Hach was ist das alles schlimm – Reformen, Reformen, Reformen und die schlimmste ist ja die Rechtschreibreform. Nachdem sich schon 1998 die FAZ gegen die neue Rechtschreibung entschieden hat, meinen nun auch „Spiegel“, „Bild“ und „Welt“, sie könnten mit den neuen Regeln nicht leben, „die Mängel sind zu gravierend“.
Spiegel- und und Springer-Vverlag erreichen ca. 60% der deutschen Haushalte und haben damit das Potential, die Reform zu kippen – doch wem soll diese Aktion eigentlich nützen?In einem Artikel des „Sterns“ zu diesem Thema mit dem Titel „Geheimsache ‚ß’ “ sind zur Anschauung alle Begriffe fett geschrieben, die nach neuer Rechtschreibung anders geschrieben werden als nach der alten. Das sind im Prinzip Wörter mit „ß“ – ein paar mit ph – das war’s dann auch schon.
Nun werden immer wieder Beispiele aus dem Hut gezaubert, nach denen man mit der neuen Rechtschreibung nicht mehr so eindeutig formulieren kann, wie mit der alten. Paradebeispiel: wohl verdient und wohlverdient – Beides habe einen unterschiedlichen Sinn, jedoch sei nach neuer Rechtschreibung nur die Getrenntschreibung erlaubt. Der österreichische „Standard“ legte das nun als falsch offen. Der Duden lässt beide Schreibweisen weiterhin zu.
Und dann sei ja auch das Auftreten von 3 gleichen Konsonanten hintereinander in einem Wort eine Zumutung für’s Auge: Pappplakat, Schifffahrt – ja hat denn dieses Land keine wichtigeren Probleme? 🙄
Man kann den deutschen Verlagen keinen Vorwurf dafür machen, dass sie nicht zufrieden mit der neuen Rechtschreibung sind. Man kann ihnen aber wohl vorwerfen, dass sie zurück zur alten kehren, statt nach vorne zu gehen und die gemässigte Kleinschreibung zu benutzen – so wie es die TAZ im Gegenzug tat. Der schweizer Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR) macht schon seit 1924 immer wieder derartige Vorschläge. Das wäre doch mal ein sinnvolles Einsatzgebiet für die publizistische Macht der grossen Verlage: Man treibt eine Entwicklung voran! Aber für solche Ideen scheint es im Moment in Deutschland nicht zu reichen. Irgendwie hat am Ende niemand etwas davon – nur die Verlage haben ein wenig Publicity.
Da kann man nur von Glück sagen, dass die Verlage diese Idee nicht auch schon bei der Einführung der 5‑stelligen Postleitzahlen hatten. Sonst würde wir vermutlich inzwischen wieder mit W‑2240 usw. leben. Und – meine Güte – was haben die Leute damals gegen diese unlogischen 5‑stelligen Postleitzahlen geschimpft. Letztlich ist Fünf doch Trümpf.
Schreibe einen Kommentar