Debatte

Der Vormarsch der Rechten

Kommentare

  1. Avatar von Martin Laetzel
    Martin Laetzel

    Dan­ke für den Text, eini­ge Anmer­kun­gen mei­ner­seits. Ich den­ke, dass sich die Unter­tei­lung in „Rechts“ und „Links“ eben­so erle­digt hat, wie eine kla­re Zuschrei­bung des­sen, was „kon­ser­va­tiv“ ist. Wir müs­sen in neu­en Kate­go­rien den­ken. Dazu gehört auch für die Poli­tik, nicht in Ideo­lo­gien zu den­ken und Ehr­lich­keit zu zei­gen. Im Text „Angst vor der Ver­än­de­rung“ kommt das gut zum Aus­druck. Heißt, rei­nen Wein ein­zu­schen­ken. Ja, es wer­den wei­ter Flücht­lin­ge zu uns kom­men. Grund ist der Kli­ma­wan­del, den wir mit ver­ur­sacht haben. Ja, wir wer­den tei­len müs­sen. Das hat Aus­wir­kun­gen auf unse­ren Wohl­stand. Nein, unend­li­ches Wachs­tum ist nicht mög­lich. Ja, die Glo­ba­li­sie­rung führt zu Ver­net­zun­gen und wir müs­sen sie gestal­ten. Vor allem haben wir in den ver­gan­ge­nen Jah­ren den Ein­druck erweckt, die EU sei pri­mär eine Wirt­schafts­uni­on. Jetzt gilt es, Wer­te zu beto­nen. Wir brau­chen gemein­sa­me Ideen, die Zukunft zu gestal­ten. Das ist natio­nal nicht zu rea­li­sie­ren. Nur mit gemein­sa­men Lösun­gen. Und die sind nicht rechts oder links. Das bedeu­tet für mich auch, die Nöte der Men­schen ernst zu nehmen.

  2. Avatar von Steffen Voß

    „Kon­ser­va­tiv“ kommt von „kon­ser­vie­ren“ – das bestehen­de Erhal­ten. Es gibt in jeder Gesell­schaft die­je­ni­gen, die aufs Gas drü­cken und es gibt die, die lie­ber brem­sen. Und manch­mal bremst bei dem einen The­ma, wer beim ande­ren The­ma aufs Gas drückt. Wer aber zum Kon­ser­vie­ren ten­diert, ist kon­ser­va­tiv. Das ist zunächst ein­mal eine neu­tra­le Beschei­dung. Ob man den Begriff „kon­ser­va­tiv“ posi­tiv oder nega­tiv fin­det, liegt im Auge des Betrachters.
    Kon­ser­va­ti­vis­mus wird klas­sisch mit „rechts“ bezeich­net. Und Pro­gres­si­vi­tät mit „links“. Das ist also nur ein poli­ti­scher Ali­as für Phä­no­me­ne, die es in jeder Gesell­schaft gibt – klingt halt net­ter als „vor­ne“ und „hin­ten“ und ori­en­tiert sich des­we­gen an der Sitz­ord­nung der Parlamente.
    Ähn­li­ches gilt für den ver­pön­ten Begriff der „Ideo­lo­gie“. Die Din­ge, die Du auf­zählst, sind Fak­ten. Oder zumin­dest von vie­len geteil­te Annah­men, die es zu so einer Art Fak­ten macht. An denen ist nichts links oder rechts. Da hast Du recht. Rechts oder links ist, wel­che Schlüs­se man dar­aus zieht: Du sagt, die Glo­ba­li­sie­rung müs­se man gestal­ten. Ein ande­rer Schluss könn­te aber auch sein, sich der Glo­ba­li­sie­rung zu ent­zie­hen und ver­mehrt auf das Natio­na­le zu schau­en – das bekann­te, das altbewährte.
    Ideo­lo­gie bedeu­tet doch nur, dass die Ideen einer Logik fol­gen. D.h. dass man nicht jedes Pro­blem ein­zeln prag­ma­tisch auf die ein­fachs­te Art löst, son­dern dass man dar­auf ach­tet, dass die Lösung für Pro­blem A nicht gleich zum Pro­blem B beiträgt.
    Wenn Du also der Mei­nung bist, es gibt einen Kli­ma­wan­del, gegen den man etwas tun kann – es gibt Leu­te, die hal­ten das schon für Ideo­lo­gie. Und Du bist der Mei­nung, dass das der Grund für viel Flucht und Ver­trei­bung auf der Welt ist, dann soll­test Du im Kampf gegen den Kli­ma­wan­del nur sol­che Mit­tel in Betracht zie­hen, die nicht ihrer­seits für Flucht und Ver­trei­bung sorgen.
    Flug­rei­sen sind die schlimms­te lega­le Metho­de, CO2 zu pro­du­zie­ren? Gleich­zei­tig bist Du aber auch für Rei­se­frei­heit und Selbst­ver­wirk­li­chung. Flug­rei­sen nicht zu ver­bie­ten ist genau­so ideo­lo­gisch, wie es das wäre, wenn man es täte. Die Fra­ge ist halt, wel­cher Ideo­lo­gie Du folgst. Man muss sei­ne Ideo­lo­gie ken­nen und ihre Schwä­chen. Und dann muss man abwägen.
    „Ideo­lo­gie“ hat einen schlech­ten Ruf, weil es auch sehr schlim­me Ideo­lo­gien gibt, die im 20. Jahr­hun­dert viel Schlech­tes getan haben. Wir alle sind geprägt von ande­ren Men­schen und schon das ist eine Ideologie.

