Coworking-Spaces könnten nach der Pandemie dazu führen, dass die Leute nicht mehr weit zur Arbeit fahren müssen. Sie können sich einen Schreibtisch vor Ort buchen und um die Ecke arbeiten. Darüber haben wir auch beim letzten WebMontag gesprochen.
Wer hätte vor Corona geglaubt, dass Home-Office sich in der Breite durchsetzen würde? Die Pandemie hat plötzlich ganz viel möglich gemacht. Es zeigt sich, dass es möglich ist zu arbeiten, ohne dass man jeden Tag zusammen im Büro hockt. Der persönliche Kontakt ist sicher wichtig. Aber nicht jeden Tag.
Die Leute wollen nicht wieder die Stunde im Verkehr verbringen, um zur Arbeit und zurück zu kommen. Gleichzeitig müssen wir ohnehin mit weniger Ressourcen auskommen. Es drängt sich auf, dass die Menschen weiterhin nicht unbedingt ins Büro müssen.
Home-Office ist nicht das Nonplusultra
Gleichzeitig ist es schon gut, wenn man eine ordentliche Ausstattung hat und Arbeit und Freizeit ordentlich von einander trennen zu können. Mich jedenfalls nervt es, dass ich für einige meiner Hobby weiterhin auf dem Schreibtischstuhl sitze, auf dem ich schon den ganzen Arbeitstag verbringe.
Viele Menschen haben gar nicht den Platz für einen richtigen Arbeitsplatz zu Hause. Die arbeiten seit Monaten am Küchentisch. Meinem Rücken reicht das schon nach zwei Stunden.
Nun hat die Landesregierung in Schleswig-Holstein im Sommer einen Vertrag mit Coworkland geschlossen, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig in Gemeinschaftsbüros in ganz Schleswig-Holstein arbeiten können. Coworkland ist eine Genossenschaft, in der sich Coworking-Spaces in ganz Deutschland zusammengetan haben.
Jetzt also Coworking?
Moment! Coworking-Spaces? Sind das nicht diese hippen Gemeinschaftsbüros in denen junge Menschen Start-Ups gründen? Das war zumindest bisher die gängige Assoziation. Ehrlich gesagt wusste ich deswegen mit Coworkland bis vor ein paar Monaten auch nicht allzu viel anzufangen. Ich dachte, dass die Coworking-Spaces ähnlich schlecht funktionieren wie all diese ländlichen Gründungszentren.
Jetzt ergibt es aber ganz anders Sinn: So manch ein Mitarbeiter der Landesregierung wohnt im Kieler Umland. Beispielsweise in Gettorf. In Gettorf gibt des den Coworking-Space „Gettwork“. Man kann jetzt einfach den einen oder anderen Tag dort einbuchen und arbeiten.
Ich finde, dass das eine echte Chance für Dörfer und kleine Städte ist. Seit Jahrzehnten hat sich die Verwaltung aus der Fläche zurück gezogen. Immer mehr Ämter sind zusammengelegt worden. Wer nicht ewig weit zur Arbeit fahren wollte ist weggezogen. Jetzt ist es wieder möglich, in einer kleinen Stadt zu wohnen und um die Ecke zu arbeiten.
Neue Leben für den ländlichen Raum
Dabei gehe ich davon aus, dass die Landesregierung nicht der einzige Arbeitgeber bleiben wird, der das ermöglicht. Es wird mehr dezentrales Arbeiten geben. Mal arbeitet man von zu Hause aus, mal im Coworking-Space und mal in der Zentrale. Dann ist es fast egal, wo man im Land lebt.
Wer vor Ort wohnt und arbeitet, kauft da auch den Snack für die Mittagspause ein – das Geld bleibt mehr im Ort. Es lohnt sich mehr, dort Dinge anzubieten.
Gettwork bietet 16 Arbeitsplätze. Das ist wird natürlich die Stadt nicht umkrempeln, wenn dort 16 Leute arbeiten. Aber das ist unter Umständen nur der Anfang. Noch wohnen die Menschen alle dort, wo sie vor der Pandemie und vor dem Home-Office hingezogen sind. Das könnte sich alles neu verteilen. Vielleicht mieten größere Unternehmen auch einfach dezentral eigene Räumlichkeiten an.
Das geht auch in der Großstadt
Auch die Landeshauptstadt Kiel testet gerade Coworking – allerdings eher in Form von Gemeinschaftsbüros. Denn bisher sind die Räumlichkeiten nicht offen für andere Nutzerinnen und Nutzer. Aber warum sollten sich nicht zumindest Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Behörden Räumlichkeiten teilen?
Ich bin echt gespannt, wie sich dieses Thema weiterentwickelt, wenn mehr Unternehmen solche Angebote nutzen. Was meinst Du? Kommt Coworking auf dem Land für Dich in Frage? Wo würdest Du wohnen, wenn Du die Arbeit weitestgehend vor Ort hättest?
Fotos
Und so sah es beim WebMontag aus:
Schreibe einen Kommentar