Medien + Demokratie

Das Werk der Politik und der Beitrag der Medien

Kommentare

  1. Avatar von Nils Courvoisier

    Schö­ner Bei­trag, danke!
    Mir fehlt ein wenig der Ver­gleich zur Ver­gan­gen­heit, bevor die pri­va­ten Fern­seh­sen­der ihren Start hat­ten. Damals war es so, dass weni­ge Sen­der um Inter­views mit Spit­zen­po­li­ti­kern buhl­ten. Heu­te sind zu vie­le Kame­ra­teams unter­wegs, um alle zum Zug zu kom­men (wir haben es ja sel­ber man­ches Mal erlebt), da wer­den dann eben oft Leu­te aus der 2. Rei­he inter­viewt, die nicht auf ein gemein­sa­mes Außen­bild ein­ge­schwo­ren wur­den und so ent­steht außen der Ein­druck, dass intern viel mehr Streit herr­sche als frü­her (als die­se Mei­nun­gen eben nicht ein­ge­fan­gen wurden).
    Zudem kann man sich heu­te sehr viel bes­ser jeg­li­che Aus­sa­gen bei You­tube und in den Media­the­ken noch­mals anschau­en, so wer­den mög­li­cher­wei­se klei­ne, unwich­ti­ge Aus­sa­gen auf­ge­bauscht. Auch die­se Form der Medi­en spielt m. E. eine gro­ße Rol­le in der Ver­än­de­rung des­sen, was wir über Poli­tik wahr­neh­men. Kurz­um: Heu­te gibt es ande­re Fil­ter der Poli­tik­news als damals und wir haben unse­re Wahr­neh­mung nicht an die­se Ver­än­de­rung der media­len Fil­te­rung ange­passt. Den­ke ich zumindest… 😉

  2. Avatar von Steffen
    Steffen

    Dan­ke! „Frü­her“ hab ich raus­ge­las­sen, weil ich das nicht so genau weiß. Und die­se media­len Effek­te woll­te ich noch ein­mal extra beleuch­ten. Des­we­gen habe ich mich auf den Stil konzentriert.

  3. Avatar von Thilo P

    Man kann alles natür­lich aus unter­schied­li­chen Blick­win­keln betrach­ten. Ich bevor­zu­ge dar­auf zu ach­ten, wel­che Poli­tik gemacht wird und weni­ger, was in Par­tei­pro­gram­men steht oder wie gere­det wird. Das eine hat mit dem ande­ren näm­lich fast rein gar nichts zu tun. Aber genau da set­zen ja die Wahloma­ten an, die uns ein­zu­re­den ver­su­chen, dass Par­tei­en wie deren Par­tei­pro­gram­me sind. Mir wird dann z.B. die MLPD emp­foh­len, obwohl ich mich ideo­lo­gisch damit in keins­ter Wei­se anfreun­den kann. Da kann ja was nicht stimmen.
    Wich­ti­ger als Par­tei­en ist das per­sön­li­che Enga­ge­ment von Men­schen in allen Lebens­be­rei­chen. Also so unge­fähr 5–6 mal wich­ti­ger. Aber man redet uns auch ein, dass Poli­tik pri­mär bedeu­tet zur Wahl zu gehen und das wir Par­tei­en und Politiker*innen unser Ver­trau­en schen­ken bzw. unse­re Stim­me lei­hen sol­len. Aber mal ganz per­sön­lich mei­ne Sicht­wei­se: Es gibt kei­ne Par­tei, der ich mein Ver­trau­en schen­ken mag, die es ver­dient hät­te. Eine Par­tei zu wäh­len bedeu­tet ja dann auch, vol­le Mit­vernt­wor­tung zu tra­gen für das, was die­se Par­tei tut. Die ein­zi­ge mög­li­che Moti­va­ti­on für mich, zur Wahl zu gehen, wäre so etwas wie die NPD zu ver­hin­dern. Eben das Prin­zip „gerings­tes Übel“. Und ich fin­de es ist ein Armuts­zeug­nis für Poli­tik, wenn brei­te Tei­le der Bevöl­ke­rung die gän­gi­gen Par­tei­en ableh­nen. Und was die Ähn­lich­keit der Par­tei­en angeht so sehe ich das auch sehr stark. Es gibt einen gewis­sen Stall­ge­ruch in jeder Par­tei – aber die Unter­schie­de sind doch sehr, sehr mar­gi­nal. Wir erle­ben eine gro­ße Show und letzt­lich kommt poli­tisch doch das Glei­che raus, egal was man wählt. Und das ist m.E. bedingt durch das poli­ti­sche Sys­tem. Denn jede Par­tei muss Mehr­hei­ten orga­ni­sie­ren. Radi­kal ande­re Kon­zep­te haben dabei kei­ne Chan­ce. Dazu kommt der Ein­fluß der Wirt­schaft und Inter­es­sens­ver­bän­de. Wer glaubt bei der Mehr­heit der einen oder ande­ren Par­tei wür­de es in Deutsch­land eine ande­re Poli­tik geben ist m.E. eher naiv. Das müss­te mir mal jemand genau erläu­tern, wo eine Par­tei mal wirk­lich ein neu­es Kapi­tel auf­schla­gen möch­te und wo es sich loh­nen soll­te zur Wahl zu gehen und bei ihr das Kreuz zu machen. Mich über­zeu­gen die Ankün­di­gun­gen und Kon­zep­te bis­her alle­samt nicht. Ganz abge­se­hen davon, ob wir glau­ben dür­fen, was ver­spro­chen wird.

