#36C3

Der Digitalstaat

Kommentare

  1. Avatar von Ingo Lantschner

    Viel­leicht hilft ja ein Erfah­rungs­be­richt vom süd­li­chen Nach­barn: In Öster­reich wur­de die elek­tro­ni­sche Gesund­heits­ak­te (ELGA) ab 2015 stu­fen­wei­se ein­ge­führt. Alle Pati­en­ten haben eine opt-out Mög­lich­keit. ELGA spei­chert kei­ne Doku­men­te sel­ber, son­dern nur die Ver­wei­se, wo wel­ches Doku­ment liegt. D.h. die eigent­li­che Spei­che­rung erfolgt dezen­tral also z.B. im jeweils behan­deln­den Krankenhaus.

    Die Begeis­te­rung der Ärz­te ist enden wol­lend. Ich erin­ne­re mich an Bezeich­nun­gen wie „PDF-Fried­hof“ wel­che zum Aus­druck brin­gen woll­te, dass ELGA eine Samm­lung mit­tels Scan­ner ein­ge­le­se­ner Papier­be­fun­de ist – ohne Mög­lich­keit die­se irgend­wie maschi­nell zu durch­su­chen. Ärz­te hat­ten vor Ein­füh­rung Beden­ken, zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen zu wer­den, wenn sie einen der in ELGA ver­link­ten Befun­de nicht berück­sich­tigt haben. Also alles in allem erscheint mir ELGA kein Ruh­mes­blatt zu sein.

    Ich per­sön­lich hab die voll­stän­di­ge opt-out Lösung bean­tragt – vom Start weg. Seit dem tra­ge ich mei­ne Befun­de in einem Schnell­hef­ter gesam­melt zu jedem Arzt­be­such mit. Nicht alle Ärz­te schät­zen das – immer wie­der kommt es vor, dass sie sich wei­gern die­ses Kon­vo­lut durch­zu­se­hen. Ich ver­ste­he das – es ist nicht geord­net (wonach auch?) und der Umfang wächst mit den Lebens­jah­ren über­pro­por­tio­nal an (ich bin jetzt 52).

    Wenn man mich fra­gen wür­de, wäre eine wirk­lich elek­tro­ni­sche Akte, bei der die Daten struk­tu­riert (XML, …) abge­legt wer­den, schon eine fei­ne Sache mit ech­tem Mehr­wert für den Pati­en­ten (bes­se­re Behand­lung), den Arzt (schnel­le­res Auf­fin­den rele­van­ter Vor-Befun­de) und die All­ge­mein­heit (sta­tis­ti­sche Daten für die For­schung). Die­se muss aber nicht unbe­dingt zen­tral sein den­ke ich. Das gan­ze „ana­log“, also auf Papier abzu­bil­den hal­te ich für eher schwie­rig bis unmög­lich. Schon allei­ne die von mir ange­fer­tig­ten MRT und Rönt­gen sind auf Film enorm groß und unhand­lich. Mit 80 müss­te ich mei­ne Akte dann mit­tels Sack­ka­re anliefern.

  2. Avatar von Titus von Unhold
    Titus von Unhold

    Die Esten machen etwas grund­le­gend anders: Sie geben dem Bür­ger durch Trans­pa­renz unein­ge­schränkt die Mög­lich­keit den Staat zu kon­trol­lie­ren und zie­hen auch ent­spre­chen­de Kon­se­quen­zen. Wür­de dort ein Poli­zist wie in Hes­sen gesche­hen Daten abfra­gen und Droh­brie­fe ver­sen­den, wür­de er sofort aus dem Beam­ten­ver­hält­nis ent­fernt und könn­te nie wie­der im Staats­dienst arbei­ten. Auch nicht als Ange­stell­ter. Eben­so müss­te er wie auch Beschäf­tig­te bie Kran­ken­kas­sen oder den Wahl­bü­ros mit straf­recht­li­chen Kon­se­quen­zen rechnen.

  3. Avatar von Ingo Lantschner

    … und in D hat das kei­ne (straf­recht­li­chen) Kon­se­quen­zen? In Ö. bei ELGA (der Gesund­heits­da­ten­bank) wer­den Anfra­gen pro­to­kol­liert und stich­pro­ben­ar­tig pro­ak­tiv also auch ohne Ver­dachts­la­ge über­prüft. Das pas­siert auch tat­säch­lich – nicht nur am Papier. Was aller­dings genau pas­siert, wenn jemand erwischt wird, weiß ich lei­der nicht. Aber die Nach­prü­fun­gen sind durch­aus gründ­lich und detail­liert. Das gan­ze hat aber den Schwach­punkt, dass es in Spi­tä­lern nach wie vor üblich ist Pass­wör­ter wei­ter zu geben an Kol­le­gen, die das drin­gend brauchen.

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