Verschiedene URL-Kürzungsdienste im Netz enden auf die Länderdomain .ly und bisher hat sich wohl kaum jemand Gedanken darüber gemacht, wofür das eigentlich steht. .ly ist die Länderdomain von Libyen. Verwaltet wird die vom libyschen Fernmeldeamt, dessen Vorsitzender Gaddafis ältester Sohn Muhammad al-Gaddafi persönlich ist. Neben einem moralischen Problem, könnte das ein rechtliches Problem sein, wenn man bedenkt, dass die Domains nach islamischem Recht verwaltet werden.
Die Nutzungsbedingungen der Libyschen Domainverwaltung sehen vor, dass die Domains zum Beispiel für sexuelle und pornografische Inhalte nicht genutzt werden dürfen. Der ShortURL-Service vb.ly musste erfahren, dass die Verwaltung diese Regel auch durchsetzt: Im September 2010 wurde die Domain ohne Warnung abgeschaltet. Nun versuch mal jemand in Libyen dagegen zu klagen…
Für schnell mal eben verlinkte Seiten, ist das vermutlich egal, wenn ein bestimmter Service plötzlich nicht mehr geht. Wer die kurzen URLs aber häufiger auch auf eigenen Seiten nutzt, muss damit rechnen, dass diese Links irgendwann einfach tot sind und es auch unmöglich ist, sie jemals wieder aufzulösen – Das ist natürlich immer ein Problem, zum Beispiel auch, wenn so ein Anbieter mal pleite geht, sein Geschäftsmodell ändert oder ähnliches.
is.gd als „ethische“ Alternative
is.gd bezeichnet sich selbst als ethischen Short URL Service. Sie versprechen, dass sie den Service mit dem aktuellen Sponsoring durch einen Hoster finanzieren, keine Werbung einblenden wollen, eine Top Level Domain aus einem Land haben, in dem nicht islamisches Recht gilt (.gd = Grenada, ein Inselstaat in der Karibik mit parlamentarische Demokratie unter konstitutioneller Monarchie. Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II) und der Service soll sogar CO²-neutral sein.
Man kann is.gd einfach über deren Homepage nutzen. Es gibt aber auch eine API und PHP Schnipsel, mit denen man schnell von einem anderen Service auf is.gd umstellen kann. Meine Links auf kaffeeringe.de zu Twitter und Facebook habe ich bisher mit tinyurl.com gekürzt. Die Umstellung des Plugins auf is.gd hat 3 Minuten gedauert.
In vielen Programmen wird is.gd schon unterstützt. Gwibber kann man auf is.gd umstellen, das Firefox-Plugin urlbarext kann is.gd und auch für Chrome gibt es eine passende Extension. Bei Twitterfeed.com kann man is.dg nutzen, wenn man als Shortener „custom“ auswählt und dann als Endpoint einträgt:
http://is.gd/create.php?format=simple&logstats=1&url=%@
Und is.gd verfügt zum Beispiel auch über eine Statistik Funktion und einen QR-Code-Generator. Dazu muss man einfach einen Bindestrich an eine gekürzte Domain anhängen. Was braucht man mehr?
Die Nummer sicher: Selbst kürzen
Wer ganz sicher sein möchte, was mit den gekürzten URLs passiert, kann auch einfach selbst einen Shortener betreiben. PHP Skripte gibt es dazu genügend. Man muss sich dann nur noch eine kurze Domain besorgen. Wirklich kurze Domains gibt es im .de-Bereich nicht mehr. Aber es gibt ja noch mehr Rechtsstaaten mit Top Level Domains.
Links
- Homepage: is.gd
- Ben Metcalfe Blog: The .ly domain space to be considered unsafe
- Wikipedia: Top Level Domain .ly
- Web Resources Depot: 7 Open Source And Free URL Shortener Scripts To Create Your Own
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Kommentare
Ich halte es für wichtig, in solchen Dingen zunächst darauf hinzuweisen, dass URL-Shortener prinzipiell böse sind und nur im wirklich notwendigen Umfang eingesetzt werden sollten: Ich binde ohne Not eine Dritten Dienstleister ein. Das ist systematisch problematisch, da der Dienstleister Pleite gehen kann (Nachhaltigkeit), böse werden kann (Datenschutz, Hijacking, Anlegen von Nutzerprofilen), kostenpflichtig werden kann oder (später) Werbung zwischenblendet. Schließlich kann der Shortener selbst Opfer einer Attacke werden.
Selbst wenn ich die Dienstleistung selbst anbiete, gilt das obere, jedenfalls teilweise. Es bleibt zudem der Umstand, dass URL-Aliase den Besucher in die Irre führen können. Auch das systematisch fehlerhaft und aus Sicherheitsgründen problematisch.
URL-Shortener sollten als nur dort eingebunden werden, wo es aus Platzgründen (Twitter, SMS) zwingend angezeigt ist.
„Braucht“ ist ja auch so eine Sache. Da musste ich gerade schmunzeln. 😀
URL-Shortener braucht man ja nur durch die künstliche Begrenzung der Nachrichtenlänge bei Twitter und SMS.
Bin auch generell kein Fan von shortenern; man weiß halt nicht was wirklich kommt wenn auf den link geht. Solange es nicht explizit von einem Freund kommt nutze ich die Sachen auch nie.
Also für ganz Moral- und Skrupelfreie:
http://goo.gl ! 😀
bit.ly betreibt noch einmal den gleichen Dienst unter http://j.mp
Eine kostenlose Software namens Yourls, mit der die Verkürzung von URLs funktioniert, ist schnell installiert und einsatzbereit. Großer Pluspunkt bei dieser Variante: Alle Daten laufen auf dem eigenen Server und sind absolut privat.
(gefunden auf http://blog.marketingshop.de/aus-lang-mach-kurz-10-url-shortener/ )