Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann man einiges Erleben. Einfacher wäre es auf der Straße, wenn mehr Menschen mehr Rücksicht nehmen würden.
Die Grundregeln der Straßenverkehrsordnung besagen: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“
Als Fahrradfahrer hat man es nicht immer leicht. Seit Jahrzehnten sind die Straßen vor allem für Autos optimiert worden. Das ändert sich gerade und nach und nach werden auch Radfahrer und Fußgänger berücksichtigt. Aber auf dem Rad ist es trotzdem noch immer ein kleines Abenteuer, den richtigen Weg zu finden.
Der Fußgänger
Neulich bin ich meinen üblichen Weg zur Arbeit gefahren. Da war der Radweg plötzlich zu Ende. Ich stand an einer Absperrung und konnte die Straße nicht überqueren, wie ich es sonst an dieser Stelle immer mache. Die Straße sollte neu asphaltiert werden. Die Autos hatten eine Umleitung bekommen. Die Fahrräder nicht.
Da noch nicht gearbeitet wurde, konnte ich mich an einer Stelle durch die Absperrung schummeln und 50 Meter weiter auf der anderen Seite wieder auf den Gehweg. Ja, das war nicht regel-gerecht. Aber ich wusste nicht einmal wo ich legal hätte entlang fahren können.
Nun musste ich mich 50 Meter auf dem Gehweg bewegen. Ja ich hätte absteigen können, aber wenn ich langsam und vorsichtig fahre, kann ich auch auf dem 2 Meter breiten Weg fahren. Dachte ich.
Der Mann auf dem Gehweg sah das anders. Der ging genau so in der Mitte, dass ich nicht vorbei konnte. Ich sagte freundlich „Vorsicht, darf ich durch?“ Der schnauzte zurück: „Ne, das ist ein Gehweg,“ und lief dann tatsächlich noch 30 Meter weiter extra breit und genau in der Mitte, damit ich auf keinen Fall vorbei komme. Wie kann man nur morgens schon so scheiße sein?
Der Autofahrer
Links abbiegen bedeutet für Fußgänger und Radfahrer in der Regel, dass sie an zwei roten Ampeln stehen müssen: Zum Überqueren der einen Straße und dann noch einmal zum Überqueren der Querstraße. Dort wo man dann warten soll, ist kein Platz dafür vorgesehen, dass man dort warten kann, ohne gleichzeitig den Querverkehr zu blockieren. Darüber hinaus gibt es an Rad- und Fugängerampeln keine Gelbphase. Die Ampel springt einfach von grün auf rot.
Man freut sich also, wenn man so an einer Kreuzung ankommt, dass man zumindest die erste Ampel noch grün erwischt. Manchmal kommt man dann flott an der Kreuzung an und die Ampel springt auf Rot.
Vor ein paar Tagen sah ich, wie einem Lastenradfahrer genau das passiert ist: Er kam zügig an die Kreuzung gefahren, dann sprang die Ampel auf Rot. Statt voll in die Eisen zu gehen, fuhr er weiter. Das fand das links abbiegende Auto so schlimm, dass der Fahrer den Radfahrer zur Strafe anhupte.
Tipp: Es ist echt scheiße, Radfahrer anzuhupen. Denn während man im Auto nur ein sonores Muuup hört, fällt man draußen vor Schreck fast vom Zweirad. Das kann man sich echt sparen. Die Hupe darf innerorts nur dazu eingesetzt werden, um auf eine gefährliche Situation hinzuweisen. Wenn der Vordermann an der Ampel plötzlich rückwärts auf einen zu rollt beispielsweise. Die Hupe dient nicht der Selbstjustiz NACH einer gefährlichen Situation. Vor allem, wenn es eine neue gefährliche Situation auslöst und der Radfahrer vor Schreck vom Fahrrad fällt oder abgelenkt wird.
Die Radfahrerin und der LKW
Gestern bin ich hinter einer Radfahrerin hergefahren. Wir kamen auf eine Ampel zu und glücklicherweise wurde die gerade grün für uns. Ich habe aber auch gesehen, dass an der Ampel ein LKW stand, der losfuhr, als neben ihm auf dem Radweg noch keiner von uns beiden zu sehen war.
Ich versuche immer in solchen Situationen Blickkontakt herzustellen. Die Radfahrerin offenbar nicht. Sie fuhr einfach stur auf die Kreuzung vor den LKW, der sie dann im letzten Moment doch noch sah und eine Vollbremsung machte. Die Radfahrerin war schon vor dem LKW als der zum Stehen kam. Ich hatte sie schon am LKW klebend gesehen.
Sie winkte den LKW dann genervt durch. Als er weg war, war unserer Ampel rot und sie versuchte mich als Verbündeten gegen diesen doofen LKW-Fahrer zu gewinnen. Aber das ist einfach nur dumm. Ich kann meine Vorfahrt nicht gegen einen LKW erzwingen. Ja, man kann Kreuzungen so bauen, dass Autos so weit abbiegen können, bis sie eine klare Sicht auf den Radweg haben. Aber diese Kreuzung ist noch nicht so gebaut.
Ich wüsste echt nicht, was der LKW-Fahrer hätte anders machen sollen. Ich hätte einfach gewartet, bis der durch ist und mich das Auto danach durch lässt.
Man muss die anderen Menschen nicht immer alle für Idioten halten. Jedes Verkehrsmittel hat seine Limitierungen. Da hilft nur Rücksicht. Entspannt kommt man sicherer ans Ziel.
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