Seit Januar gibt es mit ActivityPub einen Standard für Soziale Netzwerke. 30 Prozent aller Internetseiten werden derzeit mit WordPress betrieben. Wenn Automattic es möglich machen würde, dass man mit ein paar Klicks Teil des Netzwerks wird, wäre das ein riesiges Soziales Netzwerk.
Den gleichen Vorschlag habe ich vor fünf Jahren schon einmal gemacht: Damals ging es noch darum, WordPress an Friendica oder Diaspora anzubinden. Inzwischen hat das World Wide Web Consortium mit ActivityPub einen offiziellen Standard für dezentrale Netzwerke verabschiedet. WordPress könnte einfach selbst zum Netzwerk werden und den Austausch mit anderen Netzwerken ermöglichen.
Statt Dropbox, Twitter, Youtube
Die freie Dropbox-Alternative Nextcloud nutzt das Protokoll bereits, um den Austausch von Dateien unter verschiedenen Installationen von Nextcloud zu ermöglichen. So kann man die eigenen Daten auf einem eigenen Server speichern, und Dateien oder Verzeichnisse für andere Benutzer auf anderen Servern freigeben. Das funktioniert sehr unkompliziert – wenn man kein Problem mit URLs hat.
Es gibt auf Basis von ActivityPub sogar schon eine verteilte Videos-Plattform. Bei PeerTube kann ich meine eigenen Videos hochladen wie bei Youtube hochladen und anderen Nutzern zur Verfügung stellen.
Mit Mastodon gibt es einen Twitter-artigen Mikroblogging-Dienst für ActivityPub. Beide lassen sich miteinander verbinden. Wer bei Mastodon einem PeerTube-Kanal folgt, sieht neue Videos wie einen Tweet mit eingebetteten Video. Kommentare von Mastodon werden als Kommentare bei PeerTube angezeigt. So wie „Web 2.0″ mal gedacht war, oder? Per API sollten alle Dienste des Internets zusammenwirken.
WordPress statt Facebook-Page
Nur mal als gedankliche Skizze: WordPress könnte eine Alternative zu Facebook-Pages sein. Die Posts sind die Blogbeiträge. Kommentieren kann man dann weiterhin über das Formular oder zum Beispiel per Mastodon-Kommentar.
WordPress könnte dann im Dashboard die Möglichkeit anbieten, dass man anderen WordPress-Blogs folgt. Das könnte so aussehen, wie ein RSS-Reader – nur mit einer Like- und einer Kommentarfunktion, mit der man als Blog auf einem anderen Blog kommentieren kann.
Wenn ich mir anschaue, dass es praktisch keine anderen Traffic-Quellen als Google und Facebook mehr gibt, könnte das eine nette Alternative sein – zumal die Reichweite von Facebook-Seiten in den letzten Monaten immer weiter reduziert wurde und man von vielen abonnierten Seiten gar nichts mehr mitbekommt.
WordPress mit seiner riesigen Nutzerschaft könnte per Fediverse zur wirklichen Community werden.
Update 6.8.2018
Es gibt eine Plugin-Sammlung, die dafür sorgt, dass die Inhalte von WordPress zum Beispiel bei Mastodon abonnierbar sind, ohne dass man einen Umweg über einen RSS-Bot gehen muss. Jedes Benutzerprofil von WordPress ist dann auch ein Benutzer im Fediverse. Bei Mastodon sucht man dann nach @benutzername@blogdomain.com und folgt dem. Profilbild, Beschreibung usw. werden automatisch aus dem WordPress-Profil übernommen. Der Benutzer sieht in Mastodon wie ein normaler Account aus.
Cool ist, dass man dafür überhaupt nichts einstellen muss. Nach dem OStatus-Plugin muss man noch das WebSub/PubSubHubbub-Plugin, das Host-Meta-Plugin, das WebFinger-Plugin, das Salmon-Plugin und das ActivityStreams-Plugin installieren. Das geht alles aus dem OStatus-Plugin, so dass es nur ein paar Klicks sind. Keines der Plugins muss irgendwie eingestellt werden. Sobald alle installiert sind, funktioniert die Fediverse-Integration. Der Autor dieser Plugins, Matthias Pfefferle, arbeitet offenbar auch schon an einem richtigen ActivityPub-Plugin.
Technisch ist das schon ganz chic. Selbst, wer nicht an das Fediverse glaubt, kann ohne Aufwand dabei sein. Mir fehlt noch der echte Eindruck eines Netzwerks. Schöne wäre ein Dashboard-Widget, das wie ein Mastodon-Client funktioniert. Eine WordPress-Installation wäre dann auch eine Mastodon-Instanz.
Ich möchte, dass ich mit meinem WordPress-Benutzer, der ja schon ins Fediverse postet, auch Leuten folgen kann. In dem Widget wird mir dann meine Timeline angezeigt, ich kann Leuten folgen und antworten. Wenn sich Diskussionen auf einen Blogpost beziehen, wird die Diskussion in den Kommentaren dargestellt. Dann könnte man sich sparen, zwei Accounts zu haben – den für die WordPress-Posts und einen, um wirklich bei Mastodon & Co. zu sein.
Wenn Du das mal testen willst, kannst Du meinen Blogbeiträgen bei Mastodon folgen: @steffen@kaffeeringe.de – Und gerne auch dort kommentieren.
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