Eine Menge wird diskutiert über den „Party-Patriotismus“, seit der mit der WM 2006 auftauchte. Die „WM im eigenen Land“ hat zu einem wahren Boom in Schwarz-Rot-Gold geführt. In diesem Jahr habe ich mit diesem Phänomen noch mehr gefremdelt als in der Vergangenheit. Ich kann mit diesem ganzen Schwarz-Rot-Gold nix anfangen und ich war davon zu Anfang ziemlich genervt. Ich habe mich dann aber auf Spurensuche gemacht, Hinweise gesammelt und ich komme zurück mit einer Erkenntnis.
In seinem Blogbeitrag macht sich Dirk Baranek für Schwarz-Rot-Gold stark: „Wer Schwarz-rot-gold als Nazifahne diffamiert, agiert einfach unhistorisch.“ Aber den Vorwurf habe ich auch nirgendwo gelesen. Das Problem ist nicht die Fahne. Für mich steht sie für ein Land, dass ich für eines der weniger schlimmen auf der Welt halte. Bei allem, was ich gerne ändern würde: Mir fallen wenige Länder ein, in denen ich ebenfalls wohnen wollte und keines, in dem dann irgendwas extrem besser wäre. Aber auch ich war erst auf dieser Nationalismus-Fährte. Und ich wollte Beweise sammeln – mit der Kamera und dem Smartphone.
Am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sicher kein Spaß ist, als Holland-Fan zwischen lauter verschlandelten Menschen zu jubeln, wenn es 5:0 für Oranje steht. Das Problem, das ich aber mit der Verschlandelung habe: Es ist schlicht spießig. Bestärkt hat mich in diesem Befund ein Artikel bei der New York Times:
„In fact, outside official functions, the only place you’ll see it flying in Germany is in allotment gardens, the small plots tucked along railroad rights of way, tended by the sort of Germans who wear socks with their sandals.“
Und es passt – wird doch auch seit einigen Jahren die allgemeine Ausbreitung des Spießertums beobachtet. Es gibt keinen rationalen Grund dafür, dass alle die gleichen Farben tragen müssen. Das führt kein bisschen dazu, dass irgendein Sportler auf der Welt seine Leistung verbessert – auch wenn der Postillon etwas anderes berichtet.. Eine schland-farbende Plastikkette ist ein billiger Weg zu einer Gruppe zu gehören. Im Supermarkt ist mir neulich sogar ein Schland-Cape geschenkt worden. Damit wäre ich sofort dabei gewesen. Nicht mehr und nicht weniger leisten Trikots, Hüte, Vuvuzelas, Auto-Corso, La-Ola, Gesänge mit einfachsten Texten, Kleinwagen oder Familienkutschen mit Rückspiegelschonern und Staatsbeflaggung. Jeder weiß, dass ihr in Deutschland seid. Für Leute, die das Gefühl brauchen, in einer Menge aufzugehen, ist das eine tolle Sache. Und ich gönn es ihnen. Ich mag das nicht.
Fazit: Die Verschlandelung in Schwarz-Rot-Gold ist spießig. Da kann die aber Flagge nichts für.
Deichkind & Das Bo – „Ich hab eine Fahne“ (Offizielles Musikvideo + Lyrics) from Mark Paul Abare, Jr. on Vimeo.
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