„Die Parteien unterscheiden sich doch überhaupt nicht mehr,“ heißt es immer wieder. Komisch. Denn ich habe den Eindruck, dass Leute, die in Parteien sind, das komplett anders wahrnehmen. Das Portal wen-waehlen.de zeigt, wo die echten Unterschiede liegen.
Bildung, Bildung, Bildung, Wohnungen, Arbeit, Sicherheit. Irgendwie steht doch auf allen Plakaten das Gleiche. Und schaut man in die Wahlprogramm, so findet sich bei der CDU das Thema Umweltschutz und bei den Grünen das Thema Polizei. Für viele Menschen scheint es so, als gebe es keine Unterschiede mehr zwischen den Parteien.
Nun bin ich selbst in einer Partei und ich habe den Eindruck, dass es nicht nur bei der SPD so ist, dass sich die Leute ziemlich richtig aufgehoben in ihrer Partei fühlen und eben nicht heute in der SPD und morgen in der CDU sein könnten. Für Außenstehende scheint das unverständlich zu sein und ich habe mich immer gefragt, woran das liegt.
Das Portal wen-waehlen.de hat zur Bundestagswahl die Kandidaten gefragt, welche Themen ihnen wichtig sind. Herausgekommen ist dabei ein viel besseres Abbild des politischen Angebots als es der klassische Wahl-o-Mat bietet. Der Wahl-o-Mat fragt nur „Ja“ und „Nein“ ab. Jede Partei hat eine Stimme pro Thema. Am Ende ist es mehr oder weniger Zufall, ob man die Kreuzchen so gesetzt hat, wie eine Partei.
Politik ist eine Frage der Werte
Klar, grundsätzlich haben die Kandidatinnen und Kandidaten einer Partei auch das Programm zu vertreten. Nur mit welchem Nachdruck dann der Umweltschutz in der CDU betrieben wird, das sagt der Wahl-o-Mat einem dann nicht.
Bei wen-waehlen.de ist das anders. Zunächst bekommt man eine gute Übersicht über verschiedene Werte-Fragen. Bei der SPD zum Beispiel sind das Menschenrechte auf dem ersten Platz und Heimatliebe auf dem letzten. Bei der CDU sind Innere Sicherheit und Schutz vor Kriminalität auf dem ersten Platz und Kunst, Kultur und Umweltschutz auf den letzten Plätzen.
Diese Übersicht dürfte einen ersten Anhaltspunkt liefern, welche Partei den eigenen Werten ähnlich ist.
Spannend sind aber auch die Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten im Detail. Die Beitreiber von wen-waehlen.de, Alvar und Trixy Freude, haben nämlich auch deren Haltung zu verschiedenen politischen Projekten abgefragt. Da zeigen sich in bestimmten Fragen erhebliche Unterschiede zwischen den Parteien. Die AfD ist zum Beispiel ist die einzige Partei, die mehrheitlich meint „Kernkraftwerke gehören zum Energiemix!“ – Nur FDP und AfD sind der Meinung, die Erbschaftssteuer gehöre komplett abgeschafft.
Überraschend fand ich, dass es in der CDU eine kleine Mehrheit dafür gibt, die „Ehe für alle“ wieder abzuschaffen. Diese Position vertreten sonst nur noch AfD-Kandidaten. Mehr Videoüberwachung wollen mehrheitlich nur CDU, AfD und Freie Wähler.
So kann man alle Themen durchtesten und nachschauen, welche Parteien denn nicht nur im Programm Dinge für mich stehen haben, sondern auch die Leute nominiert, die das dann überzeugt vertreten.
Ich hör in diesem Jahr noch häufiger als früher, dass es ja ach so schwer sei, zu wählen. Finde ich nicht – mal abgesehen davon, dass ich in einer Partei bin, die ich dann am Ende auch wähle. Aber mal ernsthaft: Es kommen doch nicht alle 40 Parteien in Frage. Es kommen einige in Frage, denen man auch zutraut, dass sie eine stabile Regierung bilden könnten. Dann kommen von denen nur noch ein paar in Frage, die so halbwegs auf meiner Linie liegen. Und dann hat man am Ende die Wahl zwischen 2–3 Parteien.
Und dann, Leute, ist es nicht so schwer, sich für eine davon zu entscheiden. Ihr müsst hinterher niemandem erzählen, wen ihr gewählt habt. Ihr könnt sogar etwas anderes behaupten. Klar ist es wichtig zu wählen – aber solange ihr demokratisch wählt, könnt ihr gar nicht so falsch wählen, dass das irgendwie schlimm wäre. wen-waehlen.de dürfte einen guten Anhaltspunkt für die Entscheidung bieten.
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