Twitter hat jetzt eigene Twitterwalls – sogenannte Eventpages. Die erscheinen, wenn man das entsprechende Tag auf twitter.com anklickt. Die normale Hashtag-Seite kommt erst nach einem weiteren Klick. Um diese allzugut integrierten Twitterwalls gibt es seit den Bundesparteitagen von CDU und SPD nun Diskussionen. Ich habe das gestern an anderer Stelle schon kommentiert. Jens Best hat nun auch dazu gebloggt und ich kann die Kritik verstehen und teile sie in einigen Aspekten auch. Der Kern des Problems liegt darin, dass wir aus der Prä-Internetwelt den Unterschied zwischen Publikationsmedien und Kommunikationsinfrastruktur kennen. Diesen Unterschied gibt es nicht mehr immer.
Kommunikationsinfrastruktur waren so reguliert, dass sie nach ganz festen Regeln Informationen von jedem an jeden transportiert haben. Beispiel: Post, Telefon. Wer sich an die Regeln gehalten hat, konnte als Anbieter hier mitmachen. Kunden wussten, wie das funktioniert. Publikationsmedien gehörten einzelnen Firmen aber auch hier war in gewisser Weise bekannt, wie BILD oder ZEIT ihre Inhalte auswählen.
Beides wächst im Internet zusammen. Natürlich ist das Internet selbst eine Infrastruktur, die reguliert ist, dass verschiedene Anbieter mitmachen können. Die Diskussion um Netzneutralität zeigt aber, wie auch hier Infrsstruktur und Medien schon vermischt werden, denn eigentlich setzt auf die Internet-Infrastruktur wieder eine Diensteinfrastruktur auf. Zum einen besteht die aus verschiedenen Publikationsmedien (z.B. Websites, FTP-Server, GIT-Repositories) oder wieder aus Infrastruktur (Mail, IRC, Jabber). Und dann gibt es diese Mischdienste: Twitter, Facebook… „Social Media“ – die bieten ihre Website als Kommunikationsinfrastruktur an.
Einige Menschen legen hier die Maßstäbe für klassische Medien an, andere die für Infrastruktur. Ist Twitter jetzt wie die Zeitung oder wie das Telefon? Keins von beidem. Aber welche Regeln sollen gelten? Denn obwohl die Eigentümer bei Zeitungen viel mehr Recht haben, den Inhalt der Zeitung zu bestimmen, als die Telefonanbieter, dürfen sie nicht alles. Das ist worauf Konrad Lischka hingewiesen hat: Trennung von Redaktion und PR.
Wichtig für eine wirklich offene Internetöffentlichkeit ist eine freie Infrastruktur. Denn nur die nutzt die Chancen des Internets. Webseiten, auf denen einfach nur Werbung klar von Inhalt und sei es User Generated Content getrennt ist, nutzen diese Chancen nicht.
Man wird nur über Konsumentenethik Twitter nicht auf Dauer davon abhalten können, den Service zu verbiegen. Durch den Netzwerkeffekt lohnt es sich einfach nicht, mit Abwanderung zu drohen. Andere Mittel hat man als nicht zahlender Kunde nicht.
Ich bezweifle, dass man eine gesetzliche Regelung finden kann, die Twitter zu einem offenen Dienst zwingt. Zumal die dann wieder mindestens auf europäischer Ebene gefunden werden muss. Aber eigentlich wäre das der einzige Weg. Das kann natürlich keine Lex-Twitter sein, sondern wird am Gedanken der Netzneutralität ansetzen müssen.
Sorry für die etwas krude gewählten Begrifflichkeiten. Ich habe beim Schreiben noch nachgedacht. Und so ganz sicher bin ich mir noch nicht.
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