Ich sitz nachmittags in der Küche und höre im Radio das erste Mal vom Amoklauf in einer Schule in Emsdetten. Und da war er wieder. Der Killerspiele Reflex: „Der Täter soll vor der Tat sogenannte Killerspiele gespielt haben.“ Also geht die Diskussion wieder los…1. „Soll“ sollte in einem journalistischen Text nichts zu suchen haben. Entweder hat man dafür belegte Quellen, oder nicht.
2. Gibt es Millionen von Computerspielern, die nicht Amok laufen. Da so einen direkten Zusammenhang herzustellen, finde ich mutig.
Also: Hat sich jemand von den Leuten, die jetzt schon wieder ein Verbot von „Killerspielen“ fordern überlegt, dass diese jungen Leute merkwürdigerweise immer in Schulen latschen, um sich zu rächen? Die gehen nicht ins Rathaus und bringen Leute um oder ins Fitness-Center – die gehen mit vorliebe in Schulen.
Das sind Typen, die ihr (Schul-)Leben lang Loser waren und nun keine Zukunft haben. Gerade vor ein paar Tagen gab es dazu einen Artikel bei Spiegel-Online darüber, dass laut einer Studie in jeder Klasse 2 Schüler gemobbt werden. Das ist reale Gewalt. Sie betrifft die Schüler jeden Tag und sie können ihr nicht aus dem Weg gehen.
DAS ist Gewalt, die verboten gehört. Aber seit Jahren werden alle Warnsignale aus den Schulen ignoriert. Stattdessen liest sich jeder die PISA-Studie so schön, wie sie ihm passt. Und jeder Gewaltexzess ist nur ein Einzelfall. Ob Rütli-Schule, Erfurt, Emsdetten oder die Fälle von Lehrern, die geschlagen werden. Aber naja – vielleicht sollten wir doch erstmal diese Computerspiele verbieten…
Links
„Ich will R.A.C.H.E“ – Der Abschiedbrief des Sebastian B.
ESL Pro Series: „Kein kausaler Zusammenhang zwischen Killerspielen und realer Gewalt“
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