Google hat in letzter Zeit offenbar unangekündigt mehrere Google-Accounts samt Inhalt gelöscht, wenn die Inhaber Pseudonyme bei Google+ benutzt haben. Daraufhin gab es eine Diskussion über den Wert und den Sinn von Anonymität im Internet.
Vorweg: Dass Google Jahre alte Accounts kommentarlos löscht, finde ich nicht richtig – egal welchen Grund es dafür gibt. Das Beispiel zeigt aber einen Nachteil von derartigen Cloud-Lösungen: Man ist dem Anbieter ausgeliefert. Der macht die Regeln, sitzt am längeren Hebel und nutzt diese Macht, wenn es passt.
In bin mittlerweile schon mehrfach von Accounts kontaktiert worden, die keine Personen sind – zum Beispiel „Sparen Lifeshop“. Business Accounts sind wohl in der Vorbereitung. Und ich kann Google nur darin unterstützen, diese Art Accounts zu löschen. Wenn man die Aktion Google positiv auslegen will, ging es bei der Löschaktion um solche Fake-Accounts und es wurde dann ein wenig zu großzügig gelöscht… in dubio pro reo Deswegen würde ich die weiteren Überlegungenvom konkreten Fall loslösen.
Pseudonyme
Meinetwegen soll jeder den Namen benutzen, der ihm oder ihr gefällt. Pseudonyme und Künstlernamen sind keine Erfindung des Internets. Nur anonym ist das nicht. Der Rückschluss auf die Person ist nur etwas schwieriger. Hier in den Kommentaren werden ja auch gerne Pseudonyme benutzt. Meistens sind das solche, die ich sehr leicht erkennen kann: Nur der Vorname, oder der Name des Blogs oder so. Ich freu mich dann über den persönlichen Beitrag. Kreti und Pleti kann aber nicht erkennen, wer das ist.
Anonymität
Anonymität hat der Regelfall zu sein – es sei denn, ich gebe mich zu erkennen – Wie außerhalb des Internets. Ich kann aber nicht erwarten, dass ich alles anonym machen kann – Wie außerhalb des Internets.
Wenn ich Internetseiten einfach nur lese, muss keiner wissen, dass ich das bin. Es kann dem Betreiber der Seite total egal sein, wer ich bin.
Wer bei mir kommentieren will, kann das anonym, pseudonym oder unter seinem Namen machen. Wer mich beschimpfen will, muss sich mir gegenüber zu erkennen geben – andernfalls lösch ich…
Wer bestimmte Leitungen von jemandem haben will, muss gegebenenfalls seine Anonymität aufgeben. Und wer einen normalen, höflichen Umgang mit seinen Mitmenschen haben will, muss das ohnehin tun. Die Frage ist dann: Welchen Sinn hat Anonymität in einem sozialen Netzwerk?
Und jetzt kommt mir nicht mit der arabischen Revolution. Aus normal genutzten Twitter-Accounts auf die Eigentümer zu schließen ist eine Frage des Willens und der Zeit. Man sollte sich nichts vormachen: Wer das Internet interaktiv nutzen will, gibt immer etwas von seiner Identität preis.
Foto: Some rights reserved by JacobDavis
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