Männer, die ungefragt Ratschläge erteilen, sind das Thema des Twitter-Accounts @9replyguys. Scott Barolo und shrew betreiben den Account – im „Man up“-Podcast sprechen sie mit Aymann Ismail über das Phänomen des Reply-Guys und wie man ihn in sich selbst überwindet.
Entstanden ist die Idee des Reply-Guys in der Debatte um #MeToo in den Naturwissenschaften. Forscherinnen beklagten sich darüber, dass sie immer wieder von männlichen Laien ihr Fach erklärt bekommen. Übertragen kann man das aber auch auf andere Bereiche.
Scott Barolo und shrew unterscheiden neun verschiedene Arten von Reply-Guys: Drei, die es gut meinen. Drei, die den Fokus auf die „echten Probleme“ lenken wollen. Drei, die es nicht gut meinen.
Ich habe mal versucht, die zu übersetzen:
- Der Ratgeber ist ein ganz Guter: Er erklärt der Frau, warum alles nicht so schlimm ist und was sie tun sollte, damit es besser wird. Sie muss sich nur nicht so anstellen.
- Der Wächter der Höflichkeit findet, so dürfe eine Frau nicht reden. Deine Einstellung ist das Problem, Fräulein!
- Der Manipulator ist nicht so nett. Er erklärt der Frau, was sie eigentlich fühlen sollte. Es ist alles nicht so schlimm und wenn doch, ist sie selbst Schuld. Frau, was ist Dein Problem?
- Das Krümelmannster ist ein ganz Netter. Sogar seine Freundin sagt immer, wie gut er zu Frauen ist. Weil er so ein toller Feminist ist, kann er gar kein Sexist sein. Basta, Frau! Vielleicht ist er sogar tatsächlich ganz nett, wenn er das nicht so raushängen lassen würde.
- Der Mitmann findet, dass zu viel über die Probleme von Frauen geredet wird. Er und seine Kumpels haben auch Probleme! Reden wir doch mal darüber!
- Der Nervbolzen stellt doch nur Fragen! Frau, könntest Du die einfach mal beantworten und zwar mit der angemessenen Höflichkeit?
- Der Mansplainer erklärt der Frau ihr Fachgebiet. Er ist interessierter Laie, aber trotzdem meint er, dass er der Expertin noch etwas beibringen kann. Seine Beiträge fangen gerne mit „Naja…“ an oder mit „Eigentlich…“. Aber er meint es gut.
- Der Abgehobene zeigt der Frau, wo ihr Platz ist. Er und seine Kumpels stehen über allem. Frauen sollten ihm besser nicht in die Quere kommen und erst einmal auch etwas leisten.
- Und dann gibt es noch die Arschlöcher, denen verdeckter Sexismus nicht genügt. Die sind offen beleidigend.
Touché. Ich gebe zu, dass ich mich in der einen oder anderen Beschreibung erkenne und ich erinnere mich schaudernd an eine Diskussion, in der ich einer jungen Frau erklärt habe, dass sie nicht die einzige Person ist, die unsicher ist – viele Menschen sind unsicher! Und das auch noch auf eine furchtbar klugscheißerische Art.
Als sie mich darauf hingewiesen hat, war ich wirklich entsetzt von mir selbst – ich hatte es doch nur gut gemeint und fand mich in dem Moment auch noch wirklich schlau und hilfreich.
Das Netz macht es so einfach, überall seinen Senf dazu zu zu geben! Sie hat ihr Problem gepostet und da war dieser „Antwort“-Knopf drunter! Das ist doch eine Aufforderung für Ratschläge! Ne. Isses nicht. Das hab ich damals gelernt und es tut mir leid, dass das vermutlich nicht nur für mich hart war.
Jungs, „gut gemeint“, ist das Gegenteil von „gut“. Denkt das nächste mal dran, wenn ihr den „Antworten“-Knopf klickt.
Links
- slate.com: „Man up“
- slate.com: Confessions of a Former “Reply Guy”
- twitter.com: 9 Types of Reply Guys
Schreibe einen Kommentar