Benjamin Mako Hill aus dem Vorstand der Free Software Foundation (FSF) hat vor einigen Tagen zu Spendenaufruf für seinen Verein veröffentlicht, in dem die Herausforderungen der Zukunft für die Freie Software Community beschrieben sind: Das Mobile Internet und Internetdienste stehen ganz oben auf der Liste. In diesen Bereichen bedroht paradoxerweise zum Teil Freie Software die Zukunft der Freien Software. Da ich die FSF für einen gute Sache halte, hier mein kleiner Beitrag in Form einer Übersetzung seines Aufrufes.
Vorbemerkung
Ich habe die Links auf die Europäische FSF geändert und auf die deutsche Wikipedia geändert. Einige Links habe ich weggelassen. Wer die sucht, findet die im Original Artikel. Der Inhalt steht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 United States License.
Jährlicher Aufruf für Neumitglieder
Benjamin Mako Hill: „Meiner Meinung nach, ist es das Prinzip Freier Software, den Benutzern Kontrolle über die Technologie zu geben. In der Art und Weise wie Software unsere Erkenntnis und uns gegenseitig definiert, hat Freie Software einen wichtigen Anteil an unserer Freiheit zu entscheiden, wie wir leben, arbeiten und kommunizieren wollen.
Bei Freier Software geht es nicht um Software im eigentlichen Sinn; Es geht um die Befreiung der Benutzer durch Software.
Der gewaltige Erfolg von Freier Software in den letzten 2 Jahrzehnten verstellt Vielen den Blick für diese einfache Tatsache. Wir haben eine gewaltige Auswahl Anwendungen, Bibliotheken und Werkzeuge erstellt. Wir haben eine lebhafte Entwickler- und Anwendercommunity aufgebaut. Wir haben neue Entwicklungsmethoden erfunden, mächtige freie Lizenzen und riesige gemeinschaftliche Projekte. Bei all dem geht es aber nur darum, wie wir unsere Anwendern Freiheit geben. Die Anwendungen, Lizenzen, Methoden selbst sind keine Freiheit. Das sollen sie auch gar nicht sein, denn sie sind unsere Instrumente nicht unser Ziel.
Diese Unterscheidung ist elementar in einer technologischen Welt, die sich stets im Fluss befindet. Ja, wir leben in so einer Welt. Das können wir daran erkennen, wie zusehens mehr Menschen Mobiltelefone und andere neue Endgeräte als Hauptcomputer benutzen und die alten Anwendungen, Communities, Methoden und Lizenzen immer weniger passen und die Freiheit der Anwender nicht mehr voll schützen.
In der Tat wird die Freiheit der Computernutzer neue Software und neue Formen Ihrer Verteidigung benötigen. Das umfasst auch neue Lizenzen und neue Formen, auf ihre Einhaltung zu bestehen. Das umfasst auch neue Arten der Zusammenarbeit und der Organisation. Wenn die Freie Software Bewegung erfolgreich sein will, muss sie sich auf die Freiheit der Anwender konzentrieren. Wir müssen die Fragen beantworten, warum wir tun was wir tun und wie wir die Freiheit schützen, die wir erreichen wollen. Wenn wir zu sehr an den alten Denkmustern hängen, werden wir das große Ziel, den Anwendern Kontrolle über ihre Technologie zu geben, aus den Augen verlieren.
Es gibt eine Menge Organisationen die sich und das „wie?“ kümmern. Das sind Anwälte, Firmen und Vereine, die sich um die verschiedenen Freien Software Projekte kümmern.
Die Free Software Foundation ist bei Weitem die wichtigste Organisation, die sich auf das „Warum?“ konzentriert – auf das Prinzip der Freien Software. Dadurch spielt sie eine wichtige Rolle dabei, die Freie Software Community auf die wichtigsten Probleme, Bedrohungen und Herausforderungen, die freie Projekt betreffen, hinzuweisen. In dieser Zeit der schnellen Veränderung, ist diese Rolle wichtiger denn je. Die Folgen von Fehleinschätzungen könnten verheerend sein.
Dies sind die Felder, auf denen meiner Meinung nach die Free Software Foundation die Freie Software Bewegung unterstützen sollte:
Mobiltelefone
In einem kurzen Artikel habe ich Anfang des Jahres darauf hingewiesen, dass es mittlerweile Milliarden Mobiltelefone gibt und dass die Rechenleistung dieser Telefone immer größer wird. Sie stellen den abgeschlossensten, proprietärsten und unfreisten technologischen Bereich dar, der stark genutzt wird. Für die Kontrolle der Benutzer über die Technologie sieht es düster aus. Obwohl einige der beliebtesten Geräte stark auf Freie Software angewiesen sind, sind die meisten Telefone abgeschlossen, mit proprietären Diensten versehen und ihre Anwender gefesselt, gespalten und hilflos.
