14 Jahre haben die Amerikaner Mohamedou Slahi in Guantanomo eingesperrt und gefoltert. Eine NDR-Podcastreihe geht seiner Geschichte und der Geschichte der Folterer auf die Spur.
Es gibt mehrere Fakten, die Mohamedou Slahi verdächtig gemacht haben: Sein Cousin ist ein hohes Tier bei Al-Qaida. Er selbst war bei Al-Qaida, als die noch mit dem Segen des Westens gegen die Sowjetunion gekämpft haben. Er hat einigen späteren Tätern von 9/11 Kontakte nach Afghanistan vermittelt und er war in der gleichen Moschee in Kanada, wie ein späterer Terrorist.
Nach 9/11 entführten ihn die Amerikaner erst nach Jordanien, dann nach Afghanistan und letztlich nach Guantanamo. Immer wieder wurde er gefoltert und befragt. Die USA behaupteten, dass Mohamedou Slahi einer der Drahtzieher von 9/11 gewesen sei und gezielt Terroristen angeworben habe. Er selbst hat für alle Indizien plausible Erklärungen.
In der Podcast-Reihe versuchen Bastian Berbner und John Goetz alles nachzuvollziehen. Sie stellen sich immer wieder die Frage, ob Mohamedou Slahi ein unschuldiges Opfer der USA oder doch ein genialer Täter gewesen ist. Am Ende kommen sie zu dem Schluss, dass die Welt vielleicht nicht immer so schwarz/weiß ist. Menschen handeln widersprüchlich. Aber das gibt ihnen keine weiße Weste. Das macht sie aber auch nicht zu Tätern. Und es rechtfertigt schon gar keine Haft und keine Folter.
Treffen mit den Folterern
Im Lauf der Podcasts-Reihe trifft Mohamedou Slahi auf seine Peiniger von einst. Die FBI-Analystin, den einfachen Wächter und den Chef-Folterer „Mister X“. Alle sind weiterhin davon überzeugt, dass Mohamedou Slahi schuldig sein muss und man merkt, dass sie deswegen auch alles dafür getan haben, dass er das zugibt. Im Nachhinein muss der Zweck die Mittel rechtfertigen. Denn was wäre, wenn sie 14 Jahre einen Unschuldigen eingesperrt und gefoltert hätten?
An diesem Punkt wird klar, wozu die Unschuldsvermutung in unserem Rechtssystem gut ist. Man muss die Menschen immer so behandeln, als ob sie unschuldig sein könnten. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen heißt es:
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“
Nur so kann es nicht dazu kommen, dass Menschen tatsächlich unschuldig in solche Situationen wie Mohamedou Slahi kommen. Der Staat und die Menschen, die für ihn arbeiten müssen immer bedenken, dass eine Person tatsächlich unschuldig sein könnte.
Rache und Vergebung
Spannend ist zu hören, wie Mohamedou Slahi heute mit seinen Erfahrungen umgeht. Natürlich hat er in der Haft von Rache geträumt, sich dann aber überlegt, wie das aussehen könnte. Er ist dann zu dem Schluss gekommen, dass das viel zu lange dauern würde und er wollte sich damit dann nicht mehr beschäftigen.
Er hat sich entschieden, seinen Peinigern zu vergeben und die scheint das viel mehr zu treffen als seine Rache. Sie müssen mit dem leben, was sie Menschen in Guantanamo angetan haben. Sie müssen sich weiterhin einreden, dass Mohamedou Slahi schuldig sein muss, damit sie das alles nicht auch noch einem Unschuldigen angetan haben. Und er läuft frei herum und kann seine Geschichte erzählen – in einem Buch und sogar in einem Hollywood-Film mit Jodie Foster.
Links
- NDR Podcast: Slahi – 14 Jahre Guantanamo
- Doku im Ersten: Slahi und seine Folterer
- Kino-Film: Der Mauretanier
Trailer
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