Viele klassische Vereine beklagen Mitgliederschwund und Nachwuchssorgen – ehrenamtliches Engagement ist aber eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Panik: Das Engagement verlagert sich ins Internet.
Am 13. Mai 2009 trafen sich im Berliner Willy-Brandt-Haus Menschen aus ganz Deutschland unter dem Motto „Freiwillig – im Dienste der Gesellschaft“ – doch auch da fehlte leider eine große Gruppe: Diejenigen, die sich im Internet engagieren.
Der „Clan“ als Schützenverein2.0
Heutzutage gründen Jugendliche ihre Vereine selbst. In Online-Clans oder ‑Gilden schließen sich begeisterte Computerspieler zusammen und organisieren ihren Spielbetrieb: Regelmäßige Trainings werden angesetzt, Wettkämpfe mit anderen Clans vereinbart und um die Homepage muss sich auch jemand kümmern.
Dann benötigt man einen gemeinsamen Server, um die Wettkämpfe austragen zu können. Dazu müssen Beträge erhoben und eingezogen werden. Neulinge müssen angeworben und in das Team integriert werden. Kommt es zu Streits, müssen die ausgetragen und ausgehalten werden.
All das organisieren oft Jugendliche ohne die Anleitung Erwachsener und meistens klappt das auch richtig gut. Wahrgenommen wird das öffentlich nicht. Nur wenn man wieder ein Jugendlicher Amok gelaufen ist, stehen sie alle gemeinsam der Kritik einer alten Machtelite gegenüber.
Open-Source-Projekte sind die neuen Genossenschaften
Als wir damals unseren Verein gegründet haben, konnte sich das Amtgericht Charlottenburg nicht vorstellen, dass jemand in seiner Freizeit und kostenlos eine Software entwickeln könnte. Tun wir aber – tun ganz viele Menschen. Das halbe Internet basiert auf freier Software, die größtenteils von Menschen in ihrer Freizeit entwickelt wurde. Zum Teil wird das auch noch als „Kommunismus“ skeptisch beäugt.
Zum großen Teil sogar in internationalen Teams werden hier Software-Projekte gestemmt, die für viele Firmen viel zu aufwändig werden und die durch ihre freie Verfügbarkeit wiederum viel ehrenamtliche Arbeit unterstützen kann. Mit einer Software wie Zikula, die von freien Entwicklern ehrenamtlich entwickelt wird, lassen sich kostengüstig auch ehrenamtlich Internetseiten wie foerdefluesterer.de betreiben – eine Internetseite, auf der Kieler ehrenamtlich über das berichten, was in ihrer Stadt passiert. In den Auflistungen ehrenamtlicher Tätigkeiten fehlt Bürgerjournalismus eigentlich immer.
Hoffentlich finden diese Art Arbeit bald eine angemessene Anerkennung auch außerhalb der jeweiligen „Szenen“. Sie fördern nicht weniger als der Fußballverein das Verantwortungsgefühl für Andere.
Foto: mischkaarndti, photocase.com
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