Die SPD macht einen großen Beteiligungsprozess zum Thema #digitalLEBEN. Dort gibt es auch die Kategorie „100 Köpfe 10 Fragen“, mit der ein erster Input eingesammelt wird. Der Arbeitskreis Digitale Gesellschaft der SPD Schleswig-Holstein macht daraus eine Blogparade und zapft damit „die Weisheit der Massen“ an. Hier sind meine 10 Antworten.
- In einer digitalen Welt zu leben, bedeutet für mich…
…mit Menschen rund um die Welt kommunizieren zu können und einfachen Zugriff auf den kulturellen Schatz der Menschheit zu haben. - Mein Computer ist für mich…
…mittlerweile immer weniger wichtig, weil es für alle möglichen Anwendungszwecke inzwischen besser angepasste Geräte gibt: Mobil- und Festnetztelefon, Netbook, Radio, Fernseher, – alle haben inzwischen einen Internetzugang. Der stationäre Computer ist vor allem bei der Arbeit noch unersetzbar. Wenn man in den Kreis der Computer noch Router und die Raspberry Pis in unserer Wohnung einrechnet, ist „mein Computer“ all das und ein Werkzeug-Set für Unterhaltungen, Unterhaltung und Kreativität. - Wirklich gut! Die größte Chance durch die Digitalisierung ist…
…der schnelle Zugang zu allen möglichen Informationen und Daten. In der Wissenschaft sind die Ergebnisse nicht mehr vergraben in Stapeln von Fachzeitschriften in Bibliotheken. Sie können leicht gesucht und gefunden werden – oft samt Datengrundlagen. Das dürfte viel Forschung beschleunigen. Internationale Teams können zeitgleich und verteilt an einem Problem arbeiten und es lösen. - Bedrohlich! Wir müssen aufpassen, dass…
…das Internet nicht gegen die Menschen gewendet wird. Zum einen müssen die Regierungen ihre Bevölkerungen vor Angriffe auf unsere Privatsphäre schützen: Vor sich selbst, vor fremden Regierungen und vor mächtigen wirtschaftlichen Interessen. Außerdem müssen wir alle aufpassen, dass das Internet nicht vollkommen dem Kommerz unterworfen wird – viele der Chancen könnten sonst verspielt werden. Günter Hack hat dazu neulich Interessantes bei der ZEIT geschrieben.
Nicht zuletzt muss auch darauf geachtet werden, dass nicht eine Bevölkerungsgruppe komplett abgehängt wird, während die Digitalisierung voranschreitet. Es muss auch weiterhin möglich sein zu partizipieren, ohne Digital Native zu sein. - Die Digitalisierung verändert mein Leben durch…
…ihre Allgegenwart. Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob die Digitalisierung mein Leben verändert. Seit ich das erste Mal so um 1992/93 mit einem Modem online gegangen bin, war ich eigentlich immer so digital, wie es die Digitalisierung zugelassen hat. Mein Leben ändert sich also in der Art, in der sich die Digitalisierung verändert. Vielleicht hat das aber auch schon mit den ersten LCD-Spielen und programmierbaren Taschenrechnern begonnen. - Chatten mit den Enkeln, Einkaufen per Mausklick, Arbeiten ohne feste Bürozeiten. Was bringt die Digitalisierung für Familien und Ältere?
Von „Telearbeit“ haben wird schon Anfang der 1990er in der Schule gesprochen. Bisher hat sich das nicht so super durchgesetzt. Ich bin mir auch nicht so sicher, aber das so gut geht, wenn man mit anderen zusammenarbeiten soll. Ergänzend, teilweise oder übergangsweise kann man das aber sicher machen und dann ist es natürlich ein Gewinn. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch mehr Angebote geben könnte, bei denen man Routine-Einkäufe nicht mehr machen muss. Die bekommt man dann geliefert, wenn man zu Hause ist. Auch das ist sicher ein Vorteil. Für ungeübte Ältere muss man die Möglichkeiten entsprechend einfach aufbereiten. Es muss ja niemand alles mitmachen und niemand ist gezwungen, jedem neuen Trend hinterher zu laufen. Aber das Spektrum der Angebot ist aber so groß, dass da eigentlich für jeden etwas dabei sein sollte. - Programmieren in der Grundschule, das gesamte Faktenwissen der Welt in der Suchmaschine. Wie sollte Bildung der Zukunft aussehen?
