Ich wundere mich immer, wie viele Menschen ihr Herz für Konzerne entdecken, wenn jemand es wagt, einen der Internet-Konzerne, wie aktuell Google, zu kritisieren. Ich wundere mich aber noch mehr, auf welch niedrigem Niveau die Google-Apologeten zum Teil argumentieren.
- „Das ist der Markt und der Markt regelt das.“ Das ist Vulgär-Liberalismus. Markt funktioniert, wenn Wettbewerb funktioniert. Wenn Wettbewerb nicht funktioniert, muss der Staat den Wettbewerb wieder herstellen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- „Man kann ja im Internet mit einem Klick wechseln.“ Lies bitte zum Einstieg den Wikipedia-Eintrag zu „Netzwerkeffekt“. Von Google weg zu wechseln ist oft eine Schimäre. Eine Pseudooption. Gerade, wenn man Geld verdienen muss.
- „Die Verlage haben alles verschlafen.“ In der Analyse mag das stimmen oder nicht. Es ändert aber nichts: Egal, ob durch eigene Leistung oder Fremdversagen oder beiden – wenn ein Unternehmen marktbeherrschend wird, ist das schlecht.
- „Axel Springer ist nicht besser als Google.“ Zwei mal falsch ergeben nicht ein mal richtig. Herr Döpfner ist sicher kein Heiliger und kein armes Würstchen. Trotzdem gibt es zumindest die Chance, dass er recht haben könnte. Das sollte man beim Lesen einkalkulieren. Wenn er dann Unrecht hat, sollte man ihn in seiner Argumentation stellen. Argumente abzulehnen, weil der Absender einem nicht passt, ist dumm.
- Und am dümmsten aber ist: „Döpfner sollte sich an die EU-Kommission wenden – nicht an Schmidt.“ Ein offener Brief ist ein rhetorisches Mittel, das mehr als den angegebenen Adressaten hat. Sonst könnte man auch einen geschlossenen Brief verschicken.
Und überhaupt: Wo seid ihr eigentlich, wenn mal wieder über Monsanto geschimpft wird? Monsanto ist im landwirtschaftlichen Bereich total innovativ und ein echt großer Player. Die könnten auch mal ein wenig Unterstützung brauchen, wenn gestrige NGOs ihre Kampagnen gegen Gen-Mais und für die verschlafene deutsche Landwirtschaft fahren. Immerhin will Monsanto den Hunger in der Welt besiegen.
Ich denke, diese Unternehmen können sich sehr gut, um sich selbst kümmern. Reden wir lieber darüber, welche Art von Internet, Journalismus oder Landwirtschaft und Ernährung wir wollen. Reden wir darüber, ob wir da schon sind, oder wie wir dort hinkommen.
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