Niklas Hielscher
    Niklas Hielscher

    Vor­weg: Für mich ist es kei­ne Her­zens­an­ge­le­gen­heit, dass der Flug­platz Hol­ten­au weg­fällt. Das kur­ze Zeit­fens­ter, als man von Lübeck-Blan­ken­see aus nach Mar­seil­le und Ber­ga­mo flie­gen konn­te, habe ich ger­ne genutzt. So wie ich es mit Sicher­heit auch nut­zen wür­de, falls es inter­es­san­te Lini­en­ver­bin­dun­gen von Hol­ten­au aus gäbe. Aber das steht ja seit vie­len Jah­ren über­haupt nicht mehr zur Debatte.
    Wenn ich das pro und con­tra abwä­ge und mir vor allem über­le­ge, wo ich die Prio­ri­tä­ten sehe, muss ich sagen, dass für mich per­sön­lich eine Woh­nungs­bau­per­spek­ti­ve mehr Gewicht hat als der Erhalt eines Frei­zeit­flug­plat­zes. Und mei­ner Mei­nung nach ist die Situa­ti­on beim Woh­nungs­bau mitt­ler­wei­le 5 nach 12, so dass jede Opti­on, die nicht gleich­zei­tig eine wei­te­re Zer­stö­rung des Kie­ler Grün­gür­tels bedeu­tet, lie­ber ges­tern als mor­gen ent­wi­ckelt wer­den sollte.
    Und auch aus einer wirt­schaft­li­chen Per­spek­ti­ve, Stich­wor­te Steu­er­auf­kom­men und Wert­schöp­fung, schät­ze ich den jet­zi­gen Zustand kri­ti­scher ein als die Per­spek­ti­ve, dort Woh­nen und Gewer­be zu ermög­li­chen. Falls in fer­ne­rer Zukunft wie­der ein erhöh­ter Bedarf für einen regio­na­len Flug­ha­fen bestün­de, wür­de ich aus dem Bauch raus eher eine zivi­le Nach­nut­zung für Hohn bei Rends­burg sehen (mit mög­li­cher direk­ter Bahn­an­bin­dung von Kiel!).
    Am wenigs­ten stich­hal­tig fin­de ich die Argu­men­ta­ti­on, sich Zeit zu las­sen. Nach mei­ner Ein­schät­zung ist bereits viel Zeit ins Land gezo­gen, weil die jewei­li­gen Rats-Koope­ra­tio­nen mit grü­ner Betei­li­gung sich um eine Ent­schei­dung gedrückt haben. Ich fin­de es an sich eine gute Idee, die­sen gor­di­schen Kno­ten mit einem Bür­ger­ent­scheid zu lösen. Die Wahl­be­tei­li­gung von nur 37.2% für die jet­zi­ge Rats­ver­samm­lung (Wahl 2013) liegt im übri­gen im Bereich der von dir erwähn­ten Bür­ger­ent­schei­de. Ich hal­te es nicht für rich­tig, deren Legi­ti­mi­tät zwi­schen den Zei­len anzu­zwei­feln und auch leicht fahr­läs­sig in Hin­blick auf die Legi­ti­mi­tät der Ehren­amt­le­rIn­nen in der Ratsversammlung.
    Gut fin­de ich aber Dei­nen Hin­weis auf die Mobi­li­tät der Zukunft. Ich sehe da eine ähn­li­che Situa­ti­on wie mit dem Inter­net Ende der 90er Jah­re. Wir erle­ben der­zeit den Beginn einer tech­ni­schen Revo­lu­ti­on mit auto­no­men Ver­keh­ren bei wach­sen­der KI-Unter­stüt­zung. Da wird mög­li­cher­wei­se in 5–10 Jah­ren ver­kehrs­po­li­tisch kein Stein mehr auf dem ande­ren sein. Übel nur, wenn heu­te Ent­schei­dun­gen über Stra­ßen-Neu­bau­vor­ha­ben durch wert­vol­le Natur­räu­me getrof­fen wer­den, die bereits in 10 Jah­ren kom­plett am Bedarf vor­bei sein könn­ten. Wie als wenn man 1998 ent­schie­den hät­te, mas­siv in Fax­ge­rä­te zu inves­tie­ren. Und das betrifft lei­der auch Kiel …

  2. Avatar von Steffen Voß

    Die Grü­nen wol­len eine Bür­ger­be­tei­li­gung auch für die Bebau­ung des Plat­zes. Das bedeu­tet, dass die Woh­nun­gen dort ohne­hin vor in 6–8 Jah­ren nicht bezugs­fer­tig sind. Inso­fern hat es jetzt kei­ne Eile.
    Eile hat der Bau neu­er Woh­nun­gen. Da haben Sie recht. Die aller­meis­ten müs­sen aber ohne­hin an ande­rer Stel­le gebaut werden.
    Was mich inter­es­siert: Wer­den Sie nach Hol­ten­au zie­hen, wenn es die Woh­nun­gen dort gibt?

  3. Avatar von Niklas Hielscher
    Niklas Hielscher

    Ups, sor­ry, bin wohl zu lan­ge aus der Blogo­sphä­re raus und wuss­te nicht, dass mitt­ler­wei­le gesiezt wird … für mich als Gewerk­schafts- und SPD-Mit­glied dop­pelt ungewöhnlich 😉
    Zu Ihrer hypo­the­ti­schen Fra­ge: Woh­ne seit über 25 Jah­ren und vor allem (noch!) bezahl­bar am und beim Kie­ler „Lärm-Hot­spot“ Bar­k­au­er Kreuz im Kie­ler Süden. Lang genug, um doch Wur­zeln zu schla­gen. Die Woh­nun­gen wer­den trotz­dem so schnell wie mög­lich benö­tigt, selbst wenn die auch auf­grund der gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Bür­ger­be­tei­li­gung nicht sofort Ende Mai 2018 bezugs­fer­tig sein soll­ten. Um den Druck aus dem Woh­nungs­markt zu bekommen.