An den Grundfähigkeiten „lesen, schreiben, rechnen“ ändert das Internet nichts. Vielleicht werden Lesen und Schreiben noch wichtiger. Spannend ist es sicher für Schulen, dass man die Welt in die Schule holen kann: Mit der Südafrikanerin chatten oder per Webcam checken, ob es am Äquator tatsächlich gerade regnet. Wichtig ist aber auch, dass Kinder ein Grundverständnis dafür bekommen, wie alle diese Angebot zu ihnen kommen. Wir haben damals Druck ausprobiert. Heute muss man dazu auch zumindest ein Grundwissen in Sachen Programmierung bekommen. Das Schlagwort vom „Programmieren als zweite Fremdsprache“ finde ich da ganz passend. Die zweite Fremdsprache kann man hinterher auch nicht auf Dolmetscher-Niveau aber man lernt die Grundlagen und lernt die Kultur drum herum kennen. Medienkompetenz sollte allerdings quasi ab Geburt gelehrt bzw. vorgelebt werden. Programmieren ist ein Teil davon, wenn man verstehen will, wie Daten verarbeitet werden. Ansonsten muss Computertechnik wie Zauberei wirken. „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“ – Arthur C. Clarke - An jedem Ort arbeiten können und ständig erreichbar sein. Was bedeutet das für Arbeit im Digitalen Zeitalter?
Das ist manchmal wirklich schwierig. Gerade wenn die Kommunikationsmittel nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit trennen. Niemand weiß, ob er jemandem auf dem Mobiltelefon bei der Arbeit oder im Urlaub erreicht. Allerdings könnte man sich schon ein wenig mehr überlegen, welchen Kommunikationsweg man nutzt, um was zu kommunizieren. Wenn etwas nicht zeitkritisch ist, reicht eine Mail, die auch noch am nächsten Tag beantwortet wird. Dann sollte man nicht anrufen oder eine SMS/Direktnachricht schicken. - Was müssen wir im digitalen Zeitalter tun, damit unsere Wirtschaft erfolgreich bleibt?
Ich glaube, auf der einen Seite müssen wir mehr Experimentieren ermöglichen, auf der anderen Seite kann das nicht heißen, dass einfach nur in hippen, billigen Büros mit dicken Internetleitungen junge Männer am nächsten Facebook bauen. Zurzeit befinden wir uns noch in einer Phase in der mit der Technologie noch sehr gespielt wird. US-Amerikanischen Investor Peter Thiel – zugegeben nicht gerade ein geborener Sozialdemokrat – aber er sagte in einem Interview mit Technology Review, dass die Silicon Valley Industrie noch sehr an der Oberfläche kratze. Sie helfe nicht, die Probleme der Welt zu lösen. Das erfordert mehr als man mit einem SDK zusammenklicken kann. Da braucht man echte Wissenschaft und echte Investitionen. - Die Digitalisierung schafft Chancen und birgt Risiken. Von der SPD erwarte ich, dass…
…sie aufhört immer nur dann über das Internet zu sprechen, wenn es darum geht es einzuschränken oder zur Überwachung zu nutzen. Natürlich stellt die Digitalisierung auch die Polizei vor neue Herausforderungen. Es kann aber nicht einfach immer nur die billigste Lösung gewählt werden, wenn dabei die Bürgerrechte über den Jordan gehen. Das gilt auch für die alten Herausforderungen, die es schon ohne Internet gab.
Ich möchte allerdings auch sagen, dass ich ansonsten vor allem in der SPD Schleswig-Holstein mit den meisten Ideen offene Türen eingerannt habe, wenn es zum Beispiel um die Digitalisierung der Parteiarbeit geht.
Insgesamt gilt der Satz des amerikanischen Science-Fiction-Autors William Gibson: „Die Zukunft ist schon da. Sie ist bloss noch nicht gleichmässig verteilt.“ Insofern sind wir wieder beim klassischen Verteilungsproblem.
Ich würde mich freuen, wenn Du Dir auch einfach die Fragen kopierst und beantwortest.
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