Gesellschaft : Frauen + Open Source

Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt bei etwa 25% – mit abnehmender Tendenz. Im Open Source Bereich ist es sogar nur 1%. Das sind so wenig ehrenamtlich engagierte Entwicklerinnen, dass es oft gar nicht auffällt, dass keine Frauen da sind. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es für die Teilnahme an Open Source Projekten keine Auswahl gibt – kein sexistischer Chef, der Frauen nichts zutraut.
Open-Source-Projekten könnte man unterstellen, Männerclubs zu sein, die den Umgang mit Frauen nicht gewohnt sind und die Diskriminierung würde subtiler stattfinden.
Natürlich ist es bedingt durch den geringen Frauenanteil ungewöhnlich, wenn eine Frau ankäme und mit programmieren will. Das wird sicher anders wahrgenommen, und die Begeisterung über die Frau im Team wäre gemischt mit Skepsis, ob die das denn überhaupt kann. Ich denke aber, dass einige Arbeitsproben die Qualität beweisen würden – ohne die wird aber üblicherweise auch kein Mann an den Code gelassen.
Sexismus?
Auch bekannte Bloggerinnen gibt es wenig – zu dem Thema maßt man eine Menge mut: Vor allem basiert die gängige Art Bekanntheit oder Relevanz von Blogs zu messen auf männlichen Maßstäben. Gerade beim Bloggen scheinen Frauen aber auch besonders mit anonymen Sexismus in Form beleidigender Kommentare konfrontiert zu werden.
Dieses offene Sexismus-Problem, das es beim Bloggen offenbar gibt, ist mir im Open Source Bereich aber nicht bekannt. Sicher gibt es da auch ab und zu Typen, die zudringlich werden. Das ist dann wohl eher per Mail – also nicht öffentlich. Warum sollte das aber im Open Source Bereich häufiger sein, als im Sportverein oder bei der freiwilligen Feuerwehr?
Wenig Frauen bei WebMontagen und BarCamps
Mir begegnet ein ähnliches Phänomen, wenn ich mit Frauen über den WebMontag spreche: Einmal im Monat treffen sich in Kiel Leute, die sich professionell mit dem Internet beschäftigen, halten sich ein paar kleine Vorträge über das, was sie gerade beschäftigt und dann wird diskutiert, geschnackt und netzgewerkt.
Die Leute sind aus total unterschiedlichen Branchen – es sind aber auch zu 95% Männer. Jede Frau kann sich wie jeder Mann im Wiki als Teilnehmerin eintragen und einen Vortrag halten oder nicht. Darüber entscheidet keine Redaktion aus Männern. Sie tun es einfach nicht.
Warum ist ein derart offenes Format wie der WebMontag oder ein Open Source Projekt unfreiwillig einer der letzten (quasi) Frauen-freien Orte?
Links
- ReadWriteWeb: Women at OSCON: Did You Notice?
- NCWIT: Women’s Declining Participation in Tech Industry
- Mädchenmannschaft: Bloggerinnen, Sexismus im Netz und Blogcharts
- Feder & Herd: Bloggende Frauen oder warum Feder & Herd nicht so populär ist wie Spreeblick
- medienelite.de: „Halt den Ball flach, Schlampe“
- ReadWriteWeb: Top 10 Videos about Women in Tech
- Wikia: Geek Feminism
Kommentare
Zu Kommentaren in Blogs halte ich Mark Bernsteins Gedanken zu dem Thema für ausgesprochen lesenswert: http://www.google.de/search?hl=de&q=site:markbernstein.org+%22blog+comments%22
10. August 2010 um 11:26 UhrIch teile seine Position (»blog comments are bad«), habe bei mir Kommentare deaktiviert und genieße es, in einem Blog gegen Kommentare in Blogs zu kommentieren. 😉
Du wirst lachen: Ich finde anonyme Kommentare auch oft blöd. Auf kaffeeringe.de sind die Kommentare aber meistens nicht anonym und fast ausnahmslos wohlmeinend. Die meisten KommentatorInnen geben Namen an, an denen zumindest ich sie erkennen kann (oder es zumindest meine sie zu erkennen). Und selbst wenn Kritik kommt, ist sie so formuliert, dass ich mich nicht beklagen möchte.
10. August 2010 um 11:36 UhrVielleicht sind Frauen in diesem Bereich gelegentlich perfektionistischer als Männer, eben weil sie auf härtere Kritik vorbereitet sind (Stichwort: „Kann die das überhaupt?“). Ich könnte mir vorstellen, das manche dann länger zögern etwas Eigenes vorzustellen, weil es in ihrer eigenen Wahrnehmung noch nicht vorzeigbar ist.
10. August 2010 um 11:44 UhrMänner sind da glaube ich schmerzfreier und zeigen auch weniger spektakuläre Sachen und tauschen sich aus, was ja im Bereich Open Source auch genau richtig ist, weil nur so Dialog entstehen kann. [/hobbypsychologisiert]
Interessentes „further reading“ dazu: http://www.tldp.org/HOWTO/Encourage-Women-Linux-HOWTO/index.html
10. August 2010 um 18:48 UhrHmm,
11. August 2010 um 21:02 Uhrwarum es wenige Frauen in OpenSource-Projekten gibt, könnte mit den Prioritäten zusammenhängen die Frauen setzen. OpenSource-Entwicklung setzt ein mehr oder weniger autistisches, hyperfokussiertes Vertiefen in ein Projekt voraus. Neben Job, Studium oder Schule. Bei unklarem Erfolg und eher diffusem persönlichen Gewinn.
Frauen halten sich oft aber lieber an sozialere Freizeitbeschäftigungen.
Selbst Frauen mit schwer autistischen Zügen sind oft noch sozialer und kontaktfreudiger als Männer.
Zudem sind viele Frauen eher ergebnisorientiert sind und fragen sich erst einmal welcher Vorteil sich für sie daraus ergibt. Ansehen und Ruhm in der Geek-Szene sind ihnen weniger wichtig.
Interessant, Mela. Einen solchen biologischen Determinismus hätte ich gar nicht erwartet. Aber wenn tatsächlich die Erklärung ist, dass Frauen einfach kein Open-Source-Gen haben, muss man sich ja auch keine Gedanken darüber machen, ob man etwas ändern muss.
11. August 2010 um 21:49 UhrWenn Frauen sich auf praktische Aufgaben nicht konzentrieren können und sich lieber um Klatsch und Tratsch und das eigene Vorankommen kümmern, dann passt das tatsächlich nicht mit einem ehrenamtlichen Engagement zusammen. 😉
Da hast du mir aber einige Wort im Mund herumgedreht.
18. August 2010 um 12:39 UhrNein hat er nicht. Er hat dir einfach nur deine feminstisch geprägte Argumentation, der Männer oft begegnen, vor Augen geführt. Was ist es jetzt? Sind Männer jetzt authistisch und daher besser für Open Source geeignet, oder ist es der Sexismus der Männer, der Frauen fernhält.
18. März 2014 um 11:47 UhrEinmal so und dann wieder so argumentieren, ist nicht redlich.