  4. Avatar von Steffen Voß

    Ich hat­te irgend­wo in Dei­nem Bei­trag ein „Sie“ gele­sen und gedacht, dass das dann auch net­ter wäre. Viel­leicht war das auch auf Face­book. Irgend­wo wur­de ich da gesiezt. 😉
    Mir geht es auch eher dar­um, dass wir ja nicht irgend­wo Woh­nun­gen brau­chen. Die Leu­te wol­len ja Innen­stadt-nah woh­nen. Oder zumin­dest nah an der Arbeit. Nur weil es irgend­wo Woh­nun­gen gibt, heißt das ja nicht, dass der Druck auf die Stadt sinkt. Es klingt dann ein wenig so: „Sol­len die­se Leu­te doch nach Hol­ten­au zie­hen, damit ich güns­tig am Blü­cher­platz woh­nen kann. Das fänd ich nicht fair.
    Und es wür­de auch wie­der neue Pro­ble­me brin­gen, weil da plötz­lich 18000 Fami­li­en zusätz­lich pen­deln, wenn da nicht auch arbei­ten mög­lich ist. Und wenn da arbei­ten mög­lich sein soll, muss das auch nen­nens­wert Arbeit sein, damit sich das bei den Pend­ler­zah­len bemerk­bar macht. Wenn aber nen­nens­wert Platz für Gewer­be vor­ge­hal­ten wird, dann ent­ste­hen da kei­ne 1800 Wohnungen.

  5. Avatar von Niklas Hielscher
    Niklas Hielscher

    Prä­fe­renz für Innen­stadt­nä­he: Teils teils. Ich hal­te sowohl Hol­ten­au als auch Fried­richs­ort mit Nähe zum Was­ser und recht guter Infra­struk­tur für super Stadt­tei­le zum Woh­nen. Gera­de für Fami­li­en mit Kin­dern bleibt doch ansons­ten häu­fig nur die Alter­na­ti­ve, gleich ins Umland zu zie­hen und dann eben jeden Tag mit dem Auto von Kirch­bar­kau, Prob­stei­er­ha­gen oder Lang­we­del nach Kiel zum Arbei­ten und Ein­kau­fen zu pen­deln. Aber in der Tat ist das Pen­deln ganz unab­hän­gig von mög­li­chen zusätz­li­chen Bin­nen­pend­lern aus Hol­ten­au ein Rie­sen­pro­blem in Kiel, mit dem ich ja prak­tisch 24 Stun­den am Tag zu tun habe. Womit wir dann halb off-topic bei einem The­ma wären, das wirk­lich eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit für mich ist: End­lich ein moder­nes Tram-Sys­tem für Kiel! 😉

  6. Avatar von Oliver Pohl

    Klas­se Artikel.
    Vie­len Dank!

  7. Avatar von von Pein Claus
    von Pein Claus

    Alles so las­sen wie es ist . Der Grün­strei­fen gehört zu Kiel.Gibt genug Bau­land am Rande.Die mer­ken doch die Ein­schlä­ge nicht mehr.Wir brau­chen unse­ren klei­nen Flug­ha­fen.( wofür wis­sen die meis­ten garan­tiert nicht.)

  8. Avatar von Steffen Voß

    @Niklas: Das Urba­ne gehört mitt­ler­wei­le ein­fach für eine gro­ße Grup­pe von Men­schen zum Lebens­stil. Du hast das Kino vor der Tür, die Kita, den Spa­ni­er und lau­ter tol­le Ange­bo­te, die Du viel­leicht gar nicht wahr­nimmst, aber als Mög­lich­keit haben willst. Ich hab da vor fast 10 Jah­ren mal zu gebloggt: https://kaffeeringe.de/440/die-reichen-ziehen-in-die-innenstadt/

  9. Avatar von Swen Wacker
    Swen Wacker

    Ich glau­be nicht, dass die flie­gen­den Autos in Pri­vat­hand aus dem Jah­re 20XX Flug­hä­fen zum Star­ten oder Lan­den brau­chen. Und wenn ja, dann wäre das Kon­zept zum schei­tern verurteilt.
    In ganz Deutsch­land gehen die Regio­nal­flug­hä­fen nach und nach Plei­te, weil die kein trag­fä­hi­ges Geschäfts­mo­dell haben.
    Die Idee, den Flug­ha­fen erst­mal da zu las­sen, weil man ja noch nicht wis­se, heißt auch, jedes Jahr Geld in eine Ein­rich­tung zu ste­cken, deren Sinn­haf­tig­keit kei­ner bele­gen kann.

  10. Avatar von Steffen Voß

    @Swen: Gibs zu: So hast du auch schon in den 1980ern argu­men­tiert, als die Stra­ßen­bahn ein­ge­stellt wur­de. 😉 Da war Kiel damals auch ein­fach nur die letz­te Stadt Deutsch­lands, die noch ihre Stra­ßen­bahn dicht gemacht hat.
    Ich glau­be nicht an so radi­kal ande­re Ver­kehrs­mit­tel wie flie­gen­de Autos für alle. Ich kann mir aber vor­stel­len, dass flie­gen so wei­ter­ent­wi­ckelt wird, dass es nicht mehr die größ­te lega­le Form der Umwelt­ver­schmut­zung ist. Immer mal wie­der gibt es Ver­su­che, den Zep­pe­lin zu reha­bi­li­tie­ren. Jetzt gibt es Elektrodrohnen.
    Wenn auf dem MFG5-Gelän­de Gewer­be ent­steht, könn­te die Mög­lich­keit des Flug­ha­fens inter­es­sant für die Unter­neh­men dort sein.
    Kei­ne Ahnung, was die Zukunft bringt. Aber der Mensch wird das Flie­gen nicht auf­ge­ben. War­um soll­ten es die Kie­ler tun?