  4. […] Das Werk der Poli­tik und der Bei­trag der Medien […]

  5. Avatar von Meike Quentin

    Genau­so berech­tigt wie der (gute) Hin­weis auf ein dif­fe­ren­zier­tes Par­tei­en­an­ge­bot ist der Hin­weis auf das dif­fe­ren­zier­te Medi­en­an­ge­bot. In kei­nem ande­ren Land der Welt gibt es ein grö­ße­res und viel­fäl­ti­ge­res Medi­en­an­ge­bot als hier­zu­lan­de. Es wird aus­führ­lich erklärt, ein­ge­ord­net, beleuch­tet, zuge­spitzt, per­so­na­li­siert; es wird geschrie­ben, gespro­chen, kom­men­tiert, bebil­dert. Für alle Ziel­grup­pen und Anspruchs­fall-Höhen. Man­ches macht weni­ger Mühe (Rund­funk, Bou­le­vard), man­ches mehr (Wochen­zei­tun­gen, Maga­zi­ne, Online­tex­te). Per­sön­lich emp­feh­le ich zum Bei­spiel die Nach­rich­ten­sen­dung LOGO auf Kika (täg­lich 19.50 Uhr); das ist Bil­dungs­fern­se­hen at its best (ernst gemeint). – Jen­seits des­sen stim­me ich voll zu, dass die poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on inhalt­lich, metho­disch und per­so­nell reform­be­dürf­tig ist – bei­der­seits (Poli­tik und Medi­en). Wenn Par­tei­mit­glie­der bei­spiels­wei­se auf FB in jedem Post aufs Neue höchst­selbst den poli­ti­schen „Geg­ner“ all­zu abschät­zig und undif­fe­ren­ziert kom­men­tie­ren, dann zeigt das eben auch, wel­che Kul­tur dort vor­herrscht (näm­lich nicht an der Sache ent­lang, son­dern am poli­ti­schen Lager). Da sind die Medi­en gar nicht invol­viert. Das prä­gen (übri­gens auch in Kiel bei der SPD) die Genos­sen selbst.

  6. Avatar von Steffen Voß

    Das, @Meike, ist eher schwie­rig. Ich weiß natür­lich nicht, auf wel­che kon­rek­ten Fäl­le Du Dich beziehst, aber wenn ein­fa­che Mit­glie­der irgend­was auf Face­book kom­men­tie­ren, dann wird das zum Einen nie steu­er­bar durch Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fis sein und zum Ande­ren wür­de das auch nie­mand wol­len. Das fällt mei­ner Mei­nung nach unter Mei­nungs­frei­heit – Wobei ich eben­falls ein Fan von Höf­lich­keit und Dif­fe­ren­zie­rung bin. Aus einer Par­tei aber, die den Mit­glie­dern vor­schreibt, wie sie sich zu äußern haben, wür­de ich sofort aus­tre­ten. Auf der ande­ren Sei­te soll­te man auch nicht jede Äuße­rung ihrer Mit­glie­der gleich als reprä­sen­ta­tiv für die Orga­ni­sa­ti­on hal­ten. Dazu kommt, dass jeder mal einen schlech­ten Tag hat… 😉
    Dazu auch: http://netzwertig.com/2013/04/17/kritik-richtig-dosieren-warum-wir-eine-neue-diskussionskultur-brauchen/

  7. Avatar von Ulrich Bähr
    Ulrich Bähr

    Ich stim­me nicht über­ein. Du beklagst, dass die Par­tei­en als mono­li­thisch wahr­ge­nom­men wer­den, sprichst aber durch­ge­hend von „den Medi­en“. Da kann ich auch nur sagen: such dir was aus. Es gibt her­vor­ra­gen­de poli­ti­sche Bericht­erstat­tung, die nicht per­so­na­li­siert und sehr dis­kur­siv ist. Nicht immer, nicht über­all, aber es gibt viel.
    Aller­dings natür­lich eher in den natio­na­len Medi­en als in den regio­na­len. Loka­le poli­ti­sche Bericht­erstat­tung abseits der Metro­po­len ist mau, wohl war.
    @ Thi­lo: Die Deut­schen hat­ten in der Ver­gan­gen­heit einen gewis­sen Hang zum Ent­wi­ckeln und Aus­pro­bie­ren radi­kal ande­rer poli­ti­scher Kon­zep­te. Des­we­gen sind wir damit heu­te vorsichtig…