  3. Avatar von Udo

    Gera­de im Sinn einer kla­ren Abgren­zung hilft nicht nur Klar­text, son­dern auch Sym­bol­po­li­tik; Sym­bol­po­li­tik als sol­che hat es mit der Frau­en­quo­te in Auf­sichts­rä­ten ins Koali­ti­ons­pro­gramm geschafft, die Ehe für alle ist auf der Stre­cke geblieben.
    Das Pro­blem ist, das wir uns in vie­len Punk­ten eben nicht von der kon­ser­va­ti­ven Kon­kur­renz unter­schei­den, und den Boden, den wir gut gemacht haben, nur für Mer­kel beackern. Wem wird denn zum Vor­wurf gemacht, Waf­fen in alle Welt zu lie­fern, obwohl Mer­kel letzt­lich die Ent­schei­dung dar­über getrof­fen hat? Sig­mar. Wem wird fern­ab sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Sonn­tags­re­den die gefühl­te Sta­gna­ti­on in der Ukrai­ne ange­krei­det? Frank-Wal­ter. Wer hat 2 Mil­lio­nen Aus­nah­men vom Min­dest­lohn zuge­las­sen? Betrof­fe­ne schau­en in die Röh­re und nei­disch auf den Rest – auch den für Nied­rig­löh­ne wie den Min­dest­lohn ackern­de, in die­sen Teil der arbei­ten­den Bevöl­ke­rung wird auch ein Keil getrie­ben, den die­je­ni­gen wie­der undif­fe­ren­ziert von Andrea und unse­rer SPD in sie hin­ein getrieb­ne sehen.
    Die Bei­spie­le kann ich lei­der unbe­grenzt fort­füh­ren, und erst die Pra­xis der vie­len rich­ti­gen und wich­ti­gen Punk­te im Regie­rungs­pro­gramm wird zei­gen ob wir dar­aus poli­tisch Pro­fit ziehen.
    Aber ohne unter­scheid­ba­re Poli­tik, wie beim Schlag­wort „Homo­ehe“, wird der gute Teil Mer­kel und ihrer „Uni­on“ zuge­rech­net. Und für alles Schlech­te wer­den wie­der wir ver­ant­wort­lich gemacht.
    Durch­schnitt­lich 3 Sekun­den ver­ge­hen bei einem Blick­kon­takt mit einem Wahl­pla­kat; ver­mut­lich ver­brin­gen die meis­ten poli­tisch nicht beson­ders inter­es­sier­ten nicht mehr als ein paar Stun­den im Jahr mit Poli­tik, so sie nicht direkt betrof­fen sind. Zu denen müs­sen wir halt auch mit wenig Wor­ten und Taten vor­drin­gen, denn bei der Uni­on reicht das Mer­kel zur Weih­nach­ten ihren Dackel­blick in die Kame­ra rich­tet und bezeugt das alles gut sei. Wie Kohl damals, nur hof­fent­lich nicht 16 Jah­re lang.

