Auf das Zeitalter des Menschen folgt das Zeitalter der Hyperintelligenz. Davon ist der 100-jährige Wissenschaftler Jim Lovelock so überzeugt, dass er ein Buch darüber geschrieben hat.
Die Perspektive eines 100-Jährigen Weltraumforschers auf die Welt ist eine besondere: In den 1940er Jahren hatte er Stephen Hawking als Baby auf dem Arm. Er hat an der Mondmission mitgearbeitet. Und er war es, der entdeckt hat, dass FCKW für das Ozonloch verantwortlich ist.
Außerdem betrachtet er die Vorgänge auf der Erde aus einer kosmischen Perspektive. Er ist sich sicher, dass die Erde der einzige Planet ist, auf dem es intelligentes Leben gibt. Alles andere ist schlicht zu unwahrscheinlich
Eigentlich ist es sogar unwahrscheinlich, dass es auf der Erde Leben gibt. Denn unser Planet liegt nicht in dem Abstand von der Sonne, in dem wir Leben vermuten würden. Das Leben hat überhaupt erst dafür gesorgt, dass die Erde eine Temperatur bekommt, in der Leben sich entfalten kann. Das frühe Leben haben der Atmosphäre so viel CO2 entzogen, dass die Erde wesentlich mehr Wärme abstrahlte und sich abkühlte.
Der Klimawandel kann das Ende für alles Leben bedeuten
Auch wenn die Erde immer mal wieder zwischen Kalt- und Heißzeiten pendelte – der Mensch hat mit seiner CO2-Produktion dafür gesorgt, dass die Erde ein Problem bekommt. In der Vergangenheit hat die Erde Katastrophen wie Vulkanausbrüche und größere Asteroiden-Einschläge wegstecken können. Es hat oft sehr lange gedauert, aber dann hat sich die Temperatur wieder normalisiert. Niemals ist das Leben komplett ausgestorben.
Diese Gleichgewicht hat der Mensch durcheinander gebraucht. Vulkane und Asteroiden sind eine viel größere Gefahr geworden. Auch gibt es Kipp-Punkte in der globalen Temperatur. Wenn die Meere zu warm werden, stirbt dort das Leben, das der Atomosphäre CO2 entzieht – was dann den Prozess der Aufheizung noch verstärkt.
Ab bestimmten Temperaturen können normale Tiere und Pflanzen nicht mehr überleben. Irgendwann sterben sogar die extremophilen Arten, die zum Beispiel in der vulkanheißen Wasser leben können. Ist das Leben dann weg, wird es auch nicht wieder kommen, weil der Planet dann tot ist.
Die Gaia-Hypothese
Oder wie Lovelock sagen würde: der Planet existiert noch weiter, aber Gaia wäre tot. Denn Lovelock ist der Begründer der Gaia-Hypothese. Er betrachtet das Leben auf Erden als Gesamtsystem – als ein großes Lebewesen.
Auf dem Planeten Erde lebt das Wesen „Gaia“ und das besteht aus vielen Teilen. Gaia entwickelt sich – per Evolution. Mit dem Menschen ist Gaia zu Bewusstsein gekommen. Denn mit dem Menschen hat Gaia seinen Platz im Kosmos erkannt und kann ihn gestalten.
Jetzt aber steht der nächste evolutionäre Schritt an: Der Mensch entwickelt mit der künstlichen Intelligenz eine Technologie, die ihn vom Thron der Schöpfung stoßen wird. Noch einige Zeit werden die Cyborgs mit dem Menschen kooperieren, um Gaia zu retten. Aber sie werden nicht ewig dem Menschen Untertan sein und können auch ohne ihn leben. Dann bricht das Novozän an – das Zeitalter der Hyperintelligenz.
Ich bin mir unsicher, ob Jim Lovelock verstanden hat, wie Künstliche Intelligenz heute arbeitet und das da noch ein paar ganz grundlegene Herausforderungen bevorstehen. Oder seine Perspektive ist auch hier eine größere.
Ich befürchte, wir Menschen müssen Gaia selbst retten, bevor wir den Staffelstab dafür an die nächste Stufe der Evolution weitergeben können. Ich glaube auch nicht, dass Atomkraft dabei eine Rolle spielen kann. Lovelock ist ein großer Atomkraft-Fan. Aber ich denke, dass wir damit das CO2-Problem gegen Strahlenproblem eintauschen.
Ich fand aber die Gedanken in „Novozän“ anregend und Jim Lovelock hat mir noch einmal auf wenigen Seiten erklärt, was eigentlich das Problem ist, wenn die Welt immer wärmer wird. Bisher dachte ich halt: „Ok, dann ist das Wetter chaotischer – irgendwie wird’s schon gehen.“ Aber tatsächlich kann es sein, dass das Klima ins Rutschen kommt und es dann nur noch schlimmer wird.
Allein dafür haben sich die 18,-€ gelohnt, die die 160 Seiten, erschienen bei C.H. Beck, gekostet haben.
Video
Erst wenn Du das Video startest, werden Daten an YouTube übermittelt. Siehe Datenschutzerklärung
Schreibe einen Kommentar