Kamera, Laptop, Internet – mehr benötigt man nicht zum Aufbau eines Livestreams. Einen Streamingserver, wie noch vor einigen Jahren, muss man für gelegentliche Streams gar nicht mehr selbst betreiben: Verschiedene Anbieter haben sich darauf spezialisiert, derartige Dienste kostenlos anzubieten – so steht im Handumdrehen der Stream.
Für meinen ersten Livestream habe ich mir justin.tv ausgesucht – es war einfach der erste Streaming Anbieter, über den ich gestolpert bin und das Streaming hat recht schnell und unkompliziert funktioniert. Dazu ist es möglich den Stream, wie bei Youtube-Videos, in die eigene Seite einzubauen.
Justin.tv übernimmt das, was früher richtig viel Geld gekostet hat: Einen Server anzubieten, auf den die Zuschauer zugreifen, um den Videostream abzurufen. Mit einer einfachen Leitung schickt man das Bild an Justin.tv und von dort aus, wie es verteilt.
An Justin.tv senden
Justin.tv bietet einen eigenen Flash-Client, der Webcams und Mikrofone erkennen kann – normale DV-Kamera sollten auch per USB erkannt werden. Der Flash-Client bietet allerdings relativ wenig Einstellungsmöglichkeiten – als Alternative bietet Justin.tv es an, dass man den Flash Media Live Encoder 3 (FME3) benutzt. Der FME3 ist ebenfalls kostenlos, lässt aber verschiedene Einstellungen zu, die für meinen Stream wichtig waren:
- Die Übertragungsrate und das Codec lässt sich gezielt einstellen.
- Der Sound lässt sich konfigurieren.
Außerdem ist der Stream dann unabhängig vom Browser und seinen Launen.
Justin.tv bietet eine kurze Anleitung für das Zusammenspiel mit dem FME3 an, die auch eine Konfigurationsdatei umfasst. Diese Datei wird als Profil im FME3 geladen – Die Zugangsdaten für den Streaming-Server sind dann vorkonfiguriert – man muss ich nur noch um den „Eingang“ kümmern – also die Qualität des Video- und des Tonsignal.
Kamera anschließen
Eine normaler, kleiner HD-Camcorder ließ sich recht leicht per USB anschließen und streamen: Der FME3 erkennt den Camcorder als Gerät und wenn man ihn auswählt kann man den Stream starten. Leider war der Camcorder nicht tauglich, eine Veranstaltung in einer großen Halle zu streamen. Dafür habe ich dann eine andere Kamera (Sony PMW-EX1) benutzt, die über eine wesentlich bessere Optik verfügt und vor allem gut zoombar ist.
Die Sony-Kamera bietet allerdings weder über USB noch über Firewire ein digitales Signal und einen SDI-Eingang hatte ich nicht am Streaming-Laptop. Als Brücke habe ich das analoge AV-Signal genommen und durch eine Pinnacle MovieBox geschmissen. Die wiederum verfügt tatsächlich über eine Firefire-Schnittstelle und wird vom FME3 als Kamera erkennt.
Konfiguration
Damit die PMW-EX1 auf dem analogen Ausgang ein Bild liefert, muss das im Menü eingeschaltet werden: Im Videomenü muss YPbPr/SDI Out Select auf SD geschaltet werden und damit die Kamera-Menüs nicht mit übertragen werden, kann dann YPbPr/SDI Out Display ausgeschaltet werden.
Da die PMW-EX1 über XLR-Anschlüsse verfügt, konnte ich auf dem Channel 1 (links) direkt den Saalton abnehmen und den FME3 auf Mono-Streaming schalten. 96kbps sind durchaus ausreichend für Übertragungen von Gesprächen.
Mit der vorhandenen DSL-Leistung war es möglich für den Videostream 800kbps einzustellen zusammen mit den 96kbps für den Ton waren das knapp 900kbps für den Stream. Dazu empfiehlt Justin.tv „Deinterlace“ einzuschalten. Das zusammen ergibt eine ziemlich gute Übertragung.
Bei einer UMTS-Übertragung und einer guten Verbindung, läuft es noch mit 300kbps für das Bild recht gut. Bei schlechteren Verbindungen hakelt es dann doch ab und zu.
Weiterhören
In Chaosradio Express 137 beschäftigen sich Tim Pritlove und Nicolai Longolius 2 Stunden lang mit den verschiedenen Aspekten des AV Streaming. Wer einen groben Überblick über das Thema bekommen möchte, kann sich dort gut einhören.
Links
- Chaosradio Express: AV Streaming
- Adobe: Flash Media Live Encoder 3
- Streaming Video: justin.tv
- Anleitung: justin.tv + Adobe Flash Media Live Encoder
Foto: photocase.com | ron flehmer
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