Überwachungskapitalismus

Ich durchsuche nicht Google – Google durchsucht mich

Kommentare

  1. Avatar von Stefan Herwig

    Nein, das Pro­blem ist nicht der Über­ach­ungs­ka­pi­ta­lis­mus, son­denr die fak­ti­sche Unfä­hig­keit von Poli­tik und Daten­schutz (bis­her) die Rah­men­be­di­nun­gen für die­sen neu­en Aus­wuchs des Kapi­ta­lis­mus so zu set­zen, dass er effi­zi­ent ein­ge­hegt wird und nutz­ertrans­pa­rent funktioniert. 

    Mit den Heils­ver­spre­chen der Digi­ta­li­sie­rung und der Tat­sa­che, das die Netz­öf­fent­lich­keit der Poli­tik jedes Mal auf die fin­ger haut, wenn sie ihre ers­ten Regu­lie­rungs­ver­su­che mach­te, haben wir der Poli­tik einen sinn­vol­len regu­lie­rungs­wil­len und Kom­pe­tenz aberzogen.
    Wenn man einem 1 1/​2‑Jährigen Kind das Gehen bei­brin­gen wol­len, dann müs­sen wir nicht bei jedem Geh­ver­such sofort rum­brül­len, dass das alles total falsch sei. So lehrnt nie­mand gehen, und Poli­tik lernt auch nicht zu regulieren.

    Nun ist der Regu­la­ti­ons­be­darf klar ersicht­lich, aber der Sechs­jäh­ri­ge hat ja sum­mer­wei­se erst zu spät lau­fen gelernt. Das beisst uns jetzt beim ers­ten Sport­un­ter­richt in den A****. 

    Ich war mal auf einem Digi­ta­li­sie­rungs­se­mi­nar, da hat ein Pro­fes­sor für Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung über die Evo­lu­ti­on von Benut­zer­ober­flä­chen gespro­chen. Lei­der hat er den gesam­ten Bereich Big Data aus­ge­las­sen, und vor allem die Janus­köp­fig­keit der Ober­flä­chen, die auf der einen Sei­te als Inter­face extrem redui­zio­ert sind, aber das Daten­ab­sau­gungs­ba­ckend bleibt dem Nut­zer kom­plett verborgen. 

    Es sind die ers­ten Benut­zer­ober­flä­chen, die sich GEGEN IHRE Nut­zer wen­den, weil sie einen gro­ßen Teil der
    Funk­tio­nen eines Pro­gramms ode rei­ner App bewusst ver­schlei­ern. Es gilt die­se Trans­pa­rent und kon­trol­lier­bar zu machen, ansos­ten ver­sa­gen die Märk­te (Asym­me­tri­sche Infor­ma­tio­nen und Externalitäten). 

    das ist in ers­ter Linie eine poli­ti­sche Auf­ga­be, und wir soll­ten als Kun­de vor allem die Poli­tik unter­stüt­zen, ihre Auf­ga­be wahr­zu­neh­men. Jedes mal zu schrei­en, dass das Inter­net kaputt geht, wenn die­ses oder jenes regu­liert wird ist d anicht hilfreich.

  2. Avatar von Steffen Voß

    Ich tei­le die Hälf­te Dei­ner Ana­ly­se. Am Ende stimmt es, dass die Regu­lie­rung den Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus nicht begrenzt. Daten­schutz ist nicht der rich­ti­ge Hebel. Urhe­ber­recht ist nicht der rich­ti­ge Hebel. 

    Tat­säch­lich aber hat es bis vor Kur­zem wenig so kri­ti­sche Stim­men gege­ben. Noch immer fei­ern genü­gend Men­schen jedes neue Pro­dukt von Face­book, Goog­le, Apple, Ama­zon oder Micro­soft. Das Aus­maß von Kon­zern­macht begrei­fen immer vie­le noch nicht.

    Als Sig­mar Gabri­el zum Bei­spiel vor ein paar Jah­ren über eine Zer­schla­gung von Tech-Kon­zer­nen gespro­chen hat – stark im Kon­junk­tiv – ist er von der Netz­com­mu­ni­ty noch ziem­lich ver­prü­gelt worden.

    Demo­kra­ti­sche Poli­tik kann Regeln immer nur so set­zen, wie es vie­le Leu­te wol­len. Dazu kommt, dass es hier min­des­tens um euro­päi­sche, wenn nicht sogar glo­ba­le Fra­gen geht.

