Die Mozilla-Foundation ist gerade extrem bedroht und damit auch Firefox als vorletzte Alternative zu Google Chrome. Schon in den letzten Jahren hin das Projekt zu 70% ab von dem Geld das Google dafür bezahlt hat, erste Suchmaschine im Firefox zu sein. Fefe sieht darin eine Chance für die EU hier einzuspringen und die Foundation im Namen der digitalen Souveränität der Bürgerinnen und Bürger zu retten.
Auch in der Document Foundation, die hinter LibreOffice steckt, rumpelt es. Immer größere Teile der digitalen Welt – und damit auch zunehmend der analogen Welt – teilen Google, Facebook, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft untereinander auf. Freie Software hat einen schweren Stand. Auch kommerzielle Software, die auf die Methoden des Überwachungskapitalismus verzichtet hat kaum eine Chance. Jeder potentielle Konkurrent wird aufgekauft oder nachgeahmt und zerstört.
Große Open Source Projekte brauchen Geld. Es ist aber eine Gefahr, wenn ein Open-Source-Projekt komplett von einer Firma abhängt. Gerade hat Facebook mit Mapillary eine Firma aufgekauft. Mapillary betreibt einen Streetview-Dienst auf Basis von Creative-Commons-Inhalten der Community. Eine enthusiastische Community arbeitet an einer Alternative zu einem Konzernangebot und dann kauft ein anderer Konzern das Ganze auf. Kurz zuvor hat Zoom Keybase gekauft. Was passiert, wenn Facebook Jitsi kauft und Google kauft Nextcloud?
Freie Software braucht eine stärkere Organisation. Die Wikimedia Foundation ist ein Beispiel für eine Nicht-Regierungs Organisation (NGO), die sehr viel Geld für freie Projekte einsammelt.
Es ist gut, dass es von dieser Art NGOs eine ganze Reihe kleinerer und größerer gibt – wie zum Beispiel den Open Technology Fund. Eingerichtet von der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton hat der Open Technology Fund eine ganze Reihe Projekt wie TOR, Let’s Encrypt oder den Signal-Messenger unterstützt – Projekte, die das Internet sicherer machen sollen und teilweise gerade die Arbeit von Aktivisten in nicht so freien Gesellschaften unterstützen.
Nun steht die staatliche Finanzierung des Open Technology Fund auf der Kippe – die Trump-Regierung hat andere Prioritäten.
Vorbild Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
Natürlich gibt es keine absolut sichere Möglichkeit, Freie Software unabhängig zu finanzieren und zu betreiben. Aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Gesellschaft einen wichtigen Bereich verlässlich und unabhängig von der aktuellen Regierung zu finanzieren.
Das Budget des Rundfunks kommt direkt von den Bürgerinnen und Bürgern – nicht auch Steuergeldern. Den Bedarf errechnet eine unabhängigen Kommission. In den Aufsichtsgremien sind zwar auch die Parteien vertreten, aber nur als gesellschaftliche Gruppierung wie Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften usw.
Könnte man nicht dieses Konzept weiter denken und damit auch eine öffentlich-rechtliche freie Software Infrastruktur finanzieren? Entweder als Weiterentwicklung des Rundfunk-Gedankens oder parallel dazu. Vielleicht kann man das gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union umsetzen.
So eine öffentlich-rechtliche Organisation könnte natürlich eigene Kompetenz für Software-Entwicklung aufbauen. Sie könnte aber auch die bestehenden Projekte unterstützen und damit viel dezentraler wirken als der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk mit seinem großen Apparat.
Hinweis: Diesen Artikel habe ich schon einmal am 28.6.2020 veröffentlicht. Das hier ist eine überarbeitete und aktualisierte Version.
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