Zerstört Elon Musk Twitter oder gelingt es ihm, den Kurznachrichtendienst zur all-dominierenden Super-App nach dem Vorbild des chinesischen WeChat umzubauen?
Als Elon Musk damals die Massenproduktion von Teslas angekündigte, glaubten Branchen-Experten nicht, dass es ihm gelingen könnte, seine Autos tatsächlich in großer Stückzahl zum versprochenen Kampfpreis zu verkaufen. Tesla konnte weder den Preis noch den Zeitplan halten – trotzdem ist das Model Y inzwischen das meistverkaufte Auto der Welt. Elon Musk ist es gelungen, eine ganze etablierte Milliarden-Branche zu zwingen, sich mit Elektromobilität zu befassen.
Im letzten Jahr hat Elon Musk Twitter übernommen und ist dabei das Unternehmen massiv umzubauen. Er entlässt massenhaft Mitarbeiter*innen, bezahlt keine Miete mehr, lockert Moderationsregeln, lässt mit Donald Trump eine Person wieder auf die Plattform, die versucht hat, gegen die demokratisch gewählte Regierung der USA zu putschen. Eine ganze Reihe Menschen haben die Plattform verlassen. Und dann ändert Elon Musk auch noch den Namen vom super-bekannten „Twitter“ ins reichlich generische „X“.
Musk hat eine User-Basis gekauft
Aber Elon Musk kann Twitter als „Kurznachrichtendienst“ ziemlich egal sein. Der Dienst hat eine riesige Userbase, die ultra-abhängig ist. Wer seinen Account bis jetzt nicht gelöscht hat, wird es nie schaffen. Gleichzeitig zieht Elon Musks neue Firmenpolitik viele neue Menschen aus dem rechtsextremen politischen Spektrum an.
Diese Nutzerschaft ist eine wahnsinnig starke Basis für das, was Elon Musk vor hat. Er will, dass wir zukünftig alles mit „X“ machen. Sei Vorbild ist die chinesische App „WeChat“:
„WeChat bietet neben dem reinen Instant Messaging verschiedene Zusatzservices an: Nutzer können mit der App Audionachrichten versenden, Videotelefonate durchführen, Fotos, Videos, Kontaktinformationen oder ihren Aufenthaltsort teilen, Taxis, Lebensmittel oder Essen bestellen, Restaurant- und Stromrechnungen bezahlen, Sticker kaufen, Jobs oder Leute in der Nähe suchen, Arzttermine buchen, Visa für die USA beantragen, Spiele spielen und eigene Mobile-Stores betreiben. Die App hat einen eigenen App-Store sowie einen Nachrichtenstream namens ‚Moments’, der ähnlich wie Facebooks Chronik aufgebaut ist. Für Firmen bietet WeChat Dienste wie geschlossene Gruppen. Für Wissenschaftler existieren Gateways zur vereinfachten Kommunikation mit Journals und Verlagen während des Peer-Review-Prozesses.“
– Wikipedia
Wie es Musk schaffen könnte
Er muss es jetzt hinbekommen, nach und nach einen Service nach dem anderen in X einzubauen. Anfangen könnte er damit, dass Tesla-Besitzer (-> „Meistverkauftes Auto der Welt“) an den Tesla-Ladestationen nur noch mit der X‑App bezahlen können. Wenn X dann ohnehin eine Zahlfunktion anbietet, kann man damit auch gleich überall an der Kasse bezahlen. Instant Messages, Chat-Gruppe usw. einzubauen, ist dann keine große Kunst mehr.
Tesla-Besitzer wären dann ebenfalls eine große Basis von Leuten, die diesen zusätzlichen Messenger neben WhatsApp auf dem Smartphone haben und sie könnten mit allen chatten, die schon aus Twitter-Zeiten treu auf der Plattform geblieben sind. Das macht diesen Messenger dann auch attraktiv für andere User.
Es ist also kein Problem, dass Elon Musk einige User und Reklame-Kunden vergrault – es bleibt eine genügend große Nutzerbasis für seine echten Pläne und er hat genug Geld, um einige Zeit durchzuhalten. Alle, die jetzt noch bei X sind, helfen Elon Musk bei seinen Plänen, die digitale Welt zu dominieren.
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