In seinem aktuellen Artikel fragt der Kieler Web-Entwickler Dennis Erdmann: „Wann werden Responsive Webdesign und mobile Geräte endlich zum Standard?“ – Nach und nach steige der Anteil der mobilen Geräte mit relativ kleinen Displays, die dann oft auch noch hochkant genutzt werden könnten. Die Web-Entwicklung müsse sich daran orientieren und ein Web-Design zum Standard machen, das sich an alle Geräte anpasse: Responsive Webdesign.
Im Prinzip ist diese Diskussion eine Fortsetzung der Diskussion um Barriererfreiheit – Und die war eine Forsetzung der Diskussion um Software-Ergonomie. Im Kern geht es darum, die Inhalte und Dienste möglichst vielen Menschen möglichst gut zugänglich zu machen. Denn natürlich funktionieren auch normale Internetseiten auf Smartphones und Tablets – nur sind die kleinen Links oft schwierig mit dem Finger zu treffen. Eine Möglichkeit, das zu verbessern sind native Apps, die sich an der Bedienungsoberfläche der Geräte orientieren. Eine andere Möglichkeit, unabhängig von bestimmten Geräten zu arbeiten, ist Responsive Webdesign.
Kostenfaktor Responsive Design
Responsive Design ist allerdings relativ aufwendig – wenn man nicht einfach das Touch-Theme von WordPress nimmt und auf jegliches individuelle Design verzichtet. Solange Entwicklungstools und Frameworks den Aufwand für Responsive Webdesign nicht auf einen Faktor reduzieren, der in der Preisgestaltung keinen großen Unterschied mehr macht, werden die meisten Webseiten nicht responsive entwickelt werden. Der Effekt für die Webseitenbetreiber von Responsive Webdesign ist einfach zu gering, um einen Aufpreis zu rechtfertigen. Eigentlich müsste man sich für eine echte, mobile Webseite auch überlegen, ob die Anforderungen von mobilen Anwendern vielleicht ganz andere sind als von Leuten, die zu Hause vor dem Rechner sitzen. Unter Umständen käme dabei eine ganz andere Webseite heraus – und nicht nur eine, die man auch auf kleinen Bildschirmen darstellen und per Finger bedienen kann.
Von Barrierefreiheit lernen
Eine dritte Möglichkeit ist es, aus der Diskussion um die Barrierefreiheit zu lernen: Da hieß es immer, dass barrierefreie Internetseiten nicht nur für die typischen Behinderten da sein, sondern für Menschen mit allen möglichen Behinderungen. Wenn man so will, kann man ein kleines Display und einen dicken Finger als Behinderung betrachten. Warum macht man die Klick-Zonen nicht einfach größer? Auf kaffeeringe.de kann man die Überschrift samt Dachzeile und Artikelbild antouchen, um in den Artikel zu kommen. Warum nicht auch den Anreißer gleich mit? Das kann man doch gar nicht mehr verfehlen und es hätten alle etwas davon: Die Leute mit kleinen Smartphones, die Leute mit dicken Fingern auf dem Tablet, aber auch Leute, die nicht so präzise mit der Maus umgehen können.
Browser leisten einen Beitrag
Die meisten anderen Möglichkeiten von Responsive Webdesign können die mobilen Browser eigentlich ganz gut unterstützen: Da ist das Zoomen auf die Textspalte mit einem Doppel-Tap. Oder die Darstellung im Hochkant-Format. Ganz ehrlich: Sind unsere Webseiten denn nicht immer schon hochkant gewesen? Unsere Bildschirme sind immer breiter als hoch gewesen und trotzdem musste man nach unten scrollen.
Die Zukunft ist Responsive
Die Zukunft ist Responsive – aber nicht so, wie wir es uns vorstellen: Wir werden Responsive nicht mehr lange als Extra verkaufen können, weil Responsive tatsächlich Standard wird. Aber von verschiedenen Seiten. Das ist nicht nur eine Anforderung an die Agentur, die eine Webseite konzipiert. Auch die Bedienung der Browser wird sich verbessern – so wie alte Browser heute fast kein Problem mehr für Barrierefreiheit sind. Wir werden auch das normale, klassische Webdesign an die Benutzungserfahrungen aus dem Touch-Bereich anpassen und die Klickzonen größer gestalten. In 2 Jahren redet niemand mehr darüber. Dann wird die Diskussion „Wie kann man Inhalte und Dienste für möglichst viele Menschen verfügbar machen“ unter einem anderen Schlagwort geführt werden.
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