Es ist erstaunlich: Innerhalb weniger Tage kommen 50.000 Mitzeichner für eine Petition zusammen, die sich gegen die von der Regierung vorgeschlagenen Internetsperren richtet. Natürlich ist das ein Thema, das vor allem intensive Internetnutzer anspricht – trotzdem ist das Momentum der Bewegung erstaunlich.
Mittlerweile haben fast 90000 Menschen die Petition gegen die Internetsperren mitgezeichnet. In den ersten Tagen kamen pro Minute 20 neue Namen auf die Liste. Die Nachricht verbreitete sich per Blogs und vor allem per Twitter in Windeseile.Und die Kritiker sagen: Das konnte nur klappen, weil die Organisatoren so gut vernetzt sind. Aber das allein ist es nicht: Bei Twitter sagt niemand etwas aus Gefälligkeit weiter. Das könnte leicht als Spam aufgefasst werden. Und wer zu viel spamt wird nicht mehr gelesen = verliert Reichweite. Und das ist kontraproduktiv, wenn man Twitter als reine Verkündungsplatform nutzen will.
Es liegt etwas in der Luft
Das Thema war einfach reif: Seit Wochen lieferten sich Blogger und Politker eine mediale Schlacht: Blogger schossen sich auf die Schwachpunkte und Gefahren des Gesetzes ein und Politiker wie Familienministerin von der Leyen und Wirtschaftminister zu Guttenberg nutzen jede Gelegenheit gegen technisch versierte Internetnutzer zu poltern. In diese Atmosphäre kam die Petition als legaler, formaler Weg, „denen da oben“ mal zu sagen, was man von ihrer Politik hält. Und dazu war nicht viel mehr nötig als eine weitere Registrierung auf einem weiteren Portal (der ePetitions-Platform).
Wer sich in die Situation der Netzaktivisten versetzen will sollte zunächst lesen, wie die ticken. Auf manager-magazin-online.de gibt es einen ganz guten Einstieg: „Digital-Natives – Die Revolution der Web-Eingeborenen“. Sie beschäftigen sich schon seit Jahren mit den Möglichkeiten der globalen Vernetzung und empfinden diese Welt als Teil ihrer Realität: E‑Mail- ‚Chat oder Facebook-Kontakt sind genauso real wie der Nachbar.
In diese Welt hinein regiert eine immer weiter greifende Überwachungspolitik (siehe: daten-speicherung.de), die zum Teil in der Technikgläubigkeit der heutigen Politikergeneration begründet ist. Viele von ihnen glauben offenbar, dass sich mit genügend Technik alle gesellschaftlichen Probleme lösen lassen. Das glaubt die heutige Generation nur bedingt, denn sie kennt auch die Risiken der Technik. Hier stoßen ganz einfach zwei Weltbilder aufeinander – ein klassischer Generationenkonflikt.
Es liegt jetzt in der Hand der Politik, ob sich der Konflikt so zuspitzt wie 1968 oder Anfang der 1980er. Dieses Potential hat der Konflikt.
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