Alle Jahre wieder gibt es internationale Vergleiche der verschiedenen Bildungssystem und offenbar fällt Deutschland von Jahr zu Jahr immer mehr zurück. Bei PISA waren wir noch Platz 21 von 31, doch die OECD warnt in ihrem diesjährigen Bericht, dass sich in Deutschland zu wenig verändere und weiter zurückfalle, da andere Länder schneller seien. Überraschend ist das nicht. Denn ausser eine Menge Medienrummel ist eigentlich nichts passiert. In Schule von gestern mit Lehrern und Schülern von heute soll auf morgen vorbereitet werden. So kann es nicht funktionieren. In den gleichen Gebäude und nach dem gleichen System, in dem im Kaiserreich die braven Soldaten und Fabrikarbeiter erzogen wurden, sollen die kreativen Teamarbeiter für die Zukunft unseres Landes ausgebildet werden.
Die Stunden sind immer noch 45 Minuten lang – über den Tag werden die Schüler mit Häppchenwissen vollgestopft, bei dem es am Ende nicht wundert, wenn kein vernetztes Denken dabei entsteht. Wenn man das System durchschaut hat, kann man mit minimalem Aufwand ganz passabel durchkommen.
Geändert aber wird nichts. Die Lehrer sollen sich ändern. Sie sollen den Unterricht ändern und sie sollen natürlich auch mehr arbeiten. Wie kommt ein Lehrer dazu nur 25 Stunden an seinem Arbeitsplatz zu sein? Übersehen wird dabei gerne, dass zu den Schulstunden noch jede Menge weiterer Arbeit kommt. Und das ist nicht nur die Unterrichtsvorbereitung, von der ja ohnehin immer behauptet wird, man würde sie nur so lange betreiben, bis man einen Ordner für jede Klassenstufe hätte, auf den man dann immer zurückgreifen würde. Dazu kommen aber noch Korrekturarbeit und viel Organisatorisches: Klassenfahrten und Elternabende fallen nicht aus der Wand. Zeugnisse werden nicht nur an einem Abend geschrieben usw. Bei all diesen Tätigkeiten kann man nicht mit alten Unterlagen schummeln.
Und dann sollen Lehrer mehr fächerübergreifend unterrichten und Projekte durchführen. Doch diese sind sehr zeitaufwändig und es fehlen oft die Einrichtungen in der Schule. Schon für produktive Gruppenarbeit fehlt oft der Platz im Klassenraum und Materialien sind kaum vorhanden. Wenn der Kopierer ausfällt, kann die Schule im Prinzip geschlossen werden. Oder die Schüler müssen die Aufgaben wieder von der Tafel abschreiben, wie zu Großmutters Zeiten.
In meinem Schulpraktikum habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Lehrer durchaus bereit sind, anderen Unterricht zu machen – die langweilen sich selbst so wie es zur Zeit läuft. Nur muss man sie dabei auch unterstützen und ihnen mehr Möglichkeiten an die Hand geben. Zur Reform des Schulsystems kann man sich andere Länder anschauen, oder die eigenen Experten fragen – Ideen gibt es genug, jedoch hat offenbar keiner der Damen und Herren Politiker wirklich Lust etwas zu ändern.
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