Polemik

Google kann sich selbst helfen

Kommentare

  1. Avatar von Nils Courvoisier

    Nun, ich gehö­re zu den­je­ni­gen, die Goog­le ver­tei­di­gen, aber die­se 5 Punk­te sind mir fremd. Natür­lich muss ich Goog­le auch ver­tei­di­gen, immer­hin hat Goog­le es mir mit AdWords ermög­licht, mein Geld bequem vom Home Office aus zu ver­die­nen. Vie­le Goog­le Pro­duk­te nut­ze ich zudem beruf­lich, ich ken­ne schlicht kein so gutes E‑Mail-Pro­gramm wie GMail für mei­ne Zwecke.
    Bis­lang sehe ich ins­be­son­de­re in mei­nem Bereich der Such­ma­schi­nen auch noch nicht die abso­lu­te Markt­macht. Dafür hat Goog­le in Tei­len der Welt schlicht zu wenig Ein­fluss, da wer­den neue Glo­bal Play­er auf­tau­chen, ob Yand­ex oder Bai­du. Auch Bing funk­tio­niert im eng­lisch­spra­chi­gen Raum ver­nünf­tig. Dort machen die ordent­lich Fort­schrit­te im Bereich der Suchmaschinenwerbung.
    Rich­tig ist, dass die Ver­net­zung aller Pro­duk­te kri­tisch zu sehen ist, da kann ich fol­gen. Für falsch hal­te ich aber Argu­men­te der Goog­le Geg­ner, die teil­wei­se vor dem EGH kla­gen (Preis­such­ma­schi­nen füh­len sich durch intrans­pa­ren­ten Algo­rith­mus aus­ge­boo­tet). Gera­de die Intrans­pa­renz sorgt doch dafür, dass wir in den Such­ma­schi­nen halb­wegs sicher sind vor all­zu viel Spam. Wozu benö­ti­gen wir 5 Preis­such­ma­schi­nen in den SERPs, wenn nach einem Pro­dukt gesucht wird, zumal die Ihre Anbie­ter nicht per güns­ti­gen Preis aus­wäh­len son­dern sich die Ein­tra­gung bezah­len las­sen und hier­bei eine grö­ße­re Markt­ein­tritts­schwel­le haben, dass sich vie­le dort nicht anmel­den kön­nen. Goog­le Shop­ping hat eine sehr viel nied­ri­ge­re Schwel­le. Hier ent­schei­det letzt­lich der Ver­brau­cher, wel­che Ange­bo­te sich loh­nen, dane­ben der Anbie­ter durch Rele­vanz sei­nes Ange­bots. Goog­le ver­mit­telt ledig­lich. Das ist ein deut­lich bes­se­res Modell als die ande­ren Preis-SuMas.
    Auch dass Goog­le den Besuch bei Por­ta­len über­flüs­sig macht, da wich­ti­ge Infos schon bei Goog­le direkt ange­zeigt wer­den, nutzt den Ver­brau­chern. Ich sehe hier auch kei­nen Scha­den bei den seriö­sen Anbie­tern. Wer sich mit Kurz­in­fos zufrie­den gibt, wäre sowie­so kein wert­vol­ler Wer­be­kun­de. Damit sin­ken zwar ggf. mas­siv die Sei­ten­be­su­che, mit­tel­fris­tig dürf­ten aber die CPM oder Klick­prei­se der Ads auf die­sen Sei­ten stei­gen, da deren Besu­cher dann län­ger auf der Sei­te blei­ben und eine höhe­re Rele­vanz für Wer­bung haben.
    Auch dass die orga­ni­schen Ergeb­nis­se immer wei­ter ver­schwin­den, ist mei­nes Erach­tens ein vor­ge­scho­be­nes Argu­ment, schließ­lich gilt dies doch vor allem bei hart umkämpf­ten „Money Keys“. Die orga­ni­schen Ergeb­nis­se sind doch in der Regel stark mani­pu­liert und genau­so bezahlt wie die AdWords. Nur fließt das Geld dann an SEOs und nicht an Goog­le. Für den Nut­zer ist die­ser Fakt doch egal. Ent­schei­dend ist aber das Sys­tem von AdWords, die Fak­to­ren für erfolg­rei­che und gewinn­brin­gen­de AdWords sind sehr viel mehr in der Hand der Nut­zer, sei es Klick­ra­te, Boun­ce­ra­te, Besuchs­dau­er uvm., tech­ni­sche Fak­to­ren sind zudem bekannt. Eine Sei­te mit einem Ange­bot, das 5 Sekun­den Lade­zeit hat, hat bei AdWords eine nied­ri­ge­re Rele­vanz als ande­re Ads. Dies kann durch ein höhe­res Gebot wett gemacht wer­den, die Gebo­te stei­gen hier aber nicht line­ar mit fal­len­der Rele­vanz son­dern deut­lich stär­ker. Wer sei­nen Nut­zern also schlech­ten Ser­vice bie­tet, muss rich­tig tief in die Tasche grei­fen. Dies bedeu­tet, dass vie­le klei­ne Nischen­fir­men eine nied­ri­ge Markt­ein­tritts­schwel­le haben, um gegen die Gro­ßen anzu­stin­ken (mit nur einem Euro geht es los, dazu etwas zeit­li­cher Auf­wand). Beim SEO funk­tio­niert dies nicht.
    Durch die­sen peku­nä­ren Mecha­nis­mus sind Wer­ben­de bei AdWords qua­si gezwun­gen, rele­van­te Wer­bung aus­zu­lie­fern. Und Rele­vanz ist das, was man von einer Such­ma­schi­ne erwar­tet und eben nicht teu­er bezahl­te Top-Ergeb­nis­se wie bei den Money-Keys in den SERPs. Und eben die­se Grund­idee bei Goog­le gefällt mir. Schon bei Bing ist die Schwel­le deut­lich höher, wenn man sich nicht auskennt.
    Noch glau­be ich dem Leit­spruch „don’t be evil“!

