Von jeder gekauften App gehen 30 % an Apple1 und es gibt nur einen Weg, wie man Apps auf das iPhone bekommt: Durch Apples App-Store. Bei Googles Mobilbetriebssystem Android sieht das ähnlich aus. Was könnten wir gewinnen, wenn wir diese dominante Position aufbrechen würden?
Google ist nicht ganz so strikt wie Apple. Es gibt Alternativen. Aber faktisch betreibt auch Google den einzig relevanten Marktplatz für Apps – vor allem, wenn man damit Geld verdienen will.
Google und Apple verhindern Innovation
Was aber die Situation gerade bei Apple besonders schlimm macht: Safari ist der einzige erlaubte Browser auf iPhones und iPads. Man kann andere Browser wie Firefox und Chrome installieren, aber die müssen zur Darstellung von Websites trotzdem auf das WebKit-System von Apple zurückgreifen. Gleichzeitig hat die Entwicklung von WebKit keine Priorität bei Apple. Websites anzeigen kann der Browser – viel mehr nicht.
Dabei wären die Web-Technologie inzwischen so weit, dass man sehr einfach auf extra für Android oder iPhones programmierte Apps verzichten könnte. WebApps würde man einfach einmal entwickeln und sie würden auf allen Geräten funktionieren.
Dazu müssten WebApps aber den gleichen Zugriff auf Funktionen des Smartphones bekommen können, die echte Apps haben. Das lassen aber weder Google noch Apple zu – weil sie sich damit das lukrative Geschäft mit dem 30 % Wegezoll im App-Store kaputt machen würden.
Apple hat erst kürzlich dafür gesorgt, dass Websites Benachrichtigungen auf dem Smartphone schicken können. Google schreibt in seinen Nutzungsbedingungen, dass Apps nicht einfach nur WebApps inm App-Gewand sein dürfen. Wer auf mobilen Geräte stattfinden will, muss immer mindestens zwei Apps entwickeln. Das Duopol von Apple und Google verhindert Wettbewerb und Innovation.
Widerstand formiert sich
Unter dem Namen „Open Web Advocacy“ haben sich Web-Entwicker*innen zusammengetan. Mit dem Hashtag #AppleBrowserBan organisieren sie sich, um gegen diese geschlossenen Betriebssystem vorzugehen. Sie fordern freie Wahl des Browsers und volle Unterstützung für Web-Apps:
- #AppleBrowserBan: Apples Verbot von Drittanbieter-Browsern auf iOS ist zutiefst wettbewerbsfeindlich, entzieht dem Safari/WebKit-Team finanzielle Mittel und hat in den letzten 10 Jahren Innovationen abgewürgt und verhindert, dass sich Web-Apps auf dem Handy durchsetzen.
- Tiefe Systemintegration: Web-Apps müssen zu reinen Apps werden. Apps, die mit dem freien und offenen Web entwickelt wurden, müssen gleich behandelt und integriert werden. Geschlossene und stark besteuerte proprietäre Ökosysteme sollten nicht bevorzugt werden.
- Web-App-Gleichstellung: Alle künstlichen Barrieren, die von Gatekeepern errichtet wurden, müssen beseitigt werden. Web-Apps können, wenn sie zugelassen werden, eine gleichwertige Funktionalität mit größerer Privatsphäre und Sicherheit für anspruchsvolle Anwendungsfälle bieten.
Apple steht im Vereinigten Königreich vor Gericht
Aber auch staatliche Stellen fangen an, die Marktdominanz der von Google und Apple zu hinterfragen. Die britische Wettbewerbsbehörde, die Competition and Markets Authority (CMA), hat ein Verfahren gegen Apple eingeleitet, das am 24. Januar beginnen wird. In der Untersuchung der CMA heißt es unter anderem:
„Infolge der WebKit-Beschränkung gibt es keinen Wettbewerb bei den Browser-Engines auf iOS und Apple diktiert effektiv die Funktionen, die Browser auf iOS anbieten können (insofern sie von der Browser-Engine und nicht von der Benutzeroberfläche bestimmt werden). […]
Wichtig ist, dass Apple aufgrund der WebKit-Beschränkung Entscheidungen darüber trifft, ob Funktionen nicht nur für seinen eigenen Browser, sondern für alle Browser auf iOS unterstützt werden. Dies schränkt nicht nur den Wettbewerb ein (da es das Potenzial konkurrierender Browser, sich in Bezug auf Faktoren wie Geschwindigkeit und Funktionalität von Safari zu unterscheiden, erheblich einschränkt), sondern schränkt auch die Möglichkeiten aller Browser auf iOS-Geräten ein, wodurch iOS-Nutzern nützliche Innovationen vorenthalten werden, von denen sie sonst profitieren könnten.“
Ausgang offen
Was dabei heraus kommt, weiß man natürlich noch nicht. Auch, was das dann für Google bedeutet. In den USA hat ein Gericht gerade festgestellt, dass Google mit seinem Play-Store ein illegales Monopol hat.
Ich glaube aber nicht, dass es reicht, Apple und Google dazu zu verdonnern, auch andere Browser zu unterstützen. Das war auch damals eine der Auflagen, die Microsoft bekommen hat, um nicht zerschlagen zu werden und wir alle wissen, wie unglaublich aufdringlich Microsoft den Nutzenden an jeder Stelle seinen Browser Edge aufdrängt. Kleine wie Firefox haben da kaum eine Chance.
Es kann nicht funktionieren, wenn die Betriebssystem-Hersteller selbst auch Browser entwickeln. Der Anreiz, die Nutzenden zum eigenen Browser zu drängen, ist einfach viel zu groß. Microsoft, Google und Apple müssten im gleichen Zug aufgeteilt werden, in ein Unternehmen für das Betriebssystem und eines für die Applikationen. So wie das damals für Microsoft vorgesehen war.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Monopole zerschlagen werden müssen.
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Fußnoten
- Ab einem Umsatz von 1 Mio US-Dollar pro Jahr sind es 30 % – seit 2020 müssen Apps mit geringerem Umsatz 15 % Steuer an Apple angeben. ↩︎
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