Jazz ist ein ziemlich sperriges Musik-Genre. „How to listen to Jazz“ von Ted Gioia hilft beim Einstieg.
Es gibt tolle Jazz-Songs, die alle kennen: Dave Brubecks „Take Five“ oder George Gershwins „Summertime“, das von so ziemlich allen Jazz-Künstlern interpretiert wurde – sogar von Otto Waalkes.
Ich habe nie den Zugang zu Jazz gefunden. Zu unterschiedlich war die Musik, die in diese Schublade gepackt wird – von der Knoff-Hoff-Dixieland-Band bis zu wirklich schrägen Free Jazz Nummern. Auch vieles dazwischen schien mir schräg zu sein und es ergab sich kein Muster für mich: Wen sollte man gehört haben? was ist gut hörbar?
Ich hatte es versucht. Es gibt durchaus Jazz in meiner Sammlung: Miles Davis „Kind of Blue“ sei ein Klassiker, habe ich gehört. Oder „A Love Supreme“ von John Coltrane. Ich habe auch „Waltz for Debby“ von Bill Evans gehabt. Und schon die drei sind sehr unterschiedlich.
Ich suchte nach einer Handreiche für den Zugang zum Jazz und fand Ted Gioias „How to listen to Jazz“. Das ist tatsächlich eine kurz gehaltene Anleitung, die neben seinen Büchern über die Geschichte des Jazz oder die Jazz-Standards steht.
In ersten Teil erklärt der Musik-Experte Ted Gioia, wie Jazz-Songs oft aufgebaut sind. Das hilft ein wenig. Allerdings muss man dann auch schon ein wenig Ahnung von Musiktheorie haben – oder man liest einfach darüber hinweg.
Im zweiten Teil geht Ted Gioia durch die Jazz-Geschichte und stellt die Genres und die jeweiligen Innovationen vor.
Im dritten Teil stellt der Autor die wichtigsten Künstlerinnen und Künstler vor und gibt im letzten Teil einen Ausblick auf die aktuelle Jazz-Szene mit einer Liste von 150 Musikerinnen und Musikern, die man sich mal anschauen könnte – darunter auch Jamie Cullums, Norah Jones oder Till Brönner.
Hören muss man dann immer noch selbst. Aber mir hat „How to listen to Jazz“ sehr geholfen. Ich verstehe, welche Genres ich lieber mag und welche Künstler in welchen Phasen. Aber vor allem habe ich auch einen Respekt gewonnen vor der Leistung dieser Leute. Wie wahnsinnig haben sie in wenigen Jahrzehnten den Jazz immer wieder neu erfunden und die Popularmusik damit immer wieder um neue Facetten bereichert.
Vieles davon hat Eingang in den Mainstream gefunden. Leider geht heute wieder vieles davon verloren. Das Streaming als vorherrschende Art des Musikkonsums führt dazu, dass für viel mehr Menschen Musik nur ein Hintergrundgeräusch sein soll und entsprechend langweilig werden die Hits.
Wer einen Zugang zu Jazz-Musik finden will, ist mit „How to listen to Jazz“ gut bedient. Das Taschenbuch hat 272 Seiten inkl. Anhang und kostet 18 € – das eBook kostet 11,99€.
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