  11. Avatar von Dirk Mirow
    Dirk Mirow

    Das ist ja eine ganz inter­es­san­te Dis­kus­si­on hier. Ich fin­de es gut, dass Stef­fen Voß sie hier so offen eröff­net. Da es mich auch inter­es­siert, möch­te ich das The­ma mit einem wei­te­ren Kom­men­tar flan­kie­ren. Ich den­ke, das lohnt sich, denn der Bei­trag von Stef­fen Voß zeigt, dass die SPD in der Fra­ge noch nicht ein­deu­tig fest­ge­legt ist. Wel­che Argu­men­te spre­chen für den Flug­ha­fen, wel­che für Woh­nungs­bau auf dem Gelände?
    Stef­fen Voß hat ja vie­le Argu­men­te in ers­ter Linie für den Flug­ha­fen ange­führt. Ich möch­te ver­su­chen, die Dis­kus­si­on wei­ter ver­tieft aus sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Sicht zu beleuch­ten. In die­sen Wochen wer­den oft Fra­gen gestellt wie: Wer braucht eigent­lich noch die Grü­nen oder die SPD? Selbst­ver­ständ­lich wird gera­de Letz­te­re gebraucht. Wenn sich die SPD ihr kla­res Pro­fil als die Arbeit­neh­me­rIn­nen­par­tei bewahrt und stets aufs Neue schärft. Die­ses hat natür­lich einen Mar­ken­kern: Sozia­le Gerech­tig­keit. Nun ist teil­wei­se zu Unrecht kri­ti­siert wor­den dies sei zu all­ge­mein und müs­se kon­kre­ter gemacht werden.
    Einer die­ser klei­nen kon­kre­ten Bau­stei­ne für sozia­le Gerech­tig­keit könn­te Woh­nungs­bau sein. Vor allem geht es um bezahl­ba­re Woh­nun­gen. In Ham­burg hat die SPD auch mit dem The­ma (bezahl­ba­rer) Woh­nungs­bau in län­ge­ren Abstän­den hin­ter­ein­an­der 2 x Wah­len gewon­nen. Es kann also ein Gewin­ner-The­ma sein. Ich möch­te das näher begründen.
    In allen grö­ße­ren Städ­ten in Deutsch­land zeich­net sich inzwi­schen Woh­nungs­knapp­heit ab. Vor allem im Bereich bezahl­ba­rer Wohn­raum für Gering­ver­die­nen­de und Tei­le der Mit­tel­schicht. Das The­ma ist seit einem hal­ben Jahr­zehnt bekannt und war vor­her­seh­bar. Lei­der auch in Kiel. Da reicht ein Blick in die Berich­te des Mie­ter­bun­des vor 5 Jah­ren, wel­che das Her­aus­fal­len von Woh­nun­gen aus der Sozi­al­bin­dung in den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren mit dem Neu­bau öffent­lich geför­der­ter Woh­nun­gen und dem Neu­bau von Woh­nun­gen ins­ge­samt ver­gli­chen sowie die Pro­gno­sen für das Wachs­tum der Städte.
    Und damit die poli­ti­sche Öffent­lich­keit fort­lau­fend über eine dra­ma­tisch wach­sen­de Lücke infor­miert haben. Auch z. B. über die Nut­zung des ehe­ma­li­gen Mari­ne­flie­ger MFG 5 Gelän­des für Woh­nungs­bau wird seit über einem hal­ben Jahr­zehnt dis­ku­tiert. War­um dau­ert es bei der abseh­ba­ren Woh­nungs­knapp­heit so lan­ge, bis die Pla­nun­gen fer­tig sind und end­lich gebaut wird?
    Die Mehr­hei­ten für ent­spre­chen­de Ent­schei­dun­gen, um dar­auf zu reagie­ren, waren auch seit fast einem hal­ben Jahr­zehnt über­wie­gend auf den poli­ti­schen Ent­schei­dungs­ebe­nen vor­han­den: auf der kom­mu­na­len Ebe­ne mit einer poli­ti­schen Mehr­heit pro bezahl­ba­ren Woh­nungs­bau in der Stadt mit SPD, Grü­nen und SSW, auf Lan­des­ebe­ne mit der glei­chen Mehr­heit und auf Bun­des­ebe­ne gibt es (un)bekannterweise eine sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Wohnungsbauministerin.
    Natür­lich wer­den, das beschreibt ja Stef­fen Voß ganz zutref­fend, der Bau von Woh­nun­gen auf dem Flug­ha­fen­ge­län­de – das Pro­blem noch nicht aus­rei­chend lösen. Aber es könn­te z. b. als Signal zei­gen, wir kön­nen auch klot­zen und haben die Dra­ma­tik des Pro­blems erkannt. Nach den Ver­säum­nis­sen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren. Lei­der beschreibt Niklas Hiel­scher in sei­nem obe­ren Kom­men­tar das Bild rich­tig, das es bei The­ma in Kiel schon eher 5 nach 12 ist. Das liegt auch dar­an, dass über das The­ma seit einem hal­ben Jahr­zehnt mit den oben genann­ten Mehr­hei­ten pro sozia­lem Woh­nungs­bau zwar dis­ku­tiert, aber nicht aus­rei­chend gehan­delt wur­de. Des­halb haben wir jetzt nicht mehr so viel Zeit. Und die Dis­kus­si­on steht in der Stadt sowie­so auf der Agen­da und wird geführt. Natür­lich ist es aus ver­schie­de­nen Grün­den schwie­rig, auf die­sem Feld schnell Erfol­ge zu erzie­len. Die Bevöl­ke­rung wählt aber Par­tei­en, um ihre Pro­ble­me zu lösen. Und will nicht über Jah­re hin­weg hören, war­um alles so schwie­rig ist. Obwohl auf den genann­ten ent­schei­den­den poli­ti­schen Ebe­nen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ent­spre­chen­de Mehr­hei­ten vor­han­den waren.
    Es reicht, sich dafür ein­mal die Zah­len bei den Bau­ge­neh­mi­gun­gen. anzu­schau­en. So waren es z. B. in 2015 rund 1.000 Bau­ge­neh­mi­gun­gen. Das war von der Gesamt­zahl ein gar nicht so schlech­tes Jahr. Soweit so gut. Es blei­ben die Zah­len für 2016 abzu­war­ten, die ver­mut­lich schon vor­lie­gen und wei­te­re ver­gan­ge­ne Jah­re zu ver­glei­chen. Ent­schei­dend ist aber dabei noch eine ande­re Zahl. Wie hoch war an den erteil­ten Bau­ge­neh­mi­gun­gen der Anteil an öffent­lich geför­der­ten Woh­nun­gen? Der betrug rund 15 % in 2015. Der immer wie­der selbst­ge­lob­te Mas­ter­plan Woh­nen, den die Stadt mit der Woh­nungs­wirt­schaft ver­ein­bart hat, hat 2 Zie­le: 1. Mehr Woh­nun­gen bau­en. 2. Mehr bezahl­ba­re Woh­nun­gen bau­en. Dabei wird ein Anteil von 30 % öffent­lich geför­der­tem Wohn­raum angestrebt.
    Nach­dem die­ses Ziel in 2015 um ca. 50 % ver­fehlt wur­de, sieht es hof­fent­lich in 2016 wesent­lich bes­ser aus. Eigent­lich hät­te es – um das ver­fehl­te Ziel von 2015 aus­zu­glei­chen – in 2016 einen Anteil von 45 % geben müs­sen. Wenn das der Fall ist, dann neh­me ich die­sen Kom­men­tar zurück. Wenn es bei nur 15 – 20 % Anteil öffent­lich geför­der­tem Wohn­raum über die Jah­re blieb und bleibt, dann ist die Fra­ge nach dem Erfolg des unter sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Feder­füh­rung ent­stan­de­nen Mas­ter­plans Woh­nens erlaubt. Seit einem hal­ben Jahr­zehnt wird dar­über dis­ku­tiert, ob die Stadt wie­der selbst bau­en soll. Jetzt end­lich wird damit begon­nen, lei­der nur kleckerweise.
    Die SPD war immer dann gut und bei Wah­len erfolg­reich, wenn sie das The­ma sozia­le Gerech­tig­keit mit wirt­schaft­li­cher Kom­pe­tenz ver­bun­den hat. Inzwi­schen wer­den auch in Kiel Fach­kräf­te gesucht und dies wird in den kom­men­den Jah­ren noch zuneh­men. Beim The­ma Fach­kräf­te geht es ja über­wie­gend nicht um Hoch­schul­ab­sol­ven­ten, son­dern Men­schen mit dua­len Berufs­ab­schlüs­sen. Dies betrifft zuneh­mend das Hand­werk, ins­be­son­de­re die Bau­wirt­schaft. Die­se Men­schen – klas­si­sche Arbeit­neh­me­rIn­nen, wel­che die SPD ver­tritt – brau­chen Woh­nun­gen, die nicht zu teu­er sind. Sie sind gute Steu­er­zah­ler. Die sich als Arbei­ter und Ange­stell­te dem Zah­len von Steu­ern nicht ent­zie­hen können.
    Woh­nungs­bau auf dem Flug­ha­fen kann mit einem gewis­sen Anteil an Gewer­be ver­bun­den wer­den. Dadurch kön­nen schnell mehr als die rund 60 Arbeits­plät­ze ent­ste­hen, die als Voll­erwerbs­ar­beits­plät­ze auf dem Flug­ha­ben vor­han­den sind. Bei einer sol­chen Mischung mit Gewer­be wür­de ich von rund 1.200 Woh­nun­gen aus­ge­hen. Das wäre ein star­ker Bei­trag gegen die Woh­nungs­knapp­heit in Kiel, die es auch in 5 Jah­ren noch geben wird, wenn die Woh­nun­gen dort schon ste­hen könn­ten. Dann muss jetzt die Ent­schei­dung fal­len, damit die Woh­nun­gen dann auch fer­tig sind. Das Bei­spiel MFG 5 Gelän­de zeigt, wie lan­ge so etwas in Kiel lei­der dau­ert. Ins­ge­samt kann so aus den genann­ten Grün­den ein sol­cher neu­er klei­ner gemisch­ter Stadt­teil in Zei­ten von Woh­nungs­knapp­heit zu einem Stand­ort­vor­teil werden.
    Und es geht hier eben auch um Gering­ver­die­nen­de mit Kin­dern wie die Kran­ken­schwes­ter, den Poli­zis­ten im mitt­le­ren Dienst oder die Hotel­an­ge­stell­te und vie­le ande­re, die auf mehr bezahl­ba­ren Wohn­raum ange­wie­sen sind. Das sind die soge­nann­ten klei­nen Leu­te, für die die SPD auch wei­ter­hin da ist. Und da der Flug­ha­fen der Stadt gehört, könn­te hier der ange­streb­te Anteil des Mas­ter­plans Woh­nen von 30 % öffent­lich geför­der­tem Wohn­raum auch sicher gestellt werden.
    Und nicht nur für eine klei­ne Grup­pe von Pri­vat­flie­gern, die in ers­ter Linie vom Flug­ha­fen pro­fi­tie­ren. Die übri­gens eher nicht SPD wäh­len. Für die jähr­lich durch den Steu­er­zah­ler rund eine hal­be Mil­li­on für den Flug­ha­fen auf­ge­bracht wer­den. Dier Erneue­rung der Lan­de­bahn steht in den kom­men­den Jah­ren auch an. Das wird auch nicht unter € 3 Mio. zu haben sein. Die SPD soll­te mit ihrer sozia­len und wirt­schaft­li­chen Kom­pe­tenz das The­ma (bezahl­ba­rer) Woh­nungs­bau auch in Kiel wie­der klar beset­zen – und inten­siv dar­über nach­zu­den­ken, dies auch für den Flug­ha­fen zusam­men mit einem Anteil an gemisch­tem Gewer­be in Erwä­gung zu zie­hen. Und dies nicht als eine offe­ne Flan­ke als Par­tei der sozia­len Gerech­tig­keit ande­ren Par­tei­en wie den Grü­nen und der Lin­ken im Kom­mu­nal­wahl­kampf überlassen.
    In der Abwä­gung der Argu­men­te pro Flug­ha­fen und pro Wohn­be­bau­ung wür­de ich mich für Woh­nungs­bau ent­schei­den. Als Chan­ce für einen neu­en Stadt­teil. Ich bin gespannt wie sich die Kie­ler SPD entscheidet.

