„Wenn wir die Musik vergangener Epochen feiern, bekommt fast immer die ernste Musik die ganze Aufmerksamkeit, während der subversive Anteil von Außenseitern und Rebellen aus dem Fokus fällt,“ schreibt der Musik-Historischer Ted Gioia in „Music: A Subversive History“.
Nicht weniger als 500 Seiten umfasst Ted Gioias subversive Geschichte der Musik. Angefangen mit den ersten Gesängen von Höhlenmenschen bis hin zum Umwälzung der digitalen Welt ist das Spektrum, das das Buch beschreibt.
Wie beeindruckend muss der vielstimmige Gesang der frühen Menschen in einer kaum beleuchteten Höhle gewesen sein – in einer Welt, in der das Lauteste ansonsten ein Gewitter gewesen sein dürfte? Die frühe Musik hat den Menschen oft dabei geholfen, in Trance-artige Zustände zu kommen. Eine Funktion, die Musik heute auch noch oft hat. Wichtig für diese Art Musik sind Trommeln, wie bei Rock und Techno.
Später haben die Menschen Rücksicht auf ihre domestizierten Tiere nehmen müssen und sind auf die ruhigeren Flöten und Saiten-Instrumente umgestiegen. Ein Muster, dass man heute noch in Country-Musik finde. Auch der monophone Sprechgesang des Hip-Hop hat eine lange Geschichte.
Immer wieder etablierten sich musikalische Standards. Musik wurde berechenbar und langweilig, bis Außenseiter und Rebellen die Szene aufmischten, neue Techniken und Muster einbrachten. Grenzüberschreitungen wurden diesen Menschen dafür gerne verziehen. Selbst Personen, die heute so alt-ehrwürdig wahrgenommen werden wie Johann Sebastian Bach, waren zu Lebzeiten ziemliche Heiopeis.
Ted Gioia hat eine abwechslungs- und kenntnisreiche Geschichte der (weitestgehend westlichen) Musik geschrieben, die sich zu lesen lohnt. „Music: A Subversive History“ ist 2019 bei Basic Books erscheinen, es scheint noch keine deutsche Übersetzung zu geben und das gebundene Buch kostet 37 €,Taschenbuch 21,50 € und eBook 9,99 €)
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