Wir müssen das Bewusstsein für Freie Software unter den Mobiltelefonbenutzern herstellen und ihnen klar machen, dass diese Telefone in Wahrheit leistungsfähige Computer sind, die man vielseitig einsetzen könnte. Wir müssen ihnen verständlich machen, dass die Kontrolle über diese Geräte Auswirkungen auf ihre Autonomie hat. Deswegen wird die Free Software Foundation dieses Jahr eine Kampagne rund um Freie Software auf Mobiltelefonen starten.
Internetdienste
In dem Maß, wie Internetdienste wie Facebook, Google oder andere in den letzten Jahren in Art und Umfang gewachsen sind, wird eine Antwort der Freien Software drängender. Der Start des stark auf Internetdienste setzende Chrome-OS von Google bietet einen Vorgeschmack darauf, wie eine solche Plattform aussehen könnte. Die Auswirkungen auf die Freiheit der Anwender und auf die Ansätzen der bisherigen Freien Software Entwicklung sind beängstigend. Die Tatsache, dass viele dieser Dienste mit freier Software erstellt werden, macht den Effekt auf die Autonomie der Anwender nicht weniger katastrophal.
In diesem Jahr plant die Free Software Foundation, die erste von hoffentlich mehreren Stellungnahmen zu Freier Software und Internetdiensten zu veröffentlichen. Außerdem wird die Zusammenarbeit mit Autonomous ausgebaut, um dabei zu helfen, Leitlinien für die Implementierung und Nutzung von Internetdiensten auszuarbeiten und diejenigen dabei zu unterstützen, die Dienste anbieten wollen, die die Autonomie der Benutzer besser achten.
Kontakte außerhalb unseres klassischen Unterstützerkreises
Um erfolgreich für die Freiheit von Softwareanwendern zu kämpfen, müssen neue Verbündete außerhalb des klassischen Unterstützerkreises gesucht werden. Die Free Software Foundation wird deswegen die Anti-DRM-Kampagne und die Kampagne gegen Softwarepatente fortsetzen. Im vergangenen Jahr hat die FSF des weiteren jüngere Anwender an High-Schools angesprochen. Außerdem gab es ein Treffen der „Frauen in der Freien Software“. Die FSF will an diese Erfolge anschließen und plant ähnliche Events in diesem Jahr.
Natürlich ist dieser Kampf und die Werbung für Freie Software Umfangreicher als es die Ressourcen der FSF zur Zeit zulassen. Jeder der frei oben genannten Punkte ist ein ambitioniertes Unternehmen und trotzdem nur ein Teil der Arbeit des kleinen aber engagierten FSF-Teams. Selbst für die reine Fortsetzung der aktuellen Projekte benötigt die FSF hunderte neuer Mitglieder bis zum Ende des Jahres. Deine Mitgliedschaft und Deine Spende können dabei helfen.
Eine starke Freie Software Bewegung, die sich auf die Prinzipien der Freien Software konzentriert – im speziellen eine starke FSF – ist entscheidend für die Freiheit, die die nächste Generation Computer-Nutzer erfahren wird. Es steht nicht weniger als die Autonomie dieser Generation auf dem Spiel.
Ich weiß, dass das hier nicht der erste Spendenaufruf in diesem Jahr von mir ist und ich weiß, dass die Wirtschaftskrise für Viele schwierig ist. Ich weiß, dass es in diesem Jahr schwieriger sein kann, den Mitgliedsbeitrag aufzubringen. Wir können uns aber keine geschwächte FSF in dieser Zeit eines wichtigen, technologischen Umbruchs leisten.
Wenn Du noch kein Mitglied der FSF bist, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eines zu werden. Wenn Du frühere Aufrufe gelesen hast, und abwarten wollten, ist es jetzt an der Zeit zu handeln. Die Mitgliedschaft kostet 120,- EUR pro Jahr und wird monatlich abgerechnet. Wenn Du bereits Mitglied bist, hilf uns weiter mit einer großzügigen Spende oder überzeuge Freunde, Mitglied zu werden. Die Free Software Foundation ist eine bescheidene, kleine Organisation mit leidenschaftlichen Menschen, die unermüdlich für Freie Software arbeiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch kleine Geschenke helfen können.“
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