  3. Avatar von Stefan Herwig

    „Am Ende stimmt es, dass die Regu­lie­rung den Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus nicht begrenzt. Daten­schutz ist nicht der rich­ti­ge Hebel. Urhe­ber­recht ist nicht der rich­ti­ge Hebel.“

    Wenn du jetzt ein „momen­ta­ne“ vor die Regu­lie­rung setzt, dann stim­me ich Dir zu. Ich glau­be aber gera­de dass Daten­schutz und Urhe­ber­recht wich­ti­ge Hebel sein kön­nen, wenn sie EFFIZIENT umge­setzt wer­den. Da spas­siert aber bis­her nur halb. DSGVO hat zwar ein paar wioch­ti­ge Pflö­cke ein­ge­schla­gen, belas­tet aber klei­ne Unter­neh­men imme rnoch mehr als gro­ße, und sicher damit den „gro­ßen“ sogar ihre Wettbewerbsposition.

    Ich glau­be durch­aus, dass „Regu­lie­rung“ das Zau­ber­wort ist, sie muss nur effi­zi­ent sein. Unc ich glau­be aucvh,d ass das mög­lich ist, aber dazu müss­te der Staat auf­hö­ren, das Netz anders regu­lie­ren zu wol­leen als ande­re Wirtschaftsräume.

  4. Avatar von Stefan Herwig
    Stefan Herwig

    Ach übri­gens, den Sig­mar Gabri­el Text ken­ne ich, und er ist sehr stark gewe­sen, sei­ner Zeit vor­aus. Viel­leicht schaust du mal auf You­Tube nach Scott Gal­lo­way „The Mar­kets are fai­ling“, sder sagt das auch schon seit eini­gen Jah­ren. Ame­ri­ka­ni­scher Ökonomieprofessor.

  5. Avatar von Christian Förster
    Christian Förster

    „Die voll­stän­di­ge Ver­wer­tung des Men­schen als Roh­stoff für die Werbe-Branche.“
    Cui bono est? – Wem nutzt es?

    Der bes­te Weg dem Herr zu wer­den ist die Quel­le tro­cken zu legen.
    Ich sähe hier durch­aus eine Mischung an Möglichkeiten.
    Zum einen kann man bestimm­te Wer­be­for­men ver­bie­ten, als Bei­spiel sei die Ziga­ret­ten­wer­bung im TV genannt.
    Zum ande­ren Konkurrenz.
    Ich lese bei­spiels­wei­se mei­ne Fern­seh­zei­tung online. Track­ing & Wer­bung sind mir halt trotz­dem lie­ber als der gan­ze Papier­müll. Aller­dings haben fast alle Sen­der (mir wäre jetzt zumin­dest kei­ne Aus­nah­me bekannt) ihr Pro­gramm auch online. Wenn ich ein Pri­vat­sen­der wäre, dann habe ich ja zum einen ein Inter­es­se dar­an das die Men­schen mei­ne Sen­dun­gen schau­en, aber auch das die Wer­be­kon­kur­renz (also ande­re Anbie­ter von Wer­be­zei­t/-plät­zen) weni­ger „Besu­cher“ haben. Es wäre also durch­aus in mei­nem Inter­es­se eine eige­ne Fern­seh­zei­tung her­aus­zu­brin­gen, selbst wenn ich die Kon­kur­renz­pro­gram­me mit einblende.
    Scha­de halt das es noch nie­mand unter die­sem Aspekt betrach­tet hat, letzt­lich haben wir ja nur zwei (Privat-)Fernsehgesellschaften…

    Man muß also nicht unbe­dingt gegen die Daten­kra­ken schie­ßen – teil­wei­se wird es deut­lich ein­fa­cher auf ihre Kun­den zu zielen.

  6. […] eine Viel­zahl Unter­neh­men – viel­leicht sogar „too big to save“. Was es bedeu­tet, wenn unse­re Leben als Roh­stoff begrif­fen wer­den. Und wie sehr uns der Indi­vi­dua­lis­mus in eine Fal­le gelockt […]

  7. […] „The Social-Dile­m­­ma“ gezeigt – Shosha­na Zuboff hat dem Phä­no­men mit „Über­wa­chungs­ka­pi­ta­lis­mus“ einen Namen und eine Kri­tik entgegen […]

  8. […] Natür­lich freue ich mich dar­über, dass ver­hält­nis­mä­ßig viel Geld in Open-Source-Sof­t­­wa­re fließt. Davon hat dann nicht nur die Bun­des­ver­wal­tung etwas. Die Ergeb­nis­se lan­den dann unter Umstän­den auch bei mir auf dem Rech­ner. Aber kann es wirk­lich erfolg­reich sein, wenn Big-Tech wei­ter­hin alle poten­zi­el­len Kon­kur­ren­ten auf­kauft und die Nut­zer­schaft immer genau­er ausspioniert? […]

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