  12. Avatar von Tim Holborn
    Tim Holborn

    Als Geschäfts­füh­rer der Rats­frak­ti­on Bünd­nis 90/​Die Grü­nen in Kiel dürf­te klar sein, wel­che Hal­tung ich ver­tre­te. Ich fin­de es aus­ge­spro­chen gut, in wel­cher Form Stef­fen die­ses The­ma ange­spro­chen hat – auch wenn unse­re Posi­tio­nen nicht all­zu vie­le Schnitt­men­gen haben. Befürworter*innen des Flug­ha­fens und einer neu­en Nut­zung die­ses wun­der­ba­ren Gelän­des haben bereits vie­le Argu­men­te genannt, die ich nicht alle wie­der­ho­len will. Min­des­tens zwei Aspek­te sind aller­dings bis­her nicht beleuch­tet worden:
    1. Kiel als flä­chen­ar­me Stadt ist nicht nur knapp an Area­len, auf denen Woh­nungs­bau statt­fin­den kann. Kiel braucht auch Flä­chen für Gewer­be, damit Arbeits­plät­ze erhal­ten und neue gewon­nen wer­den kön­nen. Rech­ne­risch ist spä­tes­tens 2018 die Nach­fra­ge nach Gewer­be­flä­chen grö­ßer als das Ange­bot, hat der OB vor eini­ger Zeit erklärt. Fak­tisch ist das längst der Fall. Auch dafür bie­tet die bis­her als Flug­ha­fen (zu wenig) genutz­te Flä­che vie­len Chan­cen, auch durch ihre Verkehrsanbindung.
    2. Die Umnut­zung des Flug­ha­fens böte auch neue Per­spek­ti­ven für das MFG-5-Gelän­de. Dort sol­len nach bis­he­ri­gem Pla­nungs­stand 27 ha für Gewer­be genutzt wer­den, weil die (mög­li­chen) Immis­sio­nen des Flug­ver­kehrs kei­ne ande­re Nut­zung zulas­sen. Ohne Flie­ge­rei könn­ten die­se Flä­chen mit ihrer fast ein­zig­ar­ti­gen Lage­gunst für Frei­zeit, Tou­ris­mus und Nah­erho­lung genutzt werden.
    Ins­ge­samt böte sich die ein­ma­li­ge Chan­ce für die Stadt­ent­wick­lung Kiels, dort lang­fris­tig Bedar­fe für Woh­nungs­bau und Gewer­be zu decken. Und dabei hät­ten wir die Chan­ce, inno­va­ti­ve Kon­zep­te umzu­set­zen, die fern­ab irgend­wel­cher Luft­fahrts­phan­ta­sien für alle zugäng­lich wären und ein Mit­ein­an­der von Woh­nen, Arbei­ten und Leben realisieren.

