Anfang Mai steht wieder das Frühjahrstreffen der deutschen „Netzgemeinde“ auf dem Plan: Mehr als 5.000 Gäste erwarten die Veranstalter der re:publica in diesem Jahr. Ihnen werden 250 Stunden Programm mit den wichtigsten Vor‑, Mit- und Querdenkerinnen und Denkern des Netzes aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft geboten. Bei dem breiten Angebot lohnt es sich, bereits vor der Anreise einen Blick ins Programm zu werfen. Ich hab das mal für Dich gemacht.
Workshops
- Sketchnotes für Einsteiger: Meine re:publica im letzten Jahr begann gleich mit einem Highlight: Ich habe gelernt, wie man Sketchnotes erstellt und ich freue mich wahnsinnig, dass ich Dir diesen Workshop empfehlen kann, weil er tatsächlich wieder stattfindet und wieder von Anna Lena Schiller und Ralf Appelt geleitet wird. Mit dabei ist in diesem Jahr zusätzlich Britta Ullrich. Das solltest Du Dir auf jeden Fall anschauen, auch wenn Du bisher nicht immer sicher den Stift richtig herum hältst. Der Workshop macht vor allem Mut anzufangen und gibt ein paar grundsätzliche Tipps.
- Irgendwo muss man halt anfangen – Programmieren für Nullcheckerbunnys: Ich bin der Meinung, dass jede/r die Grundzüge des Programmieren kennen sollte, um die Welt zu verstehen, die uns alle umgibt. Ich könnte mir vorstellen, dass Anne Schüßler und Kathrin Passig einen guten Einstieg bereiten.
- Me, you and everyone we don’t know (yet) – a Building Diversity Workshop: Die Technikszene fühlt sich immer besonders weltoffen und international. In der Regel ist sie aber weiß, männlich und gut gebildet. Vielleicht gibt dieser Workshop Ideen, wie das zu ändern sein könnte.
Politik + Gesellschaft
- Burnout & Broken Comment Culture: Das Internet als Partizipationsmaschine, die alle Hierarchien auflöst und allen eine Stimme gibt, war so eine Vision vor ein paar Jahren. Mittlerweile muss man nicht auf die Ruinen der Piratenpartei schauen, um zu sehen, dass es so einfach nicht ist. Das Diskussionsklima im Netz ist oft rau und unsachlich. Ich bin gespannt, was der Kollegin Teresa Bücker dazu eingefallen ist.
- Freiheit und Vorhersage: Über die ethischen Grenzen von Big Data: Viktor Mayer-Schönberger ist offenbar auch an die Grenze der Vorhersagen gestoßen, denn eine Beschreibung für den Vortrag gibt es noch nicht. Der Titel klingt aber auch schon spannen.
- „Überwachung macht impotent!“ – Neue Narrative gegen Überwachung: Mindestens die USA überwachen uns alle jederzeit – in einem viel größeren Umfang, als es totalitäre Staaten jemals zuvor getan haben und obwohl ein latentes Unwohlsein damit gibt, bleibt der große Protest aus. Mal sehen, was Friedemann Karig dazu erzählt.
Innovation + Wirtschaft
- Geh mir weg mit BarCamp! Als Betroffener bin ich gespannt, was die Kollegen Stefan Evertz, Vivian Pein, Stefanie Aßmann und Florian Krakau von den anderen BarCamps so zur Zukunft des Formats diskutieren.
Forschung + Technik
- Stone age minds in a digital world – Evolutionspsychologische Perspektive auf die digitale Welt: Psychologie ist viel zu selten ein Thema auf Internet-Konferenzen. Ich bin auf den Vortrag von Astrid Carolus und Frank Schwab gespannt.
- Bildmedien der Zukunft und wie sie unser Bild der Welt verändern: Da hat Harald Klinke eine vielversprechende Beschreibung für seinen Vortrag geschrieben. Ich hoffe, dass er diese Versprechen alle einlösen kann.
Ich glaube, in dieser Kategorie stecken noch mehr interessante Vorträge. So direkt sind mir aber nur diese beiden ins Auge gesprungen.
Wissenschaft + Bildung
- Warum ACTA Jugendliche bewegt hat und PRISM kaum – eine Spurensuche: Es gibt die These, dass die Proteste gegen ACTA nur so groß waren, weil die Jugendlichen weiterhin ungestört Filme und Musik herunterladen können wollte. Mal sehen, was Daniel Seitz dazu sagt.
- Books gone wild – wie wir wissenschaftliche Bücher offen, kollaborativ und kontinuierlich schreiben: Irgendwie ist auch die Internet-Generation noch davon fasziniert Bücher mit ihrem Namen drauf zu veröffentlichen. Ich lass mir mal von Lambert Heller erklären, wie das in modern geht.
- Hacking History: Als historisch interessierter Menschen freue ich mich auf den Vortrag von Oona Leganovic.
Kultur
- Six degrees of Wikipedia: Klingt lustig
Ansonsten sieht das alles mehr oder weniger interessant aus. Die kreativen Titel machen es allerdings schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Ich beklage mangelnde Zugänglichkeit!
Medien
- 15 journalistic start-ups you need to know. In a presentation that will blow your mind: Ob Jannis Kucharz und Martin Giesler mehr als den Theaterdonner im Titel drauf haben, werde ich mir live beweisen lassen.
- Roboterjournalismus: Wenn Algorithmen Nachrichten machen: Im Sport und den Börsennachrichten sollen diese Systeme langsam Verbreitung finden. Vielleicht weiß Lorenz Matzat auch, ob die Zukunft dieser Nachrichten auch ist, dass sie nicht mehr von Menschen gelesen werden müssen. Nachrichten von Robotern für Roboter – Supergeile Zukunft.
Verschiedenes
- makeKGL: Making an innovative city: Die Themen „Stadt“ und „Innovation“ finde ich interessant. So ganz verstehe ich die Beschreibung von Jon Stevers Vortrag nicht. Aber ich lass mich überraschen.
Rede zur Lage der Nation
Sascha Lobos Rede zur Lage der Nation ist natürlich aus vielerlei Gründen eine Pflichtveranstaltung.
Im Übrigen habe ich mir vorgenommen, radebrechendes Englisch nur noch von Rednern zu tolerieren, die des Deutschen noch weniger mächtig sind. Wer aber meint, auf einer Konferenz in Berlin mehr Leute mit seinem pseudo-coolen Nerd-Englisch zu gewinnen, wird mich verlieren. Da halte ich es mit Ex-Außenminister Westerwelle: „Es ist Deutschland hier.“
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