Der Vortrag von Sarah Hiltner bei CCCamp Science Slam hat mir noch einmal deutlich gemacht, welchen handfesten, praktischen Wert das Gendern hat und was unsichtbar wird, wenn Frauen nur „mitgemeint“ sind.
Hast Du Dich jemals gefragt, ob sich geschlechtsspezifische Vorurteile auf die medizinische Versorgung auswirken, die Du erhältst? Sarah Hiltner hat in einer Studie untersucht, wie sich die Medizin in der Vergangenheit mehr auf Männer als auf Frauen konzentriert hat – und welche alarmierenden Auswirkungen das hat.
Von Anatomielehrbüchern, in denen die Klitoris ausgelassen wird, bis hin zu Arzneimitteltests, die hauptsächlich an Männern durchgeführt werden, hat sich das medizinische Wissen standardmäßig auf den männlichen Körper konzentriert. Dies führt zu Fehldiagnosen und unangemessener Behandlung von Frauenkrankheiten. Sogar die Symptome eines Herzinfarkts unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen, doch in den Lehrbüchern wird die männliche Erfahrung hervorgehoben: „Lockern sie den Kragen und die Krawatte“ – von BHs ist da keine Rede.
Sarah Hiltner nimmt diese und weitere Vorurteile aufschlussreich auseinander und zeigt auf, wie sich medizinischer Rassismus und Klassismus mit Sexismus überschneiden. Sie argumentiert, dass wir uns für gesundheitliche Chancengleichheit und einen intersektionellen, gerechten Ansatz in Medizin und Wissenschaft einsetzen müssen.
Wenn man nur in männlichen Formen schreibt und spricht, hat man eben doch immer nur Männer vor Augen. Nun könnte man sagen, dass es dann doch vielleicht genügt, wenn Lehrbücher in dieser Art auf die Sprache achten. Aber ich glaube, dass im Alltag dann trotzdem noch so viele Aspekte des Lebens verschleiert werden, dass ich es gut finde, wenn möglichst viele Menschen sicher mehr Mühe geben würden und an mehr Stellen ans Gendern denken.
Wer sich damit unwohl fühlt oder keinen Bock darauf hat, kann es gerne lassen. Aber dann sollte man zumindest anderen Menschen das Gendern nicht verbieten.
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Sarah Hiltners Vortrag beginnt bei ca. 32:10.
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