  13. Avatar von Steffen Voß

    Ich glau­be, es gibt nie­man­den, der sinn­vol­ler­wei­se bedin­gungs­los am Flug­ha­fen hängt. Ich selbst bin über­haupt kein Fan davon, dass inzwi­schen jeder immer über­all hin fliegt – Mee­ting in Mün­chen, Shop­ping in Lon­don… Flie­gen ist die größ­te lega­le Art, die Umwelt zu verschmutzen.
    Aber es gibt auch sinn­vol­le Anwen­dun­gen – zum Bei­spiel die Organ­trans­por­te. Der Flug­ha­fen Hol­ten­au stellt die ein­zi­ge Opti­on auf die­se Art Mobi­li­tät im Umkreis von 60 Kilo­me­tern dar. Es stellt sich des­we­gen nicht nur die Fra­ge nach dem Kie­ler Woh­nungs­markt und wir soll­ten eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Dis­kus­si­on dar­über führen.
    Ich weiß nicht, ob die Zuspit­zung eines Bür­ger­ent­scheids der Sache dien­lich ist – zumal es kei­nen kon­kre­ten Plan gibt, über den man abstim­men könn­te. Es geht in den Bür­ger­ent­scheid erst ein­mal dar­um den Flug­ha­fen dicht zu machen. Das ist mei­ne Haupt­kri­tik und ich habe eini­ge Fragen:
    Auch die Schlie­ßung des Flug­ha­fen scheint kei­ne Lösung für das grund­le­ge­ne Pro­blem der Stadt zu sein: Kiel gehen die Flä­chen aus – für Woh­nen wie für Gewer­be. Wäre es nicht lang­fris­tig sinn­vol­ler an die­sem Punkt anzu­set­zen? Denn unbe­bau­te Flä­che gibt es im Umland doch genug.
    Es ist doch absurd, wenn wird Kiel immer enger und enger bebau­en und rund her­um ist Bra­che. Wir schlie­ßen dafür den ein­zi­gen Flug­platz in der Umge­bung und selbst die Anzahl von 1800 Woh­nun­gen, die zur­zeit im Raum steht, sind nicht ein­mal annä­hernd eine Lösung für das Wohnungsproblem.
    1800 Woh­nun­gen – das ist, was die Stadt in einem Jahr bau­en müss­te! Und dann sol­len noch Pla­nungs­werk­stät­ten, Bür­ger­be­tei­li­gung und Boden­sa­nie­run­gen vor­ge­schal­tet wer­den – in wie­viel Jah­ren sind dann die Woh­nun­gen bezugsfertig?
    1800 Woh­nun­gen ohne Gewer­be – sind das 1800 Fami­li­en, die pen­deln müs­sen? 1800 zusätz­li­che Autos in der Stadt? Oder man mischt es doch mit Gewer­be – im Kon­zept der Stadt sind es dann nur noch 220 Woh­nun­gen. Dann wür­den wir den Flug­platz für 220 Woh­nun­gen auf­ge­ben. Ist es das wert?
    Ich hof­fe, dass die­se Art Fra­gen im Lau­fe des Bür­ger­ent­scheids geklärt wer­den und es am Ende nicht eine Abstim­mung über „die da oben“ wird – sowohl bei Möbel­kraft, als auch bei Olym­pia waren das ja schon star­ke Stör­mun­gen, die eine sach­li­che Dis­kus­si­on schwie­rig gemacht haben. Da müs­sen die Grü­nen ihre Part­ner im Griff behalten!

  14. Avatar von Benjamin Raschke
    Benjamin Raschke

    Moin moin,
    auch vor­weg die Info zur Per­son: Rats­mit­glied und in der SPD-Ratsfraktion.
    Die Erwä­gun­gen zum Bür­ger­ent­scheid kann ich gut ver­ste­hen – es ist auf der einen Sei­te die direk­tes Mög­lich­keit, um Poli­tik zu erle­ben und auch dar­an teil­zu­ha­ben. Aber es gibt halt auch eini­ge pro­ble­ma­ti­sche Punk­te, z.B. wer alles zur Abstim­mung geht und über­haupt die Zeit und Muße hat, sich mit der Fra­ge­stel­lung zu beschäf­ti­gen. Und was machen die­je­ni­gen, die sagen: „Wenn schon, dann soll es ein Flug­platz mit einer län­ge­ren Lan­de­bahn sein – sonst bin ich dage­gen.“ Die sind bei der geplan­ten Ja-Nein-Fra­ge geknif­fen. Poli­tik ist halt mehr als ? oder ?.
    Aber das ist das „tech­ni­sche“ Pro­blem eines Bür­ger­ent­scheids – es wären auch ande­re For­men denk­bar, aber das müss­te auf Lan­des­ebe­ne beschlos­sen werden.
    Das Argu­ment des Woh­nungs­baus auf dem jet­zi­gen Ver­kehrs­lan­de­platz emp­fin­de ich aber als Trug­bild: Selbst in dem Regio­nal­wirt­schaft­li­chen Gut­ach­ten wird eine Per­spek­ti­ve von 15 bis 20 Jah­ren auf­ge­zeigt – wenn denn alles gut läuft. Erst­mal kann man den Lan­de­platz nicht sofort schlie­ßen, den Fir­men muss eine fai­re Zeit zum Umzug gege­ben wer­den und auch der Trans­port von Orga­nen ins Uni­kli­ni­kum muss unor­ga­ni­siert wer­den. Dann kön­nen erst die Boden­un­ter­su­chun­gen statt­fin­den, denn was genau an Treib­stof­fen, Kriegs­mu­ni­ti­on usw. im Boden steckt kann nie­mand genau sagen. Das kann alle Pla­nun­gen gewiss noch mal um ein paar Jah­re zurück­wer­fen. Danach hät­te man eine nutz­ba­re Flä­che, die man zwi­schen­durch ja auch schon pla­nen kann – aber sie muss auch erst noch erschlos­sen wer­den mit Strom, Was­ser und Abwas­ser, Stra­ßen usw. Und dann, dann kön­nen dort Wohn­häu­ser gebaut wer­den. Und die wer­den allein wegen die­ses Auf­wands vor­ab auch nicht bil­lig zu bau­en sein, d.h. der Anteil an bezahl­ba­rem oder gar sozi­al geför­der­tem Wohn­raum wird eine har­te Verhandlungssache …
    Also, um es kurz zu machen: Die Ver­spre­chun­gen, die mit dem Bür­ger­ent­scheid ver­bun­den wer­den, sind aus mei­ner Sicht unrea­lis­tisch und sehr unsi­cher. Wir wis­sen ja gar nicht, ob Kiel auch 2035 gegen den demo­gra­fi­schen Trend auf Wachs­tums­kurs ist. Viel­leicht schaf­fen wir uns dann nur eine rie­si­ge Brachfläche.
    Ehr­li­cher wäre, wenn wir wirk­lich eine Dis­kus­si­on über den Ver­kehrs­lan­de­platz füh­ren – ob der geschlos­sen wird oder nicht ist ja das Haupt­an­lie­gen des Bür­ger­ent­scheids. Und ich fin­de, da gibt es gute Argu­men­te auf bei­den Sei­ten, da braucht man das Trug­bild des Woh­nungs­baus gar nicht.

