Bücher über die Zukunft haben in der Regel gemeinsam, dass sie eine Version der Zukunft beschreiben, die sich hinterher als ziemlich kurios daneben herausstellen. Bücher über die digitale Zukunft gibt es auch schon eine Menge. Aber wenn Eric Schmidt und Jared Cohen ein Buch über unsere digitale Zukunft schreiben, könnte das etwas Anderes sein. In den New York Times hat ausgerechnet Wikileak-Gründer Julian Assange das Buch rezensiert.
Eric Schmidt und Jared Cohen arbeiten zum einen für Google – einem der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt. Zum anderen verfügen beiden über einen überaus guten Draht in die Politik. Eric Schmidt hat 2008 den heutigen US-Präsidenten Barack Obama und Jared Cohen hat im Außenministerium Condoleezza Rice und Hilary Clinton beraten. Sie haben also einigen Einfluss auf die Zukunft.
Nichts weniger als die Zukunft der Welt neu formen wollen die beiden Autoren mit „The New Digital Age: Reshaping the Future of People, Nations and Business“ und laut Cover wird das Buch unter anderem empfohlen von Henry Kissinger, der damals den Friedensnobelpreis für die völkerrechtswidrige Bombardierung Kambodschas oder so bekommen hat und dem Ex-CIA-Chef Hayden. Assange schreibt:
„Google, which started out as an expression of independent Californian graduate student culture—a decent, humane and playful culture—has, as it encountered the big, bad world, thrown its lot in with traditional Washington power elements, from the State Department to the National Security Agency.“
Godwin’s Law…
Allein der Titel von Assange Artikel „The Banality of ‘Don’t Be Evil’“ sagt alles. Der ist angelehnt an Hannah Arendts Buch über den Eichmann-Prozess: „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht über die Banalität des Bösen“. Arendt beschreibt den Nazi-Verbrecher Eichmann als Menschen, der sich allzu gerne mit dem System arrangiert hat, der an sich aber kein Ungeheuer ist und trotzdem oder gerade deswegen für unendliches Leid verantwortlich ist. Eichmann ist nicht in der Lage selbst zu denken und antwortet in dem Prozess nur in Phrasen und Amtssprache. Assange:
„This book is a balefully seminal work in which neither author has the language to see, much less to express, the titanic centralizing evil they are constructing. “What Lockheed Martin was to the 20th century,” they tell us, “technology and cybersecurity companies will be to the 21st.” Without even understanding how, they have updated and seamlessly implemented George Orwell’s prophecy. If you want a vision of the future, imagine Washington-backed Google Glasses strapped onto vacant human faces—forever.“
Assange hat kürzlich mit „Cypherpunks: Freedom and the Future of the Internet“ das Gegenbuch dazu vorgelegt. Beide zusammen sind sicher eine interessante Lektüre.
Links
- New York Times: The Banality of ‘Don’t Be Evil’
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