Fast die Hälfte der Menschen arbeiten so, dass sie es nicht gesund bis zur Rente schaffen. Die setzen aber öffentlich die Standards.
Ich finde es bemerkenswert, wenn sich Arbeitgeber auf LinkedIn offen dazu bekennen, sich nicht an Gesetze zu halten, sofern sie bspw. das Arbeitszeitgesetz betreffen. Andere Arbeitgeber jubeln ihnen zu. Es gebe bei ihnen keine Zeiterfassung, alle könnten arbeiten wie sie wollten. Das sei Freiheit. Das sei Firmenkultur. Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass flexibles Arbeiten und Zeiterfassung super zusammen gehen.
Aber im nächsten Post beklagen diese hippen Arbeitergeber sich, dass sie keine Leute finden. Und in fünf Jahren posten sie, dass sie sich übernommen haben und jetzt erst einmal eine Auszeit nehmen, um ihre Einstellung zur Arbeit zu überdenken.
Dahinter steckt die alte Idee, dass Arbeit nur gut ist, wenn sie hart ist. Dann macht man es sich extra schwer, wenn man Prozesse nicht so gut plant, dass sie möglichst wenig stressen. Die mangelnde Planung kann man ja immer noch durch Kraft ersetzen. Da darf man sich dann nicht so anstellen und zu genau auf die Uhr schauen. Neudeutsch nennt man das „Hustle Culture“:
„In der Hustle Culture geht es darum, hart zu arbeiten, lange Stunden zu investieren und ständig nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um voranzukommen. Dabei wird häufig die Vorstellung vermittelt, dass Erfolg nur durch unablässigen Einsatz und den Verzicht auf Freizeit und Erholung erreicht werden kann.“
neueswort.de
Exzessives Arbeiten bedeutet, dass man viel und lange arbeitet und auch mal drei Sachen gleichzeitig macht. Zwanghaftes Arbeiten bedeutet, dass man meint, hart arbeiten zu müssen. Und suchthaftes Arbeiten ist die Kombination von beidem.
Am Ende ist ein Arbeitsvertrag der Vertrag darüber, dass man X Stunden gegen Y Euro tauscht.
- Die Arbeitgeberin kann dafür „Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen näher bestimmen“. GewO §106
- Der Arbeitnehmer muss dafür Arbeit „mittlerer Art und Güte leisten“. BGB §243
Die Arbeitgeberin beschäftigt oft eine ganze Abteilung mit der cent-genauen Abrechnung seiner Vertragsseite und hat keine Lust darauf, dass der Arbeitnehmer das auch tut. Außer die Arbeitgeberin hat den Eindruck der Arbeitnehmer arbeitet zu wenig…
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