  2. Avatar von Steffen

    Ver­steh mich nicht falsch: Ich will Goog­le auch nicht ver­teu­feln. Ich freue mich auch über vie­le Ser­vices, die Goog­le anbie­tet. Und in der Ver­gan­gen­heit war ja auch das meis­te voll­kom­men unpro­ble­ma­tisch, was Goog­le gemacht hat.
    Ich rede über die Zukunft und auch Döpf­ner redet über die Zukunft. Jetzt mal abge­se­hen von Sprin­ger und abge­se­hen davon, wie es zu der Situa­ti­on gekom­men ist oder kommt: Ist es gut, wenn Wohl und Wehe des deut­schen Jour­na­lis­mus von einem ein­zi­gen Unter­neh­men abhängt? Wäre es gut, wenn Mons­an­to mit sei­ner Zukunfts­ori­en­tie­rung und Inno­va­ti­on wei­te Tei­le der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­on belie­fert? Die Pro­duk­te sind in Wider­stands­fä­hig­keit und Ertrag der ver­schla­fe­nen deut­schen Land­wirt­schaft bei Wei­tem über­le­gen. Trotz­dem wol­len wir die­se Art Land­wirt­schaft nicht und weh­ren uns dagegen.
    Noch ein­mal: Das Pro­blem ist nicht, dass Goog­le ein schlech­tes Pro­dukt durch ein bes­se­res ersetzt. Das Pro­blem ist, dass Goo­gles Pro­duk­te einen Markt kaputt machen, auf dem sie kein Ange­bot machen und von dem wir uns nicht leis­ten kön­nen, dass er kaputt geht. Wir kön­nen uns gesell­schaft­lich nicht leis­ten, dass der Jour­na­lis­mus nicht mehr finan­ziert wird. Wir dür­fen das nicht ein­mal riskieren.
    All die tol­len, jour­na­lis­ti­schen Pro­jek­te, die zur­zeit ent­ste­hen (Bsp: http://upload-magazin.de/blog/8653-selbstbewusster-online-journalismus/) wis­sen im Prin­zip noch nicht, wie sie sich finan­zie­ren sol­len. Und schon gar nicht haben sie ein Geschäfts­mo­dell gefun­den, dass eine brei­te Medi­en­land­schaft und eine ech­te Plu­ra­li­tät ermöglicht.

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