Viel Verunsicherung hat die Diskussion über das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) im letzten Jahr ausgelöst. Inzwischen ist klar: Wer eine Gasheizung hat, kann sie natürlich erst einmal weiterbetreiben. Was aber passiert, wenn die Heizung kaputt geht? Auch wir von der SPD in der Wik hatten dazu Fragen und haben deswegen drei Fachleute und unsere Nachbarn aus dem Stadtteil eingeladen, um gemeinsam darüber zu sprechen.
Die Art, wie wir unsere Wohnungen heizen hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach geändert. Kohleöfen sind heute nur noch höchstens historischer Schmuck in Altbauwohnungen und die allermeisten Ölheizungen wurden gegen Gasheizungen getauscht. Nun stehen wir vor dem nächsten Umbau. Im Strom sind wir in Schleswig-Holstein schon lange auf 100 % Erneuerbare Energien – das war Anfang der 1990er noch undenkbar. Wir arbeiten nun daran, dass uns das auch beim Heizen gelingt.
Kommunale Wärmeplanung als Basis
Als erster Schritt zur klimaneutralen Wärmeversorgung wird in Kiel gerade eine kommunale Wärmeplanung aufgestellt. Dabei schauen Meike Becker und ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung der Landeshauptstadt erst einmal in Kartenmaterial und statistische Daten. So stellen sie fest, was es für Gebäude in Kiel gibt, wie gut die vermutlich isoliert sind und wie sie derzeit beheizt werden.
Daraus können sie ableiten, welche Art des Heizens in welchen Straßen in Zukunft die günstigste sein wird. Diesen Plan stellt die Stadt in der Klimawoche im September vor. Dann können alle nachschauen, was für ihr eigenes Haus in Frage kommt.
Wer Fragen zu den Plänen der Stadt hat, kann viele Infos unter kiel.de/waermeplanung finden und dort auch Kontakt zu Meike Becker aufnehmen.
Wärmepumpen, Fern- oder Nahwärme?
Mit diesem Plan kann man dann zu einem Energieberater wie unserem eingeladenen Experten Arne Engelbrecht gehen und mit ihm besprechen, wie das Eigenheim in Zukunft warm bleibt. Er beruhigte: In der Öffentlichkeit seien viele falsche Informationen beispielsweise über Wärmepumpen im Umlauf. Die seien viel besser als ihr Ruf und funktionierten auch in viel mehr Fällen hervorragend, als es die Kritiker im letzten Jahr behaupteten. Selbst auf engen Grundstücken habe er bisher immer Platz gefunden, um so ein Gerät aufzustellen.
Am einfachsten wäre es für viele vermutlich, wenn die Stadtwerke Kiel ihr Haus aus Netz der Fernwärme anschließen. Bei Fernwärme muss sich der Energielieferant – die Stadtwerke – darum kümmern, dass die Wärme aus nachhaltigen Quellen kommt. Das kann beispielsweise Erdwärme sein oder Sonnenenergie.
Nahwärme bezieht seine Energie für eine begrenzte Zahl Häuser in der Umgebung aus einem kleineren Heizkraftwerk in der Nähe. Arne Engelbrecht brachte die Idee ein, dass sich die Familien aus einer Straße zusammen tun könnten, um sich mit so einer Anlage selbst zu versorgen.
Wie kommt man an die Fernwärme?
Christina Schubert, die Mitglied der Ratsversammlung und des Aufsichtsrats der Stadtwerke Kiel ist, dämpfte allerdings die Erwartungen: Auch wenn die Fernwärmerohre in der Wik oft schon in der Straße an der nächsten Ecke lägen, sei es aufwendig, das Netz auszubauen.
Das Netz muss geplant werden und am Ende müssen echte Menschen mit Baggern anrücken und die Infrastruktur bauen. Diese Leute gibt es aber nicht unbegrenzt. Die Stadtwerke könnten pro Jahr nur ca. 350–500 Haushalte neu an die Fernwärme anschließen.
Meike Becker wies aber darauf hin, dass es sicher helfe, wenn die Anwohner einer Straße ihr Interesse bei den Stadtwerken bekundeten. In anderen Stadtteilen würden deswegen schon Unterschriften gesammelt. So eine Unterschrift sei natürlich nur eine Interessenbekundung. Verbindlich würde es erst, wenn es ein konkretes Angebot der Stadtwerke gebe.
Auf der Website der Stadtwerke Kiel gibt es auch einen Fernwärme-Check mit dem man erfahren kann, welche Möglichkeiten bereits jetzt bestehen.
Wir sind noch am Anfang
Am Ende blieben viele Fragen offen. Klar war aber die Aussicht: Im September kommt der Wärmeplan, der dann einige Punkte konkretisiert und wir stehen damit erst am Anfang der Wärmewende.
Beim Glasfaserausbau haben wir gesehen, dass es dort zu Anfang auch noch sehr um Wirtschaftlichkeit beim Ausbau ging. Weil das aber viele Menschen im Stich gelassen hat, haben Land und Bund Förderungen aufgelegt, um die Lücken zu schließen – damit alle Menschen Glasfaser-schnelles Internet bekommen können, die es wollen. Bereits jetzt kann man sich neue Heizungen mit 30 – 70 % vom Bund fördern lassen.
Die SPD Schleswig-Holstein hatte in der Landtagswahl vorgeschlagen, dass das Land massiv beim Ausbau von Nah- und Fernwärme unterstützt, eben damit sich nicht alle allein Gedanken darum machen müssen, wie ihr Haus warm wird. Dänemark zeigt, wie das geht. Nun ist die SPD nicht an der Landesregierung beteiligt und die Große Koalition aus CDU und Grünen verfolgt andere Pläne.
Klar ist, dass alle demokratischen Parteien wollen, dass alle Menschen es auch in einer CO2-neutralen Zukunft im Winter warm haben. Dass sich wirklich alle Menschen das leisten können, ist sicherlich ein besonderer Fokus der SPD.
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