  15. Avatar von Tim Holborn
    Tim Holborn

    Also, ob der The­men­kom­plex Woh­nungs­bau in Kiel ein Trug­bild ist oder nicht, mag ja jede/​r für sich selbst ent­schei­den. Ein Blick in den städ­ti­schen Sozi­al­be­richt oder den aktu­el­len Miet­spie­gel lie­fert Fak­ten jen­seits der per­sön­li­chen Befind­lich­keit. Aber, wie bereits gesagt: Es geht hier nicht nur um Woh­nungs­bau. Befürworter*innen des Bür­ger­ent­scheids spre­chen sich für ein misch­ge­nutz­tes Quar­tier aus, das kei­nes­wegs eine Außen­be­reichs­ent­wick­lung der Lan­des­haupt­stadt dar­stell­te, son­dern viel­mehr eine Lücke zwi­schen zwei Stadt­tei­len schlös­se. Und ein Bür­ger­ent­scheid zuguns­ten einer Umnut­zung näh­me natür­lich auch kei­ne Ent­schei­dun­gen vor­weg, was dort (und auf dem MFG-5-Gelän­de!) dann pas­sie­ren soll. Alt­las­ten­un­ter­su­chun­gen und Pla­nungs­pro­zes­se kön­nen übri­gens par­al­lel anlau­fen, und eine Erschlie­ßung des Gelän­des treibt kei­nem Pla­ner Angst­schweiß auf die Stirn. Bei der Ent­wick­lung der Flä­chen fal­len übri­gens – je nach Ver­wen­dungs­zweck – auch Erl­lö­se an, die sicher hel­fen wer­den, die Wirt­schaft­lich­keit sicher zu stellen.

  16. Avatar von Benjamin Raschke
    Benjamin Raschke

    Herr Hol­born, Sie argu­men­tie­ren unfair, wenn Sie unter­stel­len, ich hät­te den „The­men­kom­plex Woh­nungs­bau“ als Trug­bild bezeich­net. Ich habe sehr deut­lich geschrie­ben, dass ich das Con­tra-Flug­ha­fen-Argu­ment gemeint habe. Das ist das Trugbild.
    Anders­her­um wird ein Schuh draus: Es ist schon sehr zwei­fel­haft, wenn die aktu­el­le Woh­nungs­knapp­heit her­an­ge­zo­gen wird, um den Flug­ha­fen zu schlie­ßen. Da wird die tat­säch­li­che Not instru­men­ta­li­siert, um eine ideo­lo­gi­sche Posi­ti­on mit einer Phan­ta­sie-Lösung zu ver­knüp­fen. Dann soll man doch bit­te­schön so ehr­lich sein und die­se Con­tra-Flug­ha­fen-Posi­ti­on vertreten.

  17. Avatar von Steffen Voß

    Gen­tle­men. Bit­te bleibt fair. Bit­te unter­stellt ein­an­der kei­ne Din­ge. Dann bekommt die Dis­kus­si­on eine Rich­tung, die der Sache nicht hilft.

  18. Avatar von Tim Holborn
    Tim Holborn

    Es war nicht mei­ne Absicht, jemand etwas zu unter­stel­len. Noch woll­te ich Woh­nungs­not „instru­men­ta­li­sie­ren“. Aber es ist doch in der Poli­tik erlaubt, Lösungs­vor­schlä­ge für erkann­te Pro­ble­me vor­zu­schla­gen. Und das erfolg­reichs­te Instru­ment gegen über­teu­er­te Immo­bi­li­en­prei­se ist nun ein­mal die Schaf­fung neu­en Wohn­raums. Dazu braucht es Flä­chen, die es in Kiel abseh­bar ver­füg­bar nur noch an zwei Stel­len in grö­ße­rer Zahl gibt: im Kie­ler Süden, der dank sei­ner Struk­tur und Lage mehr­heit­lich im Bereich des Ein­fa­mi­li­en- und Dop­pel­hau­seg­men­tes Bedeu­tung erlan­gen wird; und auf dem Kom­plex Flug­ha­fen/MFG-5-Gelän­de. Im Bereich der gewerb­li­chen Flä­chen­ent­wick­lung gilt Ähn­li­ches: Die Stadt braucht Flä­chen, um die Nach­fra­ge zu befrie­di­gen. Dabei geht es kei­nes­wegs nur um neue Inves­to­ren. Auch für Bestands­un­ter­neh­men, die erwei­tern oder sich ver­än­dern wol­len, wer­den Reser­ven benö­tigt. Bes­tes Bei­spiel dafür ist die erfolg­rei­che Ver­la­ge­rung von EDUR im Stadt­ge­biet. Genau­so wie Herr Rasch­ke und ande­re bin ich der Mei­nung, dass es an der Zeit ist, über den Nut­zen der Flä­che zu dis­ku­tie­ren, die noch als Flug­ha­fen aus­ge­wie­sen ist – dar­um das Bürgerbegehren!