  4. Avatar von Martin Laetzel
    Martin Laetzel

    Ich fin­de das The­ma „Sche­ma­ta“ durch­aus ver­tie­fens­wert. Was ist „Kon­ser­va­tiv“? Kon­ser­va­tiv heißt für mich, tra­dier­te Wer­te zu bewah­ren. Dazu gehö­ren für mich Frei­heit und Ver­ant­wor­tung, Soli­da­ri­tät und Gerech­tig­keit, Frie­den und Bewah­rung der Umwelt. Eine sol­che Defi­ni­ti­on ist aller­dings augen­schein­lich nicht ver­ein­bar mit „Rechts-Links-Den­ke“. Wenn ich von „Ideo­lo­gie“ spre­chen, dann von ein­ge­fah­re­nen Pfa­den, wie Pol­tik oft läuft. Da bin ich dann aus Prin­zip dage­gen, nur weil es eine Idee vom pol­ti­schen „Geg­ner“ kommt. Viel­leicht bedeu­tet Glo­ba­li­sie­rung und Ver­net­zung auch, mehr gemein­sa­me Lösungs­an­sät­ze zu ver­wirk­li­chen. Die eigent­li­che Balan­ce besteht indes dar­in, gleich­zei­tig Wer­te zu leben (s.o.) und sie nicht ganz dem Prag­ma­tis­mus zu opfern.

  5. Avatar von Steffen

    @Martin: Da bist Du mit Dei­nem Begriff von Kon­ser­va­ti­vis­mus auf der Sei­te des Wer­te­kon­ser­va­ti­vis­mus: https://de.wikipedia.org/wiki/Wertkonservatismus
    Den Leu­ten in Dres­den geht es aber nicht um Wer­te, son­dern dar­um, dass sich das Land nicht ver­än­dert. Ali soll da blei­ben, wo er her­kommt. Und Frau­en sol­len auch nicht mehr wol­len, als sie jetzt schon haben. Das nennt man dann Strukturkonservativismus.
    Aus Dei­ner wei­te­ren Ein­stel­lung schwingt so ein wenig der Wunsch nach einem brei­ten, gesell­schaft­li­chen Kon­sens mit und die Idee, dass es immer eine bes­te Lösung für alle geben kann. Das fin­de ich scha­de, weil es im Kern auch dem Plu­ra­lis­mus und dem Ideen­streit in der Demo­kra­tie zuwi­der läuft.
    Eine Unter­neh­me­rin hat nun ein­mal ande­re Inter­es­sen als ein Arbeits­lo­ser. Wenn man immer gleich in der Mit­te anfängt zu dis­ku­tie­ren, dann ver­tritt man weder die Unter­neh­me­rin noch den Arbeits­lo­sen. Poli­tik muss aber all die­se Inter­es­sen ver­tre­ten. Par­tei­en müs­sen Par­tei ergrei­fen. Was die Mit­te ist, muss dann aus­ge­han­delt werden.
    Eini­ges von dem „wie Poli­tik läuft“ liegt auch dar­an, wie die Men­schen Poli­tik wahr­neh­men. Sprich mal mit den Pira­ten drü­ber. Die woll­ten sich ja ursprüng­lich nur nach Inhal­ten und nicht nach Absen­dern rich­ten. Damit fin­den sie in der Bericht­erstat­tung aber nicht statt. Schon gar nicht, wenn sie nicht ein­heit­lich abstimmen.
    Und Poli­tik in Par­la­men­ten ist letz­ten Endes auch nicht mit der Art zu ver­glei­chen, wie Du und ich abma­chen wür­den, wohin wir zusam­men in den Urlaub fah­ren. Da sit­zen Leu­te, die sehr vie­le Men­schen ver­tre­ten sol­len: https://kaffeeringe.de/2993/die-parteien-wirken-bei-der-politischen-willensbildung-des-volkes-mit/
    Ich glau­be, des­we­gen wirkt das so fremd.

