Android ist nicht nur ein Betriebssystem für Smartphones und Tablets. Eine Gruppe Entwickler pflegt ein Projekt, mit dem sich die Google Software auch auf einem normalen Computer installieren lässt. Das ist ziemlich einfach und es zeigt auch, dass Android ein paar Sachen ziemlich gut macht.
Ich weiß gar nicht, wie viele Betriebssysteme mein alter EeePC 1000h inzwischen schon gesehen hat. Ausgeliefert wurde er mit Windows XP. Und dann waren da neben Ubuntu mindestens noch Moblin und Jolicloud drauf. Nachdem der Rechner mit den Ubuntu-Updates immer langsamer wurde, war es in letzter Zeit nur noch eine Quälerei. Und das obwohl ich RAM und SSD aufgerüstet hatte. Canonicals Linux ist inzwischen einfach zu fett für das Netbook. Eine Alternative musste her. Da lief mir Android x86 über den Weg.
Android x86 gibt es, wie die meisten Linux-System als .iso. Mit UNetbootin habe ich mir das das auf einen USB-Stick gezogen. Mit dem frisch konfigurierten USB-Stick startet dann den Rechner. Das Installationsprogramm fragt, ob es die Festplatte formatieren soll und installiert dann das neue Betriebssystem. Nach relativ kurzer Zeit startet dann Android zum ersten Mal. Die Einrichtung kennt jeder, der ein Android-Smartphone hat: Sprache, Google-Account und los geht es.
Über Google Play habe ich mir dann die Apps installiert, die ich zum Teil auch auf dem Smartphone habe. Mit dem Solo Launcher, der Anbindung an OwnCloud für Kontakte und Kalender und K9 Mail sind viele wichtige Funktionen schon abgedeckt. Die meisten Apps funktionieren einwandfrei auf dem Laptop. Auf ein Problem bin ich gestoßen, als ich eine E‑Mail-Adresse eingeben wollte: Das @-Zeichen von der Tastatur wird nicht erkannt – und wie ich bei der Suche nach einer Lösung herausfand: Auch das €-Zeichen geht nicht. Dazu muss man leider Ubuntu von einem Stick booten und eine Datei nachbearbeiten. Günter Born hat das sehr gut aufgeschrieben.
The Good
Mit dem Android 4.4 lässt sich ziemlich gut arbeiten. Die Steuerung ohne Touchscreen ist ein wenig anders und manchmal nicht ganz so praktisch. Es funktioniert aber erstaunlich gut und nicht schwieriger als jeder andere Betriebssystemwechsel wohl wäre. Der Zurück-Button im Firefox ist dann nun einmal nicht an der Adresszeile, sondern unten am Bildschirmrand. Ich habe aber erst hier auf dem Laptop bemerkt, wie praktisch es ist, dass Programme Push-Benachrichtigungen senden können. Neue Mails oder Nachrichten bei Facebook oder Twitter werden direkt gemeldet. Das hat Ubuntu mit seinen WebApps teilweise auch. Unter Android funktioniert das aber richtig gut.
Toll finde ich auch, dass das Teilen von Links per Mail, Facebook, Twitter oder Google+ viel einfacher geht, als normalerweise auf dem Laptop. Ich habe den Eindruck, dass ich auf diese Weise wesentlich flotter mit dem Laptop arbeiten kann, als vorher unter Ubuntu. Und dazu gibt es noch schlaue Widgets, die mir meine Kalender-Termine und meine Aufgaben immer in Griffweite anzeigen, ohne dass ich daran denken muss, irgendwelche Programme zu starten.
Um Ubuntu oder Windows so praktisch zu konfigurieren, muss man eine Menge Zeit investieren und wissen, was man tut. Bei Android fällt das so aus der Tüte.
The Bad
Schade finde ich, dass das Laptop offenbar nicht von Google Play als Tablet anerkannt wird und mir immer die Telefon-Versionen der Apps anbietet. Twitter und Facebook gehen deswegen ziemlich verschwenderisch mit dem Platz um. Airdroid und die App der Kieler Nachrichten drehen das Bild zwangsweise und sind deswegen nicht nutzbar. Ach ja: In den Display-Einstellungen solltest Du das automatische Drehen ausschalten – sonst dreht sich das Bild nach so einer App auch nicht wieder zurück. Außerdem scheint die Sache mit dem DRM nicht zu funktionieren. Watchever wollte mir jedenfalls keine Filme zeigen.
The Ugly
Richtig blöd ist aber, dass Android für Always-On entwickelt wurde. Wenn ich das Laptop zuklappe bleibt es weiterhin an. Ich kann es nur herunterfahren oder so laufen lassen. Der Akku-Laufzeit tut das nicht gut. Apropos Akku-Laufzeit. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich habe den Eindruck, dass Android zwar ziemlich flott arbeitet. Da ruckelt und hakt nichts und die Apps starten alle super-schnell. Die CPU scheint aber gut zu tun zu haben, selbst wenn nicht viel anliegt.
Und doof ist auch, dass Android natürlich nicht dafür ausgelegt ist, dass man das Gerät an einen Beamer anschließt, um eine Präsentation zu zeigen. Da muss ich mir für den WebMontag etwas anderes überlegen.
Insgesamt bin ich mir noch nicht sicher, ob ich Android auf dem Laptop lass. Dass das Gerät nicht so einfach in den Standby geht, ist schon ziemlich nervig. Aber es sieht wirklich toll aus und die Bedienung macht echt Spaß.
Schreibe einen Kommentar