  19. Avatar von Dirk Mirow
    Dirk Mirow

    @ Ben­ja­min Rasch­ke, Stef­fen Voß & Tim Holborn:
    Es bleibt ein offe­ner Pro­zess. Unter uns Dis­ku­tan­ten besteht Einig­keit: In Kiel müs­sen mehr Woh­nun­gen gebaut wer­den. Und wir sind uns auch einig, es muss dabei auch in Zei­ten stark stei­gen­der Mie­ten in Kiel ein deut­li­cher Anteil höhe­rer Anteil bezahl­ba­rer Woh­nun­gen ent­ste­hen. Wir spre­chen über eine der gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen der Stadt­po­li­tik. Ich will den Aspekt bezahl­ba­rer Woh­nun­gen und Kie­ler Situa­ti­on bei öffent­lich geför­der­ten Woh­nun­gen noch­mal ganz klar deut­lich machen.
    Der Sozi­al­woh­nungs­be­stand in Kiel ist bin­nen kür­zes­ter Zeit um mehr als 50 % ein­ge­bro­chen – allei­ne um 3.280 geför­der­te Woh­nun­gen im Jah­re 2014. Von frü­her rund 15.000 Sozi­al­woh­nun­gen sind nur noch 6.200 übrig geblie­ben und die befin­den sich zum größ­ten Teil auch noch in der Hand von Finanz­in­ves­to­ren. Die­se Ent­wick­lung war für jeden abseh­bar. Der Mas­ter­plan Woh­nen strebt einen Anteil von öffent­lich geför­der­tem Wohn­raum von 30 % an. Wur­den die­se in den ver­gan­ge­nen Jah­ren erreicht? In 2015 waren es ca. 15 %. Zu 2016 ken­ne ich kei­ne Zah­len. Wer sie kennt, bit­te ein­mal hier bekannt geben.
    Der wei­te­re Abschmelz­pro­zess bei den Sozi­al­woh­nun­gen ist wegen der Dar­le­hens­til­gun­gen vor­pro­gram­miert. Wenn die Stadt 30 % der im Mas­ter­plan für die Neu­bau­tä­tig­keit vor­ge­se­he­nen 800 Woh­nun­gen mit öffent­li­cher För­de­rung errich­ten will, ent­spricht dies rund 270 neu zu bau­en­den Sozi­al­woh­nun­gen jähr­lich. Es wür­de zwölf Jah­re dau­ern, um allein nur die in 2014 ent­fal­le­nen Sozi­al­bin­dun­gen zu kom­pen­sie­ren. Der regu­lä­re Abschmelz­pro­zess wäre dabei noch völ­lig unbe­rück­sich­tigt. Hier im Bereich des man­geln­den sozia­len Woh­nungs­baus liegt der Kern der dra­ma­ti­schen Her­aus­for­de­rung für die Kie­ler Stadtpolitik.
    Bei den bei­den größ­ten inner­städ­ti­schen Bau­vor­ha­ben Schloss­quar­tier und Alte Feu­er­wa­che beträgt der Anteil an öffent­lich geför­der­ten Woh­nun­gen 0 %. Bei den Woh­nun­gen im Pro­jekt Alte Feu­er­wa­che gibt es ein paar Stu­die­ren­den­woh­nun­gen, die­se sind jedoch nicht durch öffent­li­che Woh­nungs­bau­för­de­rung ent­stan­den. War­um sol­len in einer über­wie­gend sozi­al­de­mo­kra­tisch regier­ten Stadt nicht auch Men­schen mit wenig Ein­kom­men in der Innen­stadt woh­nen können?
    Bei den Neu­bau­ten rund um das geplan­te Hols­ten­fleet setzt sich das fort, wie die KN vor weni­gen Tagen berich­te­ten. Auch dort wird es Eigen­tums­woh­nun­gen und Pent­hou­ses – für Nor­mal­ver­die­ner uner­schwing­lich – geben. Inter­es­san­ter­wei­se warnt in dem Arti­kel die Hotel­wirt­schaft in Kiel selbst davor, kei­ne Über­ka­pa­zi­tä­ten zu schaf­fen: Am Hols­ten­fleet sol­len zwei neue Hotels ent­ste­hen. Der OB sprach noch vor weni­gen Mona­ten von einem zusätz­li­chen Bedarf an Hotels für Kiel. Bei der Bebau­ung der Hörn ist der­zeit immer­hin ein Anteil von
    20 % öffent­lich geför­der­ter Woh­nun­gen vor­ge­se­hen. Das sind bei 350 geplan­ten Woh­nun­gen immer­hin 70. Hof­fen wir, dass die­se Ankün­di­gung ein­ge­hal­ten wird. Natür­lich ist es in der Innen­stadt beson­ders schwer, bezahl­ba­ren Wohn­raum zu schaffen.
    Die­se Ent­wick­lun­gen und die Zah­len ins­ge­samt zei­gen: Es wer­den ers­tens viel zu weni­ge Woh­nun­gen gebaut. Und dar­un­ter sind viel zu weni­ge öffent­lich geför­der­te. Die Bilanz ist gera­de für eine Stadt mit einer rot-grün-SSW Mehr­heit in der Rats­ver­samm­lung sehr ernüch­ternd. Es wur­de zu wenig gehan­delt. Daher ist der Hand­lungs­druck jetzt sehr stark. Und es muss in den kom­men­den Jah­ren sehr kon­se­quent und schlag­kräf­tig gehan­delt wer­den, um die Ver­säum­nis­se der Ver­gan­gen­heit wie­der aufzuholen.
    Der Wohn­bau­flä­chen­at­las, der auch vie­le klei­ne­re Flä­chen sowie Nach­ver­dich­tung mit dem Schlie­ßen von Bau­lü­cken, Bebau­ung von Hin­ter­hö­fen, Auf­sto­ckun­gen und Dach­ge­schoss­aus­bau – was nicht ein­fach sein wird und auch nicht von heu­te auf mor­gen pas­siert – vor­sieht, ist dabei ein gro­ßer Sprung nach vorn. Hier stellt sich vor dem Hin­ter­grund der oben beschrie­be­nen dra­ma­ti­schen Situa­ti­on im Bereich der Sozi­al­woh­nun­gen die Fra­ge, ob sich bei den Flä­chen des Wohn­bau­flä­chen­at­las der ange­streb­te Anteil von 30 % öffent­lich geför­der­ter Woh­nun­gen rea­lis­tisch errei­chen lässt. Daher soll­ten gera­de gro­ße Flä­chen wie der Flug­ha­fen, wo neben Gewer­be sicher 1.200 Woh­nun­gen ent­ste­hen könn­ten, nicht aus­ge­klam­mert wer­den. Auch wenn dadurch die Woh­nungs­knapp­heit in Kiel noch nicht gelöst wäre.
    Natür­lich bedeu­tet jeder Wan­del auch Ver­än­de­run­gen. Ben­ja­min Rasch­ke hat die­se beschrie­ben. Sie schei­nen mir nicht unüber­wind­bar. Dage­gen steht die Chan­ce, einen neu­en klei­nen Stadt­teil ent­ste­hen zu las­sen mit attrak­ti­vem, genos­sen­schaft­li­chem, fami­li­en­freund­li­chem Woh­nen, nach­hal­ti­gem und grü­nen Woh­nen gemischt mit Gewer­be. Mit einem gesi­cher­ten Anteil von 30 % öffent­lich geför­der­ter Woh­nun­gen, da der Flug­ha­fen der Stadt gehört. Gera­de weil ein so gro­ßes Pro­jekt den beschrie­be­nen Vor­lauf hat, muss jetzt ent­schie­den wer­den. Damit dann mit den Pla­nun­gen begon­nen wer­den kann. Die­se Chan­ce soll­te sich Kiel nicht ent­ge­hen las­sen. Und sich die Fra­ge stel­len, ob ein Flug­ha­fen für Pri­vat­flie­ger in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels eigent­lich noch zeit­ge­mäß ist, wenn Flie­gen die kli­ma­schäd­lichs­te Art der Fort­be­we­gung ist.

