Eigentlich wollte Tim Berners-Lee 1989 nur ein System entwickeln, mit dem er möglichst einfach ein Projekt dokumentieren könnte. Von der Hypertext-Forschung, wie sie schon in den 1940ern von Vannevar Bush begonnen wurde, hatte er keine Ahnung. Seine Idee des World Wide Web sollte es Wissenschaftlern vereinfachen, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen und auf die Erkenntnisse der Kollegen zuzugreifen. Was daraus bis heute geworden ist, lässt sich aus dem Leben vieler Menschen nicht mehr wegdenken. Doch wie könnte die Internetsite der Zukunft aussehen?In den ersten Versionen von HTML stand das Layout im Hintergrund. Vor allem sollten wissenschaftliche Texte sinnvoll in Kapitel eingeteilt werden können.
Doch den Nutzern war dies nicht genug: Die Einführung der Tabelle in HTML ermöglichte das beliebige Platzieren von Inhalten auf dem Bildschirm. Durch die inzwischen weite Verbreitung von CSS-fähigen Browsern ist so ein Umweg nicht mehr nötig. Und dank Ajax sind Internetseiten wesentlich dynamischer geworden und gleichen immer mehr Desktop-Anwendungen. Web 2.0 nennt Tim O’Reilly dies. DAS Buzzword des Jahres 2006.
Ganz klar wird dieser Trend noch weiter gehen und Websites, die die Interaktion der Benutzer erfordern, werden noch mehr Möglichkeiten noch einfacher bedienbar zur Verfügung stellen. Dabei werden die Funktionen dieser Seiten immer mehr wie echte Desktop-Anwendungen aussehen – unter anderem auch, weil bei Desktopanwendungen immer mehr Wert auf das Design gelegt wird. Es ist also eine beidseitige Annäherung.
Was aber passiert mit den eher statischen Seiten? Bislang war das Internet auch gerne Spielfeld für Designer, die sich für jeden Kunden eigens ein komplett neues Layout und möglichst auch noch eine komplett eigene Art der Bedienung ausgedacht haben. Wenn ich mir die Homepage des Restaurants gegenüber anschaue, möchte ich schnell Informationen: Angebot, Preise, Öffnungszeiten, Telefonnummer. Ich möchte keine Interaktivität – außer, sie bringt mich schneller zu diesem Ziel.
Mittlerweile gibt es aber auch im Internetdesign einige Klassiker, die als Quasi-Standard selbst für weniger technikaffine Besucher eine schnelle Navigation ermöglichen: Das zwei- oder dreispaltige Design, das Navigationsmenü im oberen Teil der linken Spalte und der Titel der Seite in einem Banner über der Seite. Dieser Aufbau ist somit der „normale“ Aufbau einer Website – auch wenn Designer jetzt gelangweilt mit den Augen rollen.
Unter dem Zwang, die Inhalte auch auf mobilen Endgeräten mit kleinen Bildschirmen, auf Braille-Zeilen oder mit Lupenfunktioen darstellbar zu halten, gibt es derzeit einen Trend, der wieder die ursprüngliche Funktion des Internets als Basis für den Austausch von Text-Informationen in den Vordergrund rückt. Eine Internetseite ist keine Zeitungsseite – der Ersteller kann nicht garantieren, dass die Seite auf allen Endgeräten gleich aussieht. Er kann aber sicherstellen, dass sie auf allen Geräten die Informationen darstellt.
Der Einstieg in HTML 1995 war aufgrund des geringen Sprachumfangs relativ leicht – wer sich aber mal die Counter und Schleifen-Funktionen in CSS 3 angeschaut hat, ahnt dass Webdesign in Zukunft immer mehr mit Programmierung im eigentlichen Sinn zu tun haben wird. Da werden dann wirklich Bedieneroberflächen programmiert.
Insgesamt werden Internet und Desktop weiter mit einander verschmelzen. Wie man an den immer besser funktionierenden Betriebsystem-Brücken wie VMWare sieht, werden auch die Grenzen der Betriebssysteme weiter verwischt. Schneller Internetverbindungen werden es möglich machen, dass viele Inhalte im Internet gespeichert werden – Musikstücke oder Filme muss niemand mehr besitzen, sondern können einfach auf Wunsch abgespielt werden. Aber das führt etwas zu weit weg vom eigentlichen Thema.
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