Eigentlich hatte ich vor, regelmäßig vom Google Summer of Code zu berichten. Leider ist gerade mein Projekt nichts geworden. „Mein“ Student hat leider nicht gehalten, was er versprochen hat. Entsprechend gab es zwischendurch nicht viel zu berichten und am Ende gabs für ihn keine Kohle. Zum Abschluss der Aktion aber veranstaltet Google den Mentor Summit und lädt dazu 2 Mentoren von allen teilnehmenden Organisationen nach San Francisco in den Googleplex ein, um sich über den Summer of Code und ihr Hobby im Allgemeinen auszutauschen. Und genau da bin ich jetzt gerade: Ich sitze in der Tee-Küche von Tante G.
San Francisco ist für mich eine Tagesreise von Kiel entfernt: Um 2:45 Uhr klingelte der Wecker. Um 3:45 Uhr holte mich da Taxi ab. Um 4:05 fuhr der Kielius. Naja, vielleicht war es auch 10 Minuten später. Eine Mitreisende hatte irgendwas verloren und musste das suchen, bevor wir losfuhren. In Neumünster ging dann der Bus kaputt und während wir auf den Ersatz warteten, wurden einige per Taxi nach Hamburg kutschiert.
Um 7 ging dann mein Flug nach Amsterdam. Dort hatte ich 2 Stunden Aufenthalt. Dann gings nach Chicago. Auch dort hatte ich 2 Stunden und wir mussten noch auf einen Flieger voller Franzosen warten. Um 17:50 Ortszeit, war ich dann doch noch in San Francisco: 4 Uhr bis 18 Uhr sind 14 Stunden. Plus die 8, die unterwegs verloren habe: 22 Stunden.
Axel, der von Frankfurt geflogen ist, ist 2,5 Stunden später losgeflogen und 6 Stunden vor mir angekommen. Es geht also auch schneller. Axel hat in San Francisco auf mich gewartet. Und mit dem hervorragenden Plan, den seinen Freundin für uns ausgearbeitet hat, sind wir dann per Bahn und Taxi nach Sunnyvale in unser Hotel gefahren.
Das gesponserte Hotel stellte sich als recht komfortabel heraus: Internet, Klimaanlage, Flachbildfernseher, Bett mit elektrisch einstellbarer Härte und 7 Kissen ebenfalls in verschiedenen Härten. Morgens gabs ein leckeren Buffet und einen Shuttle-Service zum Google Firmengelände. Auch hier war ein Bus ausgefallen, so dass wir uns einen Wagen mit einigen anderen Teilnehmern teilten. Nach 2 roten Ampeln hatten wir den Bus aus den Augen verloren und nach 3 Grünen dann doch wieder eingeholt. Auf dem Google Parkplatz habe ich dann zum ersten Mal einen „Lotus“ live gesehen.
Der Campus des Googleplex sieht ein wenig so aus, wie der einer modernen, deutschen Fachhochschule: Relativ schlichte, aber bunte Glas-Beton Bauweise, der per Begrünung und Einrichtung Gemütlichkeit eingehaucht wird.
Am Eingang bekam jeder ein Namensschild, ein T‑Shirt in Größen von S bis XXXL, einen Kuli und ein kleines Moleskine Notizbuch mit Google-Schriftzug.
Dann gabs noch einmal Frühstück im „Cafe No Name“ – Der Cafeteria die zu den Gebäuden gehört. Das zweite Frühstück habe ich dann mal ausgelassen und mich lieber ein wenig umgeschaut: Cubicles – das Ein-Mann-Büro im Großraumbüro – ist hier auf allen Etagen zu finden. Dazwischen eine Vielzahl Konferenzräume in Größen von 2 Personen bis 250. Eingestreute Sitzecken, eine offene Küche mit riesigen Kühlschränken wie im Supermarkt, in denen merkwürdige, gesund aussehende Getränke stehen: Pure Green Tea. Aber auch Dr. Pepper, Cola und so weiter. 3 Sorten Filterkaffee, eine Espressomaschine und so eine Art Süßigkeiten-Automat ohne Geld Einwurf. Jeder kann sich einfach selbst bedienen und sogar wir sind komplett eingeladen.
Wir sind jetzt knapp 200 meist männliche GsoC-Mentoren. Menschen, bei denen man schnell willkommen ist: Alle haben ähnliche Themen, kaum mehr als 2 Leute kenne einander, so dass man sehr einfach ins Gespräch kommt. Einige laufen in T‑Shrits ihrer Projekte herum: Gnome, KDE, OpenBSD, Audacity, OpenSuse, Pidgin. Die Leute vom Google Open Source Team sind unglaublich nett, hilfsbereit und verbreiten eine tolle Stimmung. Die Eröffnung beginnt mit Applaus, Pfiffen und Johlen. Ist das wirklich das Nerd-Treffen, oder bin ich hier falsch?
Der Tag ist als Unconference organisiert: Die Teilnehmer schlagen Sessions vor, suchen sich einen Raum und schauen, wer vorbeikommt und was diskutiert wird, wird diskutiert. Ich schaue bei einer Session rein, bei der es um „Monetizing in Open Source“ geht. Sehr interessant, ich lausche und geben ein bis zwei Kommentare. Ein Teilnehmer räumt ein, dass sein Projekt zu viel Geld hat und dass die nicht wissen wohin damit. Luxusprobleme…
Dann höre ich etwas über Google Android und diskutiere mit als es darum geht, wie man zukünftig verhindern kann, dass Projekte an Studenten vergeben werden, die dann plötzlich verschwinden.
Zwischendurch spreche ich mit Leuten von KDE, Amarok, einem e‑Learning System und einen sehr netten Typen von einem Projekt, das Software für Non-Profit Organisationen erstellt.
Mittags gibt es in der Cafeteria Mediterranes Essen, dass auch sehr gesund wirkt und sehr lecker ist. Die relativ lange Wartezeit, die sich ergibt, wenn 200 Leute an einem Tresen anstehen, überbrückten die Googler, indem sie Bälle und Dutzende Stoff-Frisbees verteilten.
Nachmittags sind weitere Sessions – in einer Fragen Wiki-Entwickler von MoinMoin und Xwiki nach Vorschlägen für eine Verbesserung ihrer Systeme. Da war es ein wenig schade, dass die Anwesenden Projektteilnehmer relativ viel erklärt haben, was es schon alles gibt und zum Teil längere interne Diskussionen geführt haben. Ich bin aber meine Vorschläge alle losgeworden. Mal sehen, ob da etwas draus wird.
Interessant war eine Session der Googler selbst über Android. Der Ansporn für die Übernahme der Entwicklung, war wohl, dass Nokia drohte im Mobiltelefongeschäft soetwas zu werden wie Microsoft im Desktop-Betriebssystem Markt. es standen wohl zu Anfang nicht alle Sourcen von Android zur Verfügung, weil HTC sein Android Telefon noch nicht präsentiert hatte und man aus den Spezifikationen den Aufbau des Gerätes hätte erschließen können. Es haben aber auch schon vor dem Release des G1 Leute es geschafft Android auf andere Geräte zu portieren. Die Googler sind gespannt, was in diesem Bereich noch alles passiert.
Abends gab es eine kleine Party in dem Hotel, in dem eine Großteil der Teilnehmer untergebracht sind. Bestellte Pizza für alle, Cola und Bier aus Pappbechern. Sehr nette Atmosphäre und wieder eine Menge interessanter Gespräche. Um 22Uhr ergreift uns dann doch das Jetlag und wir gehen ratzen.
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