Eine nationale Breitband-AG könnte den Glasfaserausbau in Deutschland beschleunigen. Das erklärt Nico Lumma in seinem aktuell Blogbeitrag. So wie es bisher gelaufen ist, mit wohlmeinenden Appellen an die Wirtschaft und mit einem runden Tisch wie Netzausbauminister Dobrindt (CSU) ihn gerade in einem Interview mit der WELT vorgeschlagen hat, wird es jedenfalls nichts.
Auch wenn viele Menschen heute noch mit geringen Bandbreiten zurecht kommen – die durchschnittlich benötigte Bandbreite verdoppelt sich alle 18 Monate, wenn ich mich recht an Christoph Bechtels Vorträge auf dem WebMontag erinnere. Streamingdienste für Musik und Video werden immer beliebter und wer nicht nur den einen Fernseher im Wohnzimmer mit HD- oder gar 4K-Videos versorgen will, der braucht ganz sicher immer mehr Bandbreite. Die klassische Klingeldraht-Technologie stößt immer mehr an seine Grenzen. Trotzdem setzt die Telekom weiterhin darauf – auf Kosten der anderen Anbieter.
Ein Ausweg bietet Glasfaser. Dort sind die möglichen Bandbreiten schier unerschöpflich. Bisher hängt der Ausbau mit Glasfaser bis ins Haus (FTTH) vom Zufall Markt ab. In den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins zum Beispiel ist der Leidensdruck mit niedrigen Bandbreiten so groß, dass sich Bürgerinitiativen oder die Kommunen selbst darum kümmern. Zum Teil scheint es fitte Leute in kommunalen Versorgungsbetrieben und der örtlichen Politik zu geben, die sich darum kümmern. Wie immer hängt das aber am Geld. In Nordfriesland kommt das Geld aus Windparks. Norderstedt hat Stadtwerke, die sich über eine Tochterfirma darum kümmern können. Kiel hatte mal Stadtwerke, deren Tochterfirma sich darum kümmern wollte. Nun macht das die Telekom. Aber nur hier und da. Parallel zum Ex-Monopolisten vergraben noch verschiedene kleinere Firmen Glasfaser – immer dann, wenn jemand dafür bezahlt.
Ein wenig wie bei den Goldgräbern werden die lukrativsten Claims abgesteckt. Ein Konzept gibt es nicht. Der Breitbandplan des Landes sagt wenig dazu, wie dafür gesorgt werden soll, dass am Ende jeder einen Glasfaseranschluss im Haus hat. Und wie sichergestellt wird, dass man sich auch noch aussuchen kann, wer ihm das Internet liefern soll. Es besteht das Risiko, dass man sich zukünftig mit dem Wohnort auch gleich den Internetanbieter aussucht.
„Mir widerstrebt es sehr, gerade der Branche, über intransparente Tarifmodelle ihre Kunden seite Jahren schröpft, deren Kundenzufriedenheit miserabel und deren Innovationsgrad überschaubar ist, auch noch Geld hinterherzuwerfen, damit sie ihre Kundenbasis weiter ausbauen.“
Von Wettbewerb kann dann nicht mehr die Rede sein. Deswegen hat Nico Lummas Vorschlag einer nationalen Breitband-AG den Vorteil, dass das Netz unabhängig von den Dienstleistungsanbietern ausgebaut werden kann. Dann müssen nirgendwo mehrere Glasfaser-Kabel vergraben werden, um Wettbewerb zu erhalten. Dann würde das Glasfaserinternet so funktionieren wie das Telefon heute: Das eine Unternehmen kümmert sich um das Netz und die anderen kaufen sich da ein, um ihre Dienstleistungen darüber anzubieten.
Ja, das wäre ein Monopol. Aber ein reguliertes Monopol und keines das entstanden ist, weil die Telekom die Konkurrenz verdrängt. Bei Infrastrukturen macht Konkurrenz überhaupt keinen Sinn. Das gut ausgebaute Straßennetz in Deutschland ist eine der Stützen, die sowohl die Gleichheit der Lebensbedingungen als auch den wirtschaftlichen Erfolg sichert. Hätte man den Straßenausbau so vorangetrieben wie heute den Breitbandausbau, dann gäbe es Autobahnen von Hamburg nach Lübeck und Kiel und vielleicht eine ordentliche Straße über Rendsburg nach Flensburg. Im Rest des Landes enden Kreisstraße an Kreisgrenzen und zum Teil sind sie nicht einmal asphaltiert. Die Gegenden um Windparks wären großzügig und überall ausgebaut. In Kiel aber gäbe es an einigen Stellen zwei Straßen nebeneinander und an anderen Stellen Trampelpfade. Durch staatliche Förderung wäre das nur schneller entstanden – nicht besser.
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