  6. Avatar von Patrick
    Patrick

    Hal­lo Stef­fen, lei­der tun ARD und ZDF der Dis­kus­si­on um PEGIDA kei­nen Gefal­len, wenn sie Islam-kri­ti­sche Bür­ger, die sich nach Berich­ten über die „Scha­ria-Poli­zei“ zusam­men­ge­fun­den haben, um ihren Ängs­ten und ihrer islam­kri­ti­schen Hal­tung Aus­druck zu ver­lei­hen, nicht als legi­ti­me Gegen­re­ak­ti­on ein­ord­nen, son­dern die­se Men­schen äußerst undif­fe­ren­ziert als frem­den­feind­lich verunglimpfen.
    Der Kern des Pro­blems ist aus mei­ner Sicht ein Islam, der die Unter­wer­fung der Nicht­gläu­bi­gen zum Ziel hat. Der Prä­si­dent des Bun­des­am­tes für Ver­fas­sungs­schutz, Hans-Georg Maa­ßen, bezeich­net Sala­fis­ten jeden­falls als die „am stärks­ten wach­sen­de extre­mis­ti­sche Bewe­gung in Deutsch­land“. Auch die äußerst hef­ti­gen Reak­tio­nen auf die Moham­med Kari­ka­tu­ren haben mir als Athe­is­ten schon zu den­ken gege­ben: http://europenews.dk/de/node/65251
    Ich kann nur der Ana­ly­se der Schrift­stel­le­rin Moni­ka Maron zustim­men, die vor Weih­nach­ten nach Dres­den gefah­ren ist, um sich sel­ber ein Bild von den Demons­tra­tio­nen zu machen:
    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article135973630/Pegida-ist-keine-Krankheit-Pegida-ist-das-Symptom.html
    Gruß,
    Patrick

  7. Avatar von Udo

    @Patrick: Das der geschätz­te Herr Innen­mi­nis­ter nach­plap­pert was ihm sei­ne Unter­ge­be­nen auf­schrei­ben ist weder neu noch einem Lager vor­be­hal­ten: Schmidt hat als Kanz­ler die Rol­le gegen die RAF über­nom­men und Schi­ly war der kras­ses­te Innen­mi­nis­ter bis­her. Es ist schlicht der Job die­ser Kon­ser­va­ti­ven Angst zu schü­ren, denn nur Furcht ver­schafft denen Respekt. Die alte Schu­le beher­zigt Auge um Auge, Zahn um Zahn, ganz ohne Augen­maß oder Weit­blick. Was sie dabei nicht beden­ken: Ohne das har­te Vor­ge­hen gegen Lin­ken hät­te es in Deutsch­land kei­ne lin­ke Bewe­gung geschafft bin­nen so kur­zer Frist das Herr­schafts­sys­tem in Fra­ge zu stel­len, das sich noch aus dem Drit­ten Reich hin­über geret­tet hat­te. Und ohne den „Krieg gegen den Ter­ror“ wäre 9/​11 ein tra­gi­scher Anschlag gewe­sen, hät­te aber kei­nes­wegs ein glo­ba­ler, asyn­chro­ner Krieg wer­den müs­sen. Die­se Feld­zü­ge, ob schwei­gend durch die deut­schen Innen­städ­te oder im Häu­ser­kampf in Nah­ost: Ich gab es so satt für so dumm ver­kauft zu wer­den, egal ob von „besorg­ten Bür­gern“, Bush, Schmidt, Oba­ma oder Schi­ly. Wenn die Krieg spie­len wol­len, sol­len sie doch, aber nicht hier. Ver­pis­sen sol­len sie sich, bevor Mer­kel doch wie­der in den Irak ein­mar­schie­ren will. Entschuldigung.

  8. Avatar von Myriam

    Zur Zeit habe ich mehr Fra­gen als dass ich Ant­wor­ten dar­auf bekom­me. Das The­ma Legi­da und No-Legi­da ist auch direkt vor mei­ner Haus­tür ange­kom­men. Ich woh­ne in Leip­zig. Am meis­ten macht mir die „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“-Mentalität auf bei­den Lagern Sorgen.
    Daher wer­de ich mir ein eige­nes Bild von den versch. Demos machen und dar­über auch auf mei­nem Blog berich­ten. Zuerst woll­te ich es nicht, aber ich möch­te mich der Her­aus­for­de­rung stel­len und neu­tral berich­ten. Ich habe heu­te Kom­men­ta­re unter diver­sen Zei­tungs­be­rich­ten gele­sen und u.a las ich folg. Mei­nung – so in der Art: „Die rech­ten Ossis – ich will mei­nen Soli zurück.“ Das hat mich geär­gert – weil ich dach­te, dass wir wenigs­tens das „Ossi-Wes­si-Ding“ hin­ter uns gelas­sen hät­ten. Da die Kom­men­ta­re vor mir auch Links ent­hiel­ten, habe ich eine yt Video Emp­feh­lung. Ich fin­de das Video gut. Und freue mich auf Mei­nun­gen dazu. Weil es wich­tig ist, die Mei­nun­gen der ande­ren zu hören. https://www.youtube.com/watch?v=uHE3uVDpPSA#t=359
    Grü­ße Myriam

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