Die Demokratie ist unter Druck. Nicht nur in Deutschland. In vielen Ländern sind Populisten und Rechtsextreme auf dem Vormarsch. Wie man diesen Vormarsch aufhält, erklärt der US-Geschichtsprofessor Timothy Snyder in zwanzig Lektionen für den Widerstand in „Über Tyrannei“.
„Wir leben nur scheinbar in einer Demokratie. Tatsächlich haben die Bürger nichts zu sagen.“
Dieser Aussage haben in einer Allensbach-Befragung fast ein Drittel der Befragten zugestimmt. Bei all dem, was sich tatsächlich an demokratischer Praxis in Deutschland verbessern ließe: Eine demokratische Gesellschaft lebt ganz sicher nicht alleine davon, dass die Leute alle paar Jahre mal ein Kreuz machen. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten, unser Zusammenleben mitzubestimmen.
Eine demokratische Gesellschaft ist durch und durch demokratisch. Bei uns bedeutet das, dass sich Menschen bereit erklären, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur im Bundestag, sondern vor allem als Schülervertreter*innen, im Elternbeirat, im Betriebsrat, in Vereinen, Verbänden und Religionsgemeinschaften, als Schöffen oder ehrenamtliche Richter.
Es fängt mit der eigenen Haltung an. Bei der geben die zwanzig Lektionen von Timothy Snyder eine gute Orientierung:
- Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam.
- Verteidige Institutionen.
- Hüte dich vor dem Einparteienstaat.
- Übernimm Verantwortung für das Antlitz der Welt.
- Denk an deine Berufsehre.
- Nimm dich in Acht vor Paramilitärs.
- Sei bedächtig, wenn du eine Waffe tragen darfst.
- Setze ein Zeichen.
- Sei freundlich zu unserer Sprache.
- Glaube an die Wahrheit.
- Frage nach und überprüfe.
- Nimm Blickkontakt auf und unterhalte dich mit anderen.
- Praktiziere physische Politik.
- Führe ein Privatleben.
- Engagiere dich für einen guten Zweck.
- Lerne von Gleichgesinnten in anderen Ländern.
- Achte auf gefährliche Wörter.
- Bleib ruhig, wenn das Undenkbare eintritt.
- Sei patriotisch.
- Sei so mutig wie möglich.
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