  20. Avatar von Dirk Mirow
    Dirk Mirow

    Hal­lo nochmal,
    ich hat­te ja hier dar­um gebe­ten, ein­mal die aktu­el­len Zah­len der zukünf­ti­gen Woh­nungs­bau­ent­wick­lung seit dem Mas­ter­plan Woh­nen – der ein Drit­tel 33 % öffent­lich geför­der­te Woh­nun­gen als Ziel anstrebt – zu pos­ten, wer sie kennt. Ich habe sie jetzt ein­mal her­aus­ge­fun­den. Sie sind der Kom­mu­nal­po­li­tik ja all­ge­mein bekannt.
    Erteil­te Bau­ge­neh­mi­gun­gen 2015:
    Gesamt:1033
    Davon öffent­lich geför­dert: 183
    Dies ent­spricht einem Anteil von ca. 18 %. Das Ziel stark ver­fehlt, aber immer hin.
    Erteil­te Bau­ge­neh­mi­gun­gen 2016:
    Gesamt: 840
    Davon öffent­lich geför­dert: 17.
    Dies ent­spricht einem Anteil von ca. 2 % %. Das ist natür­lich ein Desas­ter. Bis­lang auf im Durch­schnitt der zwei Jah­re gerech­net ein Anteil von 10 %. Für eine vor­läu­fi­ge Bilanz etwas zu früh für einen kla­ren Trend zur Ziel­er­rei­chung. Daher soll­te ruhig das zu Ende gehen­de drit­te Jahr 2017 Mas­ter­plan Woh­nen abge­war­tet wer­den für eine vor­läu­fi­ge Bilanz.
    Der Woh­nungs­bau­flä­chen­at­las für Kiel ist ein gro­ßer Sprung nach vorn. Auch wenn die neue für Woh­nungs­bau zustän­di­ge Dezer­nen­tin auf einer Ver­an­stal­tung vor eini­gen Tagen zu Woh­nungs­bau­po­li­tik schon ein­ge­räumt hat, die 33 % wür­den dort nicht erreicht wer­den. Das wür­de eben nur auf städ­ti­schen Flä­chen teil­wei­se funktionieren.
    Und die Immo­bi­li­en­wirt­schaft löst ihr mit der Unter­schrift unter den Mas­ter­plan Woh­nen das Ziel nicht ein. Viel­leicht hät­te das Ziel nicht so voll­mun­dig for­mu­liert wer­den sol­len Wobei ich mit wün­sche wür­de, dass sich die SPD im Kom­mu­nal­wahl­kampf hier auch ein kla­res Ziel für den Woh­nungs­bau im kom­men­den hal­ben Jahr­zehnt setzt.

  21. Avatar von Hartmut Schwuttke
    Hartmut Schwuttke

    Guten Tag ,
    lie­be Mit­bür­ger. Schaut Euch die Flug­feld­geg­ner doch ein­mal genau an. Es sind immer die Glei­chen han­deln­den Per­so­nen! Egal in wel­cher Par­tei, Orga­ni­sa­ti­on oder ob sie in den pseu­do Umwelt­ver­bän­den ange­sie­delt sind, sie ver­fol­gen ande­re Zie­le. Das Kie­ler Flug­feld ist nur Mit­tel zum Zweck. Ideo­lo­gie in Rein­kul­tur bestimmt ihr Leben – anders for­mu­liert: Sektierer!
    Nach mei­ner Mei­nung haben die dort Han­deln­den kein wirk­li­ches Demokratieverständnis.
    Mit freund­li­chen Grüßen
    H. Schwuttke

  22. Avatar von Steffen Voß

    Lie­ber Hartmut,
    mir sind nicht alle han­deln­den Per­so­nen bekannt – ich weiß des­we­gen nicht, wen du meinst. Die­je­ni­gen, die mir bekannt sind schät­ze ich sehr. Sie haben eine ande­re Mei­nung als ich und sie haben es nicht geschafft, mich davon zu über­zeu­gen, dass ihr Weg der rich­ti­ge ist. Aber sie bedie­nen sich Mit­teln, die legal und demo­kra­tisch gewollt sind. Ich fin­de es auch legi­tim für eine Kam­pa­gne die Fak­ten zuzu­spit­zen. Jeder von uns ist mün­dig und kann selbst wei­te­re Infor­ma­tio­nen suchen. Wer etwas will, muss nicht auch noch für die Gegen­ar­gu­men­te sorgen.
    Viel­leicht sind mir Ereig­nis­se ent­gan­gen, aber ich habe die Dis­kus­si­on bis­her als recht fair erlebt. Der ein­zi­ge Kom­men­tar, der aus dem Rah­men fällt ist Dei­ner. Wenn du etwas an Dei­ner Aus­sa­ge ändern willst, sag ger­ne bescheid.

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