Immer wieder hört man die Geschichte vom Job-Suchenden, der vom Personaler mit kompromittierenden Party-Fotos konfrontiert wurde. So behauptet auch polylog.tv in der Folge „Rufmord 2.0“, dass sich naiver Datenexhibitionismus im Netz sich spätestens bei der Jobsuche rächt. Wie lange kann das noch so gehen, wenn immer mehr Menschen online sind?
Zum Thema „Höflichkeit“ steht bei Wikipedia:
„Im Gegensatz zur Freundlichkeit, mit der man vertraute Menschen behandelt, ist die Höflichkeit stark durch gesellschaftliche Normen und Umgangsformen geprägt und drückt sich oft durch respektvolle Distanz aus.“
Wie lange kommt man gesellschaftlich damit noch durch, dass man anderen Menschen im Internet digital nachschnüffelt, wenn Höflichkeit doch eine respektvolle Distanz bedeutet und wir wissen, dass uns die meisten Daten einfach nichts angehen? Wir wissen nichts über die Art und Weise, wie die gefundenen Informationen ins Internet gelangt sind. Da gibt es nämlich einige Fragen:
- Niemand kann verhindern, dass Andere Informationen über einen veröffentlichen. Noch dazu, wenn sie auf geschlossenen Plattformen veröffentlicht werden. Ich kann nicht überprüfen, was im StudiVZ über mich zu finden ist, ohne einen StudiVZ-Account zu haben.
- Selbst wenn die Informationen augenscheinlich von der Person selbst veröffentlicht wurde, heisst das nicht, dass sich da nicht jemand unter falschem Namen einen Streich erlaubt hat.
- Spielt da jemand eine Rolle, die in einem bestimmten Kontext einen anderen Sinn macht?
- Sind die Informationen überhaupt noch aktuell – wieviel haben sie noch mit der Person zu tun?
Die respektvolle Distanz ist derjenige Abstand, den ich freiwillig zum Anderen einhalte, obwohl ich es nicht müsste. Und Informationen, die ich nicht mit dem Ziel einer Bewerbung veröffentliche, gehen keinen Personaler etwas an. Genauso wie ihn der Inhalt meines Mülleimers, den ich zwecks Entsorgung nach draußen stelle, nichts angeht.
Das ist sicher jetzt noch nicht so, weil die ganzen ach-so-cleveren Google-Bediener dieser Welt stolz darauf sind, wenn sie einen Namen in Anführungszeichen in eine Suchmaschine eingeben und dann tatsächlich etwas gefunden wird. Wenn aber erst einmal von jedem Personaler selbst die Sauffotos vom Schützenfest zu finden sind, wird sich das sicher langsam ändern.
Links
- „Rufmord 2.0“, polylog.tv
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