In diesem Jahr feiern wir am 24. Dezember nicht nur Weihnachten, sondern auch 10 Jahre HTML 4.01 – so lange ist es schon her, seit das W3C zuletzt eine HTML Spezifikation beschlossen hat. Mittlerweile aber kommt wieder Bewegung in die HTML Entwicklung. Zeit, sich HTML 5 näher anzuschauen.
Das W3C hatte eigentlich beschlossen das von SGML kommende HTML durch das XML-basierte XHTML abzulösen. XHTML 1.0 war quasi HTML 4.01 bloß in XML abgebildet. In dieser Richtung wurde vom W3C nun weiter gearbeitet.
Den Mitarbeitern einiger Browserhersteller ging das zum Einen zu langsam und zum Anderen entsprach nach ihrem dafürhalten der geplante Dokumenten-basierte Ansatz von XHTML2.0 nicht der Realität im Web. Dort sahen sie immer mehr Webapplikationen und immer weniger „Seiten“. Außerdem sollten Standardplugins wie Flash überflüssig gemacht werden. Mit diesen Ansprüchen startete die WHATWG 2004 das Projekt HTML 5.
Was bringt HTML 5 Neues?
Ja, HTML 5 bringt einige neue Tags. Die Webkrauts haben sich damit schon damit auseinandergesetzt. Der leicht „semantischere“ Aufbau von Webseiten ist aber eigentlich der langweiligste Teil von HTML5.
Canvas/SVG
HTML5 bringt endlich einheitliche Lösung für Vektorgrafiken im Netz. Vektorgrafiken, die dann auch noch per JavaScript manipulierbar sind. Yeah! Nie wieder Flash. Hier mal zwei Beispiele für eine Seite, die komplett aus HTML5 Vektorgrafiken besteht:
- EMacs for Mac OS X – Designer werden sich freuen: Endlich sehen Webseiten überall gleich aus.
- Ein wenig interaktiver: Worldwide Firefox Downloads – Eine Vektorkarte, auf der live die aktuellen Downloads lokalisiert werden.
Video
Während es noch vor einigen Jahren ein Ding der Unmöglichkeit war, Videos im Internet so zu veröffentlichen, dass sie so halbwegs jeder so halbwegs gut gucken konnte, ist es jetzt dank Flash-Video sehr normal. Wie konstruiert das aber immer noch ist, sieht man, wenn man sich mal den nötigen Quelltext für so eine Youtube-Video-Einbindung anschaut. HTML5 soll hier abhilfe schaffen, indem es die nötige Video-Funktionalität einfach dem Browser abverlangt. Beispiel: Youtube in HTML5
Geolocation
Das Internet wird spätestens seit dem Siegeszug des iPhones immer mobiler. Wenn der Benutzer nicht mehr nur vom heimischen PC surfen kann, wird es relevant wo er sich gerade befindet. HTML5 definiert auch eine Schnittstelle, mit der Webanwendungen vom Browser erfragen können, wo sich der Besucher gerade befindet. Spätestens jetzt wird klar, dass HTML5 mehr als nur ein paar neue Tags ist.
Lokale Datenbank
Browser müssen in Zukunft auch eine Datenbank enthalten. In dieser können Benutzerinteraktionen zwischengespeichert werden. Das ist zum Beispiel dann interessant, wenn man eine Web-Applikation auf einer Bahnreise benutzen will. Bei klassischen Überlandfahrten bricht immer wieder die UMTS-Verbindung zusammen. Zukünftige Applikationen können so programmiert werden, dass sie die Benutzereingaben zwischenspeichern und bei erneuter Verbindung synchronisieren.
Web Workers
Im Browser werden inzwischen immer weniger reine HTML-Seiten angezeigt. Immer mehr Interaktion (Stichwort „Web2.0“) wird hauptsächlich durch JavaScript möglich. Mit „Web Workers“ können aufwendige Berechnungen von der Darstellung des Inhaltes abgekoppelt im Hintergrund berechnet werden. So lassen sich noch schnellere Applikationen in JavaScript implementieren.
Fazit
Wenn ich betrachte, wie weit das Internet schon mit dem ollen HTML 4.01 gekommen ist, kann ich mich nur auf das freuen, was HTML5 alles bringen wird. Allerdings erinnere ich mich noch an meine ersten Schritte in HTML 1994/1995 – und ich denke, dass die Tatsache, dass man damals HTML binnen einiger Stunden ziemlich gut verstehen konnte, das Internet groß gemacht hat. Davon entwickelt sich das Netz immer weiter weg und die Anwendungen werden immer komplexer. Aber gleichzeitig bietet natürlich das Web2.0 an sich schon so viele Möglichkeiten teilzunehmen, die fast keine technische Ahnung mehr verlangen.
Links
- Brad Neuberg: Introduction to HTML 5
Foto: photocase.com © JOEXX
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