Vor ein paar Tagen ist ein Film über Aaron Swartz erschienen. In diesem Jahr wäre der amerikanische Aktivist und Hacker 28 Jahre alt geworden – hätte er sich nicht vor drei Jahren das Leben genommen. Swartz war eine Art digitales Wunderkind. Programmieren war für ihn Magie – Nur wenige Menschen sind in der Lage Computer tun zu lassen, was sie wollten. Diese Kraft wollte er für Gutes nutzen und kämpfte dafür, dass das Wissen der Welt frei zugänglich sei. Gemeinfreie Gerichtsurteile oder alte Wissenschaftsmagazine, deren Urheberrechtsschutz längst abgelaufen war, „befreite“ er aus Bezahldatenbanken – zum großen Teil legal.
Der andere Teil wurde ihm zum Verhängnis: 2011 ludt Swartz 4,8 Millionen wissenschaftliche Artikel von einem Zeitschriftenarchiv herunter. Obwohl der Datenbankbetreiber selbst keine Anzeige erstattet wollte und Swartz die Daten nicht veröffentlicht hatte, wurde er von der Staatsanwaltschaft mit 35 Jahren Haft bedroht. Für Urheberrechtsverletzungen! Einige meinen, das in Kombination mit seiner Depression habe ihm am Ende das Leben gekostet.
In den USA sitzt Chelsea Manning seit 2010 unter derart inhumanen Bedingungen im Gefängnis, dass selbst der Menschenrechtsausschuss des Bundestags Präsident Obama zur Überprüfung aufforderte. Sie hatte Daten der US-Armee zum Irak-Krieg an Wikileaks zur Veröffentlichung gegeben und damit hunderte amerikanischer Kriegsverbrechen aufgedeckt.
„In a time of universal deceit—telling the truth is a revolutionary act.“ – George Orwell
In London lebt Wikileaks-Gründer Julian Assange seit 2012 in der Botschaft Ecuadors – aus Angst vor Auslieferung und Todesstrafe für seine Verbrechen. In Moskau bangt Edward Snowden um die Verlängerung seines Aufenthaltsrechts. In Berlin lebt der amerikanische Hacktivist Jake Applebaum im Exil – bedrängt vom Geheimdienst.
Kaltgestellt und eingesperrt. Es war sicher noch nie leicht, das Richtige zu tun und sich mit dem Mächtigen anzulegen. Aber man sollte doch eigentlich meinen, dass unsere viel beschworenen freiheitlichen Demokratien lockerer mit Querdenkern und Kritikern umgehen. Stattdessen pflegen sie einen lockereren Umgang mit den Bürgerrechten.
Dieser Artikel ist zuerst bei shz.de erschienen.
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