  8. Avatar von Meike Quentin

    Stef­fen, es geht mir bei der FB-Anmer­kung dar­um, dass es nicht die zuspit­zen­den Medi­en sind, die die poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­un­sach­li­chen. Son­dern „die Men­schen“ selbst; allen vor­an Par­tei­mit­glie­der, die einen gro­ßen Teil ihrer Iden­ti­täts­stif­tung an der Ableh­nung des „ande­ren“ Lagers fest­ma­chen. Ich nen­ne hier gewiss kei­ne Namen – aber es gibt sogar Minis­te­ri­en­spre­cher (> Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fis?), die immer wie­der damit auffallen 😉

  9. Avatar von Nils Courvoisier

    @Ulrich: Ich bezweif­le, dass Stef­fen sich mit sei­nem Blog­bei­trag dar­auf bezog, dass er sel­ber Schwie­rig­kei­ten habe, gute Medi­en zu fin­den. The­ma ist viel­mehr, dass vie­le gar nicht danach suchen und genau so sehe ich es in um mich her­um. Und bei denen wir­ken Par­tei­en oft monolithisch.
    @Thilo: Es mag sein, dass die Unter­schie­de man­cher Par­tei­en für uns bei­de im Leben kei­nen Unter­schied erge­ben, wenn man es auf kur­ze Frist sieht. Ob Min­dest­lohn oder Lohn­un­ter­gren­ze in Bran­chen: Per­sön­lich betrof­fen bin ich nicht, also ist da kein Unter­schied, es ist eine Mar­gi­na­li­tät, rein rational.
    Aber eben nicht für enga­gier­te Men­schen, ich füh­le mich nicht wohl dabei, von jeman­dem bedient zu wer­den, der 5,05 € im Voll­zeit­job ver­dient oder 4,50 €. Und da wird es kei­ne CDU-Lohn­un­ter­gren­zen geben und für mich (emo­tio­nal) und für die­se arbei­ten­den Men­schen sind das gro­ße Unter­schie­de. Das scheint aber in den Medi­en nicht wirk­lich gut trans­por­tiert zu wer­den, wenn Sie es als Mar­gi­na­li­tä­ten abtun (um nur eines von vie­len Bei­spie­len zu nennen).
    @Meike: FB-Posts von Par­tei­mit­glie­dern zei­gen wohl kaum, wel­che Kul­tur in einer Par­tei vor­herrscht. Ich sehe ein, dass da manch­mal ziem­lich blö­de Kom­men­ta­re sind, aber wenn man ein­mal durch­zählt, wie­vie­le sich dort äußern und dann ver­gleicht, wie­vie­le in einer Par­tei halb­wegs aktiv sind und wie vie­le tat­säch­lich Par­tei­mit­glied sind: FB-Posts wer­den von einer ver­schwin­dend klei­nen Min­der­heit geschrie­ben und noch klei­ner ist die Min­der­heit der­je­ni­gen von denen nega­ti­ve Posts kom­men – sie tun es nur ver­hält­nis­mä­ßig oft. Ein typi­sches Forenproblem…

  10. Avatar von Thilo P

    @Ulrich: Also das mit der Radi­ka­li­tät sehe ich so: Das Drit­te Reich war der Sieg der Reak­ti­on über die Lin­ke. Die DDR war Staats­ka­pi­ta­lis­mus mit sehr ähn­li­chen Eigen­schaf­ten zum Drit­ten Reich. Und in West­deutsch­land wur­de es zuneh­mend markt­ra­di­ka­ler. Ich wün­sche mir radi­kal mehr Menschlichkeit.
    @Nils: Und wel­che Par­tei ist jetzt für Lohn­un­ter­gren­zen. Defi­ni­tiv nicht die SPD, denn die hat das gan­ze ja ganz bewusst so gesteu­ert. Das was wir erle­ben sind kei­ne Aus­wüch­se einer Dere­gu­lie­rung, son­dern die gewünsch­ten Ergeb­nis­se. Hartz IV ohne pre­kä­re Jobs wäre gar nix gewe­sen, eben­so die Repres­si­on gegen Bezie­her von Trans­fer­leis­tun­gen. Genau so sind die Hun­gern­den in Grie­chen­land nicht ein­fach nur Kol­la­te­ral­schä­den der Markt­wirt­schaft, son­dern es wird immer betont das sei nötig. Es gibt in Deutsch­land kei­ne Par­tei, die da glaub­wür­dig für Mensch­lich­keit ein­tritt. Es wird zu viel nur zuge­schaut und mit den Schul­tern gezuckt. Und ich erwar­te auch kei­ne Lösun­gen von Poli­tik, weil die sich pri­mär nur mit dem eige­nen Macht­er­halt beschäf­tigt. D.h. nicht, dass es kei­ne Aus­nah­men gibt enga­gier­ter Politiker*innen, aber am Gesamt­sys­tem ändert das nichts. Das ist mehr Feigenblatt.

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