Ich weiß nicht, wie lange schon über „Walled Gardens“ und „Datensilos“ diskutiert wird. Trotzdem sind jetzt alle überrascht, dass Twitter plötzlich die Schotten dicht macht und Geld verdienen will. Und ganz unerwartet wird auch Facebook nervös, wenn der Börsekurs nur den Weg nach unten zu kennen scheint. Aber statt daraus zu lernen, sucht die digitale Avantgarde nicht nach Lösungen und läuft stattdessen in die nächste, gleiche Falle.
Die Diskussionen um Twitter und Facebook werden kritischer und konkreter. Doch statt nach echten Alternativen zu suchen, wird darüber gesprochen, sich mit Google+ zu versuchen oder pinterest, App.net, branch oder Path zu nutzen. Damit rennt man doch über kurz oder lang wieder in die gleiche Falle: Die Plattform wird von einer einzigen Firma betrieben und so riesig, dass die irgendwann handfest Geld damit verdienen muss, weil in den Größenordnungen keine weiteren Investoren Geld verbrennen wollen.
Es gibt freie Alternativen. Ich habe schon häufig darüber geschrieben – Diaspora, Identi.ca, Friendica. Es gibt viele Projekte dieser Art und es kommen ständig welche hinzu. Das neueste Kind heißt Tent.
Ich kann verstehen, dass die unattraktiv sind, wenn man bei Twitter und Facebook glücklich ist. Aber wenn man dort weg will, kann man andere Maßstäbe anlegen: Wenig Kontakte wird man zu Anfang überall haben. Aber warum sollte man Energie in den Aufbau eines Netzwerks bei einem Dienst stecken, der absehbar auch wieder kommerzialisiert und unattraktiv werden wird.
Nichts gegen Kommerz: Menschen wollen Geld verdienen. Menschen wollen aber auch mit Menschen kommunizieren – und da bevorzugen die meisten von uns eine nicht komplett durchkommerzialisierte Umgebung.
Liebe Early Adopter, wenn ihr jetzt auf der Suche nach einer Alternative zu Twitter und Facebook seid, schaut Euch an, ob die Alternative Open-Source ist und ob man sich zur Not einen eigenen Server installieren könnte. Ist das nicht der Fall, solltet ihr weiter suchen. Ihr sucht ein Netzwerk und keine Plattform.
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- netzwertig: Unpopulärer Strategiewechsel: Die unangenehme Machtlosigkeit der Twitter-Kritiker
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