Mein neues Netbook ist ein Chromebook! Die Suche nach einem ordentlichen Nachfolger für meinen EeePC war gar nicht so einfach. Am Ende wurde ich fündig, wo ich die Lösung zuletzt vermutet hätte: Bei Google.
Auf meinem alten EeePC hatte ich ernsthaft im Betrieb: Alle Ubuntu-Versionen seit 9.10, Moblin, Jolicloud, Android und zuletzt Elementary OS – dazu kommt mindestens noch einmal die gleiche Menge Linux-Derivate, die nicht so lange gehalten haben. Zusätzlich habe ich den EeePC mit Speicher nachgerüstet und die Festplatte gegen eine SSD ausgetausch. So ein Gerät wollte ich wieder haben: Eines, das wirklich mir gehört, mit dem ich machen kann, was ich will.
In der Elementary OS-Community bekam ich den Hinweis, dass das Acer C7 Chromebook eine gute Hardware für Elementary OS sei: Man kann mittels Skripten Ubuntu oder Elementary OS neben ChromeOS installieren. Man kann aber auch das BIOS mit Coreboot flashen und dann mit dem Notebook wirklich machen, was man will. Den Speicher kann man aufrüsten und die Festplatte wechseln. Zusätzlich ist das Gerät noch günstig bei Ebay zu bekommen.
Erste Experimente
Nachdem das C7 endlich per Post ankam, habe ich mir zunächst ChromeOS angeschaut. Das Betriebssystem von Google macht alles über den Browser und alles über die Dienste von Google. Ein echtes Cloud-System. Statt Programme, kann man die Apps aus dem Chrome-Store verwenden. Und die Tastatur des Geräts ist voll auf das Chrome OS ausgerichtet. Die Windows-Taste zum Beispiel ist hier eine Lupe, die zur Suchfunktion führt.
Ich habe aber keine Lust, alles über Google abzuwickeln. Also Chrubuntu installiert. Über das Script ist das nur eine Frage der Zeit. Können muss man dazu nichts. Nach der Installation hat man ein voll funktionierendes, aktuelles Ubuntu.
Das Problem: Man muss das Chromebook in den Developer-Modus versetzen, damit es das unbekannte Betriebssystem startet. Wenn man bei Start allerdings aus versehen die Leertaste drückt – wie es da steht, dann repariert sich ChromeOS und Ubuntu ist weg. Das war mir zu blöd. Das fühlt sich an, als wäre man nur Gast auf dem eigenen Laptop. Also musste ich das BIOS flashen.
Freies BIOS: Coreboot/SeaBIOS
Coreboot ist ein freies BIOS, das ohnehin schon auf dem Chromebook läuft. Allerdings in einer Variante, die ebenfalls voll auf ChromeOS ausgerichtet ist. Auch für das Flashen des BIOS’ gibt es ein Script, das alles Nötige erledigt. Nervös hat mich da gemacht, dass man das Chromebook damit auch „bricken“ kann. Und dem Script muss man mit dem Abtippen eines ganzen Satzes bestätigen, dass man den Entwickler nicht dafür verantwortlich macht, wenn das passiert. Laut Homepage ist das allerdings vor über einem Jahr zum letzten Mal passiert. Das wiederum hat mich beruhigt.
Um das BIOS zu flashen muss man das Laptop aufschrauben und einen Jumper setzen. Dazu muss man das Garantiesiegel kaputt machen – kein Problem, das hatte ich ohnehin schon tun müssen, um den Speicher von 2GB auf 8 GB aufzurüsten. Da dann meine Jumper alle nicht passten, habe ich ein kleines Stück Alufolie in die Jumperhalterung gesteckt.
Nach einige Minuten war das erfolgreich BIOS geflasht und das Netbook startet neu mit einer Meldung von SeaBIOS. Coreboot kümmert sich nämlich nur um die aller grundlegensten Funktionen und lädt dann ein richtiges BIOS, das dann das Betriebssystem startet.
Die Systemfrage
Nur war natürlich keines der beiden Betriebssysteme auf dem Rechner so installiert, dass es jetzt noch startet. Der Vorteil der Situation jetzt: Man kann ganz einfach jedes Betriebsystem installieren – so wie es früher war. Es soll sogar Leute geben, die Windows installieren.
Ich habe mir dann erst einmal die aktuelle Beta von Elementary OS Freya installiert. Immerhin hatte das Betriebsystem auf dem EeePC gute Dienste geleistet und dabei auch noch gut ausgesehen.
Leider habe ich das Touchpad nicht zum Laufen bekommen. Im mitgelieferten Kernel sind die nötigen Treiber noch nicht enthalten und ich habe es auch mit Kernel-Updates nicht hinbekommen. Das Gleiche Problem hatte ich mit der aktuellen Version von Ubuntu und der Beta von 15.04.
Ich habe dann gedacht, ich sollte erst einmal ausprobieren, ob ich das Touchpad bei der Operation nicht aus Versehen geschrottet hatte. Mit Android sollte die Google-zertifizierte Hardware eigentlich funktionieren. Leider hing die Installation und Android lies sich nicht einmal komplett installieren.
Irgendjemand müsste doch mal einen Chromebook-Remix irgendeines Betriebssystems gemacht haben dachte ich mir und machte mich auf die Suche und wurde fündig: Von Bodhi-Linux gibt es einen Chromebook-Remix. Leider ist Bodhi nicht wirklich schön. Ich hätte damit nur gerne das Touchpad einmal ausprobiert. Auch Bodhi zeigte mir ewig nur das sich drehende Logo – installierte aber nicht.
Also der nächste Versuch: Auf Google Plus folge ich seit einiger Zeit dem Ozon OS – einem Fedora-Derivat, das sich zum Ziel gesetzt hat, besonders chic zu werden. Nun gab es vor Kurzem die erste Beta und die wollte ich nun ausprobieren. Und siehe da: Zum Einen was das endlich auch mal wieder ein System, das sich auch installieren ließ und zum Zweiten ging das Touchpad! Ein voll funktionstüchtiges Betriebssystem.
Klingt kompliziert? Ist es aber nicht, wenn man es richtig herum macht und nicht so viel experimentieren muss, wie ich:
- ChromeOS in den Developer-Modus versetzen.
- Im Terminal das Skript für Coreboot laden und damit das BIOS flashen. Danach kann man beliebige Betriebssysteme per USB-Stick installieren
- Ein Betriebsystem installieren, das einen möglichst aktuellen Kernel mitbringt. OzonOS lief zum Beispiel direkt problemlos.
Das Laptop war jetzt knapp zwei Tage alt, hatte neuen Speicher und ein neues BIOS bekommen und schon ein halbes Dutzend Betriebssysteme gesehen. Nur die SSD passt leider nicht. Da muss ich mir ein flacheres Modell suchen. Kurz: Ich bin rundum zufrieden mit meinem neuen Notebook.
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