Datenbroker führen alle möglichen Daten über unser Verhalten zusammen und sortieren uns in Zielgruppen ein. Die Recherche von netzpolitik.org zeigt, dass die teilweise so detailliert sind, dass Werbekunden gezielt die Schwächen von Menschen ausnutzen können. Auf dem 37C3 berichteten Ingo Dachwitz und Sebastian Meineck über ihre Erkenntnisse.
Die Redaktion von netzpolitik.org wurde in diesem Jahr auf eine öffentlich zugängliche Datei aufmerksam gemacht, die 650.000 Datensätze zu den Machenschaften der Datenhändler enthielten. Die Datei stammt von der Microsoft-Tochter Xandr und sie enthält eine Liste der Kategorien in die die Menschen von Xandr einsortiert werden.
Menschen werden zu Objekten
Dazu gehören solche Schubladen wie „fragile Senioren“ oder „leidenschaftliche Liebhaber“. Ob shopping-versessene Mütter oder Menschen mit Essstörung, ob deutsche Soldat:innen oder „Geringverdiener ohne Orientierung“ – Menschen in solchen Kategorie soll die Werbeindustrie ins Visier nehmen können.
Die Daten, die genutzt werden, um uns alle in diese Kategorien zu stopfen und unsere Schwachpunkte zu finden, führen Xandr und anderen Datenbroker aus vielen verschiedenen Quellen zusammen: Dem Tracking, dem wir zustimmen, wenn wir einen Nachrichtenartikel lesen wollen. Den Daten, die die App sammelt, mit der Du eigentlich nur nachschauen wolltest, wie das Wetter wird. Oder den Daten, die Dein Smart-TV von Dir sammelt.
Wehren kann man sich praktisch nicht
Wer nicht auf die allermeisten Möglichkeiten der digitalen Welt verzichten möchte, kann das Tracking fast nicht umgehen. Eine politische Lösung ist deswegen dringend nötig. Ich finde, es ist nicht mit der Würde des Menschen vereinbar, wenn er von der Werbeindustrie zu einer Nummer in einer Schublade degradiert wird. Wenn die Konzerne immer mehr Daten aus immer mehr Quellen zusammentragen, um jede kleine Schwachstelle herauszufinden und auszunutzen. Was geht es Microsoft & Co. an, ob Leute „arm“ sind oder sich über Brustkrebs informieren?
Entweder verkauft die Werbebranche ihren Kunden Schlangenöl und das funktioniert alles gar nicht so toll, wie sie behauptet, oder diese Datensammlungen widersprechen allem, was ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung ausmacht. Personalisierte Werbung ist der finanzielle Anreiz für diese Machenschaften und sie gehört deswegen verboten. Als Alternative kann man dann kontextbezogene Werbung anzeigen – dann erscheint Reklame für Sportartikel neben Sportnachrichten.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Monopole zerschlagen werden müssen.
Links
- netzpolitik.org: Die Xandr Recherche
- Video: Die Akte Xandr – Ein tiefer Blick in den Abgrund der Datenindustrie
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