Weil der Begriff „Propaganda“ verbrannt war, nannte Edward Bernay (1891–1995) seine Kunst „Public Relations“. Das Label ist neu – der Inhalt ist der Gleiche.
Wer heute von „Propaganda“ spricht, meinte meistens die Arbeit von anderen. Niemand würde das eigene Werben als „Propaganda“ bezeichnen. Denn unter Propaganda verstehen wir heute eher Kampagnen mit verdrehte Fakten in Fällen, mit denen politische Organisationen oder Staaten Stimmung machen wollen.
Propaganda, die
„systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen“
– Duden
Edward Bernay meinte damit etwas anderes. Propaganda ist eher das, was wir meinen, wenn wir sagen, jemand „propagiert“ etwas oder er ist „Propagandist“ einer Sache. Er definiert moderne Propaganda als „das stetige, konsequente Bemühen, Ereignisse zu formen oder zu schaffen mit dem Zweck, die Haltung der Öffentlichkeit zu einem Unternehmen, einer Idee oder einer Gruppe zu beeinflussen.“
Von der Idee überzeugt.
Es geht bei Propaganda darum, dass man eine Idee, von der man überzeugt ist, unter die Menschen bringt. Das sollte gerade nicht mit Lügen passieren und es sollte auch immer klar sein, wer der Absender der Propaganda ist. Sie ist mehr als nur Reklame, denn sie versucht nicht nur zum Kauf zu überreden, sondern die Einstellung der Menschen zu einem Produkt zu ändern.
Die Propaganda bedient sich dabei einem breiten Spektrum von Methoden. Vor allem erforscht sie ihr Arbeitsgebiet – den Menschen. Sie erforscht, was die Menschen wollen und nutzt das, um ihre Gewohnheiten zu ändern oder ihre Einstellungen. Propaganda schafft Ereignisse für die Medien, die die Wahrnehmung der Menschen verändern. Sie bedient sich aller verfügbarer Medien.
Propaganda als Manipulation
Das klingt manipulativ. Edward Bernay ist ziemlich unumstritten. Er hat das Rauchen auch bei Frauen populär gemacht. Er hat geholfen, Regierungen zu stürzen und er hatte ein Bild von den Menschen, das man heute noch breiter ablehnen würde. Denn er hat sie immer mehr als formbare Masse gesehen, die er als Public-Relations-Experte bearbeiten kann und muss.
Er hat Ärzte dafür bezahlt, mit ihrer Autorität Dinge in seinem Sinn zu vertreten. In gewisser Weise ist das eine Vorstufe zu all den Think Tanks und Instituten, die Wissenschaftlichkeit vortäuschen und die öffentliche Diskussion im Sinne ihrer Finanziers zu manipulieren.
„Propaganda“ liest sich erstaunlich aktuell – mit der einzige Ausnahme, dass er noch über ein Amerika schreibt, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Positionen von Männern innegehabt werden. Wer verstehen will, was „Public-Relations“ heute macht, sollte hier anfangen. Das Buch wird bei orange-press verlegt, hat 158 Seiten und kostet 18 Euro.
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