Pinterest, Tumblr, Usabilla oder auch Facebook mit seiner neuen Timeline liegen voll im Trend: Curated Content. Die Benutzer müssen nichts mehr tun, nur noch ein interessantes digitales Objekt anklicken, kurz kommentieren und schon erscheint es in ihrer hübsch aufbereiteten, persönlichen Zusammenstellung.
„Fortschritt ist die Entwicklung vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen“ – Antoine de Saint-Exupéry
Noch vor einigen Jahren brauchte man immer jemanden, der einem half, eine Homepage oder ein Blog einzurichten. Heute reicht oft schon ein existierender Facebook- oder Twitter-Account, um sich bei einem Dienst anzumelden und loslegen zu können.
Und selbst schreiben, selbst Fotos erstellen (oder sie eigenhändig zu „klauen“) und Hochladen kann man sich mittlerweile auch schenken: Dank Browser-Plugins kann man heute mit ein paar Klicks für neue Inhalte sorgen.
Meistens sieht das Ergebnis wesentlich besser aus, als das, was man als Laie früher per CMS produzieren konnte. Einschränkungen bei den Möglichkeiten, das Aussehen anzupassen sind dadurch kein allzu hoher Preis.
Es wird leichter im Internet mitzumachen. Und immer mehr Menschen machen auch tatsächlich mit. Das Teilen von Informationen entspricht einfach unserem Wunsch, mit der Welt in Interaktion zu treten und sie zu beeinflussen. Eine Studie der New York Times hat das im letzten Jahr untersucht:
- 85% teilen Informationen, weil die Reaktionen darauf ihnen dabei helfen diese besser zu verstehen
- 84% teilen Informationen, weil deren Verbreitung ihnen ein wirkliches Bedürfnis ist
- 78% teilen Informationen, weil es ihnen dabei hilft mit anderen Menschen in Verbindung zu treten bzw. bleiben
- 73% teilen Informationen, weil es ihnen dabei hilft diese besser zu verstehen bzw. zu verarbeiten
- 69% teilen Informationen, weil sie sich dadurch das Gefühl haben am Weltgeschehen besser teilzuhaben
- 68% teilen Informationen, weil sie anderen Menschen damit zeigen wollen wer sie sind bzw. was sie mögen
- 49% teilen Informationen, weil sie andere Menschen dazu bringen wollen, ihre Meinung zu ändern
Doch dieser menschliche Neigung zum Teilen stößt an rechtliche Grenzen. Urheber- und Nutzungsrechte stehen dem freizügigen Umgang mit Fotos, Musik und Texten im Weg. Während man bei Texten eine ganz ordentliche Lösung mit Kurzzitaten und Verlinkungen hat, geht das bei Fotos zum Beispiel nicht. Da werden oft einfach die Bilder kopiert. Selbst mit Creative Commons ist das nicht vereinbar.
Pinterest bietet deswegen einen „Opt-Out-Code“ an. Wer den auf seiner Site einbaut, verhindert, dass die Inhalte bei Pinterest gepostet werden können. Das ist natürlich eine lächerliche Lösung. Ich muss keine Code in meine Seiten integrieren, damit sich andere automatisiert an geltendes Recht halten können. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Lösung Pinterest schützt.
Egal, wie das Urheberrecht reformiert wird – es wird keine generelle Entlastung der Internetnutzer geben. Wer sich im Internet bewegt, muss bestimmte Rechte kennen. So wie ich die Regeln in der Bibliothek oder im Straßenverkehr kennen muss. Nicht alles, was technisch möglich ist, lässt sich mit geltendem Recht vereinbaren. Auch das gilt für Bibliotheken und den Straßenverkehr.
Deswegen: Die Curated Content Plattformen sind ein neuer Schub für die Entwicklung des Internets. Es bleiben aber noch eine Menge althergebrachter Probleme bestehen.
Links
- New York Times Studie: